Leseerlebnisse 2022...ich lese gerade...

[JMaria]

Mitternachtskinder hatte mir sehr gut gefallen, auch wenn ich anfangs Schwierigkeiten hatte. Aber tatsächlich denke ich hin und wieder an das Buch zurück. Viel Spaß damit, JMaria.

Ich fühl mich beim lesen unglaublich an Günter Grass erinnert. Vom Stil und auch dieser Knabe mit seiner ungewöhnlichen Kindheit, da kam mir die Blechtrommel in den Sinn. Ich mag Rushdies Stil sehr.

[Sonja]

Hallo Petra,

Hallo Sonja,

von "Sweetland" bin ich begeistert! Ich hatte erst leichte Startschwierigkeiten. Das lag aber nicht an der Geschichte. Es lag zum einen daran, dass ich das Buch begonnen hatte, als hier gerade privat Unruhe herrschte. Zur Ruhe bin ich zwar noch nicht wieder gekommen, aber so langsam legt sich die erste Aufregung, und ich kann mich wieder besser einlassen und konzentrieren. Zum anderen ist die Übersetzung an manchen Stellen etwas holprig geraten, was mich im Lesefluss zunächst etwas gestört hat. Nun bin ich aber mitten im Buch angekommen, und genieße es wirklich sehr! Die Figuren, ihre Verflechtungen, die langsam erkennbar werden, die raue Landschaft, und die Situation in der Sweetland steckt, all das ist ausgesprochen gelungen, interessant und atmosphärisch. Ich werde noch ausführlich berichten wenn ich es ausgelesen habe. Ich bin nun knapp bei der Hälfte, und somit kurz vor dem Zeitpunkt, an dem alle Bewohner die Insel verlassen, und Sweetland auf sich allein gestellt ist. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich dieser Teil des Romans entwickelt.

schön, dass Du bei “Sweetland” richtig angekommen bist und es genießt. Dass es Dich auch in einer unruhigen Zeit dann doch packen konnte, spricht für das Buch. Ich habe eben mal reingelesen und denke, es könnte was für mich sein plus Deiner Aussagen zu dem Buch hinsichtlich seiner Atmosphäre. Weiterhin viel Spaß damit!

Ja, das Abtauchen in die Literatur tut, lesend wie hörend, so gut! Es freut mich total, dass es dir besser gelingt als früher, dich auch in stressigen Phasen einzulassen und am Ball zu bleiben. Bei mir war ein Punkt, an dem da was bei mir passiert ist, als ich so lange krank war und wegen meiner Augenprobleme nicht wusste, ob ich irgendwann wieder werde lesen können. Als das dann wieder ging, wusste ich das so zu schätzen, dass es mir seither sehr wichtig ist, mich nicht vom Lesen abbringen zu lassen. Auch nicht von stressigen Phasen. Klar, man schafft es nicht an jedem Tag. Aber ich lasse nicht mehr zu, dass es allzu große Unterbrechungen meines Leserhythmus gibt. Sicher gibt es Situationen, in denen man den Kopf nicht frei bekommt. Sicher im Verlauf des Lebens auch leider mal längere, wenn einen große Erschütterungen aus der Bahn werfen. Aber von kleineren Erschütterungen lasse ich mich nicht mehr vom Lesen dauerhaft abbringen.

So freut mich sehr zu hören, dass du in der derzeitig stressigen Phase ein paar Abende gefunden hast, in denen du die restlichen 100 Seiten von Lacroix zu Ende lesen konntest. Sehr schön, liebe Sonja.

Danke und ich freue mich mit Dir, dass es bei Dir ebenso ist! Das muss furchtbar gewesen sein, dieses Gefühl, vielleicht nicht mehr lesen zu können.

Es klingt vielleicht blöd, aber früher hatte ich das Gefühl, wenn ich eine schlechte Zeit habe, werde ich dem Buch nicht gerecht. Zudem konnte ich mir dann meist auch keine Ruhe nehmen, die ich zum lesen brauche. Das ist nun anders. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gab es nicht so schöne Ereignisse, die mich zurück zu den Büchern brachten. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Bücher eine gute Zeit bringen könnten. Und das taten sie mit voller Wucht und im Laufe des Jahres nun auch in vollem Umfang: in print, als ebook und nun auch noch als Hörbuch. Nun merke ich auch in den derzeitigen Turbulenzen, wie gut mir das Lesen tut und kann mich besser auf die Geschichten einlassen. Aber ich stimme Dir zu. Es wird auch sicher nochmal Situationen geben, wo das nicht so gut gehen wird.

Dein Vorhaben, Lacroix im Weiteren Hörend zu begleiten, finde ich ebenfalls sehr schön. Mehr dazu dann auch von mir drüben.
Ich bin schon sehr gespannt auf Lacroix. Besonders auch, da man durch ihn, wie du schreibst, noch das ein oder andere über Maigret erfährt. Ich werde beizeiten berichten, wie Lacroix auf mich wirkt. Und so weiß ich schon mal, dass ich nicht auf große Ähnlichkeit zwischen ihm und Maigret hoffen muss. Und auf die Nebenfiguren freue ich mich schon. Klingt gut!

Ich bin schon sehr gespannt, wie Dir Lacroix und sein Team gefallen werden.

Aber nun erst mal viel Vergnügen mit den neun besten Geschichten von F. Scott Fitzgerald! Auf Fitzgerald habe ich ja auch wieder große Lust.

Danke sehr. Ich habe das Buch dieser Tage beendet. Gleich mehr dazu und zu meinem Neuen.

[Sonja]

Sonja, viel Freude mit den Erzählungen von Fitzgerald . Ich hoffe das kleine Schriftbild macht dir nicht zu sehr zu schaffen. Ich erinnere mich, dass du schon mal Probleme damit hattest.

Dankeschön, Maria. Die hatte ich. Ich bin dann doch zum ebook gewechselt, was deutlich angenehmer war. Ich hatte meinen Reader ja schon fast abgeschrieben, aber nun ist er wieder "back in the game".

[Sonja]

Die Erzählungen von F. Scott Fitzgerald habe ich diese Woche beendet. Im Großen und Ganzen haben sie mir gut gefallen. Manche hatten kleine Längen, was sich aber noch im Rahmen hielt, andere fand ich total klasse. Es subt hier noch “Zärtlich ist die Nacht”. Vielleicht etwas für das kommende Lesejahr. Mein Favorit bleibt nach wie vor “Der große Gatsby”.

Gestern Abend begann ich dann ein Buch, welches vor zwei Wochen eigentlich als Printbuch erscheinen sollte und worauf ich mich nun monatelang gefreut hatte: Georges Simenon: “Auf der Couch: Fünf Ärzte verhören den Autor”. Nachdem das Erscheinungsdatum auf unbekannt umsprang, überlegte ich hin und her und holte mir dann doch das bereits im Frühjahr erschienene ebook. Es gibt nicht viel dazu zu sagen: es ist Simenon, es sind 144 Seiten, ich bin halb durch. Dieser Autor fasziniert mich einfach.

[Sonja]

Ich bin durch mit Georges Simenons: “Auf der Couch: Fünf Ärzte verhören den Autor” und begeistert. An so vielen Stellen merke ich, warum Simenons Geschichten mich so sehr fesseln, warum mich seine Art zu schreiben so sehr packt. Normalerweise stehe ich nicht so auf psychologische Analysen, aber im Falle Simenons und seiner Bücher finde ich das alles hochspannend. Wie schön, dass es noch so viel von ihm zu entdecken gibt

[Sonja]

Nach einer kurzseitigen Stipvisite in der vergangen Woche zwischen Fitzgerald und Simenon, bleibe ich nun länger in der Bretagne bei Jean-Luc Bannalec mit seinem Kommissar Dupin, der in “Bretonische Verhältnisse” den Mord an einem alteingesessenen und hochbetagten Hotelbesitzer aufklären muss. Bisher kann sich niemand einen Reim darauf machen.

[Petra]

Hallo Maria und Steffi,

ihr habt zu "Lotte in Weimar" schöne Parallellektüre.

Maria, schön, dass du etwas von Salman Rushdie liest. Ich bin neugierig was du über "Mitternachtskinder" weiter berichten wirst. Deinen Vergleich zur "Blechtrommel" finde ich interessant.

Steffi, ebenso neugierig bin ich auf deinen weiteren Bericht zu "Dschinns".

Viel Lesevergnügen euch beiden!

[Petra]

Hallo Sonja,

stimmt, dass "Sweetland" mich trotz einer unruhigen Phase richtig fesseln konnte, spricht für das Buch! Ich bin durch. Es hat mir sehr gut gefallen. Ich berichte im Anschluss darüber noch ausführlich. Freut mich, dass ich dein Interesse an dem Buch wecken konnte.

Danke und ich freue mich mit Dir, dass es bei Dir ebenso ist! Das muss furchtbar gewesen sein, dieses Gefühl, vielleicht nicht mehr lesen zu können.

Ja, das war kein schönes Gefühl. Und ich bin so dankbar, dass es dann irgendwann wieder ging! Es ist eine große Freude, lesen zu können!

Es klingt vielleicht blöd, aber früher hatte ich das Gefühl, wenn ich eine schlechte Zeit habe, werde ich dem Buch nicht gerecht. Zudem konnte ich mir dann meist auch keine Ruhe nehmen, die ich zum lesen brauche. Das ist nun anders. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gab es nicht so schöne Ereignisse, die mich zurück zu den Büchern brachten. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Bücher eine gute Zeit bringen könnten. Und das taten sie mit voller Wucht und im Laufe des Jahres nun auch in vollem Umfang: in print, als ebook und nun auch noch als Hörbuch. Nun merke ich auch in den derzeitigen Turbulenzen, wie gut mir das Lesen tut und kann mich besser auf die Geschichten einlassen. Aber ich stimme Dir zu. Es wird auch sicher nochmal Situationen geben, wo das nicht so gut gehen wird.

Deine Gefühle, einem Buch in einer schlechten Phase nicht gerecht zu werden, verstehe ich gut. Ebenso dass du dir dann auch nicht die benötigte Ruhe zum Lesen nehmen konntest. Dass dir das inzwischen gelingt, freut mich sehr! Und vor allem auch, dass es sogar eher so ist, dass du das Gefühl hast, dass die Bücher dir eine gute Zeit bringen können. Genau das empfinde ich auch so. Das Lesen ist eine kleine Ausflucht, gerade in Zeiten wo es stressig oder unruhig ist. Natürlich, es gibt Dinge, da beherrschen die Gedanken und die Gefühle einen so sehr, dass es nicht gelingt, zu Lesen. Aber bei den kleineren Unruhen kann das Lesen eine Beruhigung und Stütze sein. Geht uns dann beiden inzwischen so. Das freut mich, liebe Sonja.

Und nun zu deinem aktuellen Lesestoff, und dem der letzten Zeit:

Vielen Dank für deine abschließenden Eindrücke zu den Erzählungen von F. Scott Fitzgerald. Schön, dass einige so lohnenswert waren. Die schwächeren verzeiht man dann gern. Dass bei dir "Zärtlich ist die Nacht" subt, ist auch schön. Mir hat es sehr gefallen, wenn auch "Der große Gatsby" unangefochten bleibt. Das sehe ich auch so.

Ansonsten bist du literarisch weiterhin in Frankreich unterwegs. Dass du dich wegen des verschobenen Veröffentlichungstermins bei Simenons "Auf der Couch: Fünf Ärzte verhören den Autor" auf das ebook verlegt hast, finde ich eine gute Entscheidung. Wozu so lange warten, zumal der Termin unbekannt ist. Du hast mich sehr neugierig auf die Analyse gemacht. Toll, dass sie hilft den Autor und sein Werk noch besser zu verstehen. Ich danke dir für die Einblicke.

Und nun bist du in der Bretagne und schaust Jean-Luc Bannalecs Kommissar Dupin über die Schulter. Ich bin sehr gespannt auf deine Eindrücke zu dem Krimi. Klingt auf jeden Fall vielversprechend.

[Petra]

Ich habe hier einiges nachzutragen.

„Sweetland“ von Michael Crummey habe ich beendet. Ein tolles Buch!

Im ersten Teil des Romans lernt der Leser die verschrobenen, eigenbrötlerischen Figuren kennen, die diese Insel vor Neufundland bewohnen. Nach und nach erkennt der Leser die Verflechtungen der Figuren untereinander. Kein plumpes Heruntererzählen der einzelnen Lebensgeschichten, sondern die Verflechtungen zeigen sich im Verlauf der Geschichte auf eine natürliche Art. Das ist sehr geschickt vom Autor gemacht.
Auch die Ausgangssituation, die geplante Umsiedlung aller Bewohner, ist Bestandteil der Handlung des ersten Teils. Sweetland ist der Einzige, der das Entschädigungspaket ablehnt, und die Insel nicht verlassen will. Er zieht damit den Unmut der anderen Inselbewohner auf sich, die sich dafür entschieden haben, das großzügige Paket anzunehmen. Da sie die Entschädigung erst erhalten, sobald alle eingewilligt haben die Insel zu verlassen, wächst der Druck auf Sweetland.

Im zweiten Teil ist die Umsiedlung erfolgt. Sweetland hat das Paket scheinbar angenommen. Ein Unfall verhilft ihm, unbemerkt auf der Insel zu bleiben. Eine moderne Robinsonade, und gleichzeitig eine Aufzeichnung des Verschwindens.

Die Grundstimmung erinnerte mich an den von mir hochgeschätzten, ebenfalls in Neufundland spielenden, Roman „Schiffsmeldungen“ von Annie Proulx. Beide Romane erzählen unterschiedliche Geschichten. Doch das Eigenbrötlerische an den Figuren und die Rauheit der Natur Neufundlands erzeugt diese Grundstimmung, die ich in beiden Büchern wahrnahm. Beide Autoren kennen Neufundland und die Menschen dort gut, und scheinen sie beide sehr gut getroffen zu haben.

Einzig die Übersetzung hätte ich mir etwas besser gewünscht. An manchen Stellen ist sie etwas holprig geraten, so dass manche Bilder unklar bleiben, und der Lesefluss an manchen Stellen gestört war. Dennoch sollte das nicht von diesem wundervollen Roman abhalten! Ich wünsche diesem Buch viele Leser. Und ich freue mich, dass mit „Die Unschuldigen“ (von einem anderen Übersetzer übersetzt) ein weiteres Buch von dem Autor ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe sehr, dass auch die übrigen drei Romane von Michael Crummey noch ins Deutsche übersetzt werden.

Gleich im Anschluss bin ich literarisch in See gestochen. Im Rahmen meines Leseprojekts „Seefahrt- und Abenteuerromane“ bin ich auf den Klassiker „Das Geisterschiff oder Der fliegende Holländer“ (Originaltitel:„The Phantom Ship“) von Frederick Marryat aus dem Jahr 1839 gestoßen, auf dessen Lektüre ich mich seither freue. Ins Deutsche übertragen wurde es von Maria Elisabeth Biener (Übersetzung von 1970). Ich habe die TB-Ausgabe vom Unionsverlag, die mit einer sehr schönen Covergestaltung zur Atmosphäre beiträgt.

Dem Roman merkt man an, dass der Autor selbst zur See fuhr. In „Das Geisterschiff oder Der fliegende Holländer“ griff er eine Sage auf, der nach der für seine Zornesausbrüche bekannte Kapitän William Vanderdecken an der Umsegelung des Kap der Guten Hoffnung an den dort tobenden Stürmen scheitert. Als er einen gotteslästerlichen Fluch ausstößt, wird er dazu verdammt bis zum Jüngsten Tag auf einem Geisterschiff die sieben Weltmeere zu durchkreuzen. Die Frau des unglückseligen Kapitäns beauftragt auf dem Sterbebett ihren Sohn Philipp, den Vater von seinem grausamen Bann zu erlösen.

Der Roman wird zu Recht als der Schmöker schlechthin bezeichnet. Wunderbar erzählt, atmosphärisch und dicht, versinkt man in der spannenden Geschichte, die u. a. Richard Wagner zu seiner Oper „Der fliegende Holländer“, Wilhelm Hauff zu seinem Märchen „Gespensterschiff“ und jüngst Filmproduzenten zur Kinofilm-Reihe „Fluch der Karibik“ inspiriert hat.

Ich bin schon halb durch, so atemberaubend ist die Geschichte. Im Thread zu meinem Leseprojekt werde ich noch ausführlich von dem Buch berichten, wenn ich es beendet habe.

Mit meinem ebook „Die Leuchtturmwärter“ von Emma Stonex habe ich mich ebenfalls ans Meer begeben. Auch hier erwartet mich eine mysteriöse Geschichte. Doch darüber berichte ich, wenn ich mehr in der Geschichte angekommen bin.

Mein vorheriges ebook („Bonbons Whiskey und ein Mord“) habe ich nach der Hälfte abgebrochen. Es war nicht schlecht, aber doch auch belanglos. Ich habe das Interesse verloren.

[steffi]

Zurück aus dem Urlaub habe ich gestern Dschinns beendet. Ich bin sehr beeindruckt, wie toll die Geschichte komponiert ist, schon die unterschiedlichen Erzähler sind raffiniert gemacht. Man erfährt einiges über die 2. Generation der türkischen Gastarbeiter, wie schwer es ist, dem Leben hier und den Wurzeln dort gerecht zu werden. Es ist ein Familienroman, aber am Ende hat doch jeder seine ganz persönliche Geschichte, mit der er umgehen muss. Das alles ist sehr lebensnah geschildert, man spürt die Wut, die Verzweiflung und den Kampf der einzelnen Personen, aber das alles wird in einer sehr schönen Sprache aufgefangen. Mir hat es sehr gut gefallen und es ist auf jeden Fall ein Top 2022 !