Leseerlebnisse 2023...ich lese gerade...

[steffi]

Hui Steffi, hast du die Loire-Schlösser bereist? Die stehen auf meiner Urlaubswunschliste mit ganz weit oben. Ich versuche im Urlaub auch immer, ein thematisch passendes Buch dabei zu haben. Mir geht es dann aber letztendlich so wie dir, irgendwie komme ich vor lauter Besichtigungen und Eindrücke verarbeiten nicht viel zum Lesen und hole das dann auch meist zu Hause nach.

Kann ich sehr empfehlen, Yvonne ! Wir haben in einem Zimmer in einer Jugendstilvilla gewohnt (B&B) und haben sehr viele wertvolle Tipps von den Besitzern erhalten und so auch mal abseits der Touristenströmen ganz wundervolle Eindrücke gesammelt. So waren wir zb in einem Schlösschen, in dem Balzac öfters längere Zeit zu Besuch war, ganz tolle Atmosphäre, mit einer interessanten Ausstellung über die neue graphic novel „Tolldreiste Geschichten“.

[Petra]

Ich bin auch wieder unter den Lesenden.

Ich habe mir mit "Der Gehängte von Conakry. Ein Fall für den Konsul" von Jean-Christophe Rufin ein Buch gewählt, das mir gute Ablenkung verspricht, leicht und locker ist, aber nicht platt. So hat es mich nach Westafrika in die Hauptstadt Guineas verschlagen, und ich begleite den Konsul Aurel Timescu in Conakry bei Ermittlungen, die er unauffällig neben denen der guineischen Polizei durchführt, als an Bord einer Yacht ein Mann kopfüber am Mast aufgehängt aufgefunden wird. Da Aurel für das französische Konsulat arbeitet, und der Tote ein französischer Landsmann war, kommt er an so manche Information, was ihm seine Ermittlungen erleichtert. Sein eigentlicher Beruf des Konsuls langweilt ihn. Er ist dort auch nicht gut angesehen. Seine geheime Leidenschaft gilt kriminalistischen Ermittlungen. Aurel ist nicht freiwillig in Guinea, sondern wurde dorthin versetzt. Er fühlt sich nicht wohl dort, der ewige Sommer dort ist nichts für ihn. Das Haus, in dem er lebt, hat er europäisch eingerichtet. Da es von außen recht zugewachsen ist, ist es darin weniger hell, so dass er sich dorthin zurückziehen kann, und das Gefühl hat, nicht in Guinea sondern in Europa zu sein. Vorzugsweise in seiner rumänischen Heimat, wenn er das ein oder andere Glas Tokajer trinkt, und auf seinem alten Piano spielt. Eine interessante Figur mit rumänischen Wurzeln, einem Vorleben in Frankreich und der Stelle eines Konsuls in Guinea. Gefällt mir! Zudem strahlt Aurel durch seine Trägheit und Skurrilität auch etwas gemütliches aus, was ich an Krimis sehr schätze.

Eigentlich wollte ich diesen Krimi wegen seines Settings im Sommer lesen. Durch meine Leseflaute kam es da nicht zu. Da es dieser Tage aber noch sommerlich warm ist, passt der Zeitpunkt auch wettertechnisch hervorragend!

Dass man bei dem Autor in besten Händen ist, verrät seine Vita: "Jean-Christophe Rufin, geboren 1952, ist einer der renommiertesten Autoren Frankreichs. Sein Debütroman wurde mit dem Prix Goncourt du premier roman und dem Prix Méditerranée ausgezeichnet, 2001 erhielt er den Prix Goncourt. Er war langjähriger Vizepräsident der Organisation Ärzte ohne Grenzen und außerdem Staatssekretär im französischen Verteidigungsministerium und beim Roten Kreuz. 2007 wurde er französischer Botschafter im Senegal. Rufin ist Mitglied der Académie française."

Eine Nachfrage beim Tropen Verlag hat ergeben, dass im Mai 2024 der zweite Band der Aurel Timescu-Reihe erscheint. Ich hoffe, dass auch die weiteren Bände noch übersetzt werden.

[JMaria]

Hallo Petra,

Der Gehängte von Conakry. Ein Fall für den Konsul" von Jean-Christophe Rufin

Ich habs kürzlich auch gelesen und freu mich auf den zweiten Teil.

[steffi]

Das klingt auf jeden Fall verlockend, Petra !

Ich habe mit Victory City von Salman Rushdie begonnen. Es fiel mir schwer, mich an den Stil zu gewöhnen, denn es ist ein bißchen im Stil eines indischen Epos erzählt und dadurch ergibt sich zu den Personen und der Handlung einen gewisse Distanz. Ich bin gespannt, wie es mir weiterhin damit ergeht.

[JMaria]

Das klingt auf jeden Fall verlockend, Petra !

Ich habe mit Victory City von Salman Rushdie begonnen. Es fiel mir schwer, mich an den Stil zu gewöhnen, denn es ist ein bißchen im Stil eines indischen Epos erzählt und dadurch ergibt sich zu den Personen und der Handlung einen gewisse Distanz. Ich bin gespannt, wie es mir weiterhin damit ergeht.

Klingt in meinen Ohren gut, dass es einem indischen Epos angelehnt ist, vielleicht anstrengend aber gut. Victory City subt bei mir noch.

[Sonja]

@Sonja: Du warst mit Maigret in New York. Das ist ja gleich doppelt toll! Und schön ist auch, dass er dir aus deiner Leseflaute heraushilft, bzw. ihr entgegenwirkt. Zum Glück war deine Leseflaute nur auf die mangelnde Lesezeit zurückzuführen. Bei mir auch, aber gleichzeitig hatte ich auch kein glückliches Händchen bei der Buchwahl. Das hat mich dann zusätzlich noch ausgebremst. Was die Reihenfolge der Maigrets angeht, so stimme ich dir zu. Da kann man wirklich nach Lust und Laune auswählen, da es keine Entwicklung gibt. Bei solchen Serien fällt es mir inzwischen auch leicht, von der Reihenfolge abzuweichen.

"Maigret bei den Flamen" klingt auch klasse! Das scheint richtig schön atmosphärisch gewesen zu sein. Danke für deinen Bericht!

@Petra: Ja, das war das richtige Buch zur richtigen Zeit. Bevor ich dazu griff, hatte ich auch in zwei andere Bücher hineingelesen, war aber nicht bei ihnen gewesen (ihre Zeit wird noch kommen; sie sind nur aufgeschoben). Und Maigret und New York war dann wirklich eine klasse Kombination.
Ja, bei den Maigrets werde ich nun nicht mehr nach vermeintlicher Reihenfolge auswählen, sondern einfach nach Lust und Laune.

@Sonja, deine Maigret-Erlebnisse lesen sich immer wunderbar !

@Steffi Danke Dir! Freut mich sehr, dass sie Dir gefallen

Deswegen guck ich zur Zeit immer nur kurz ins Forum. Im Krankenhaus habe ich das ebook begonnen Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet von Simenon und wie Sonja bereits geschrieben hat, es hat viel Atmosphäre, besonders im Kopf von Maigret zu sein ist spannend, wenn er grübelt was ihn irritiert und was er wohl übersehen hat.

@JMaria "Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet" - was für ein schöner Fall! Und passt auch gut in den Sommer. Mit Maigrets Überlegungen, gerade auch eigenes Hinterfragen sind für mich das Salz in der Maigret-Suppe. Einfach herrlich.
Und schön, dass Dir der Kommissar eine paar schöne Lesemomente in einer nicht einfachen Zeit bescheren konnte. Hoffentlich geht es Deinem Schwiegervater inzwischen wieder besser!

[Sonja]

Ich habe hier ein wenig etwas nachzutragen. Die letzten Monate hatten und haben es auch noch in sich. Deswegen war es aus meiner Ecke auch etwas ruhig geworden.

Nach meinem letzten Besuch bei Maigret bei den Flamen, verschlug es mich anschließend mit “Maigret und die Affaire Saint Fiacre” in Maigrets Heimatort. Was für ein tolles Buch! Fall kann man dieses Mal nicht schreiben, denn Maigret schaut sich alles von außen an, trifft Leute aus seiner Kindheit, sieht was auch Kindheitsorten geworden ist, denkt an den kleinen Maigret. Das alles spielt in einem kleinen Ort auf dem Land Anfang November. U die Atmosphäre wieder – ich konnte nicht umhin mir vorzustellen, dieses Buch gemütlich am Kamin auf der Couch mit einer guten Tasse Tee dabei zu lesen. Wer ein richtig schönes Herbstbuch mit Kriminaleinschlag sucht, wird hier fündig. Ein Top des Jahres für mich.
Es gibt als Nachwort einen herrlichen Essay von Andrea Camilleri, der seiner Begeisterung für Simenon, den er bereits im Jugendalter kennenlernte, Ausdruck verleiht.
Mit diesem Buch endete mein Juli mit Maigret (eine kleine schöne Statistikspielerei).

Anschließend war ich wieder mit Strike und Robin in London und Umgebung unterwegs. Im vierten Band “Weißer Tod” erhalten sie den Auftrag für einen Minister zu ermitteln. Auch dieser Band hat mir wieder sehr gefallen und nachdem vor kurzem bereits Band 7 erschienen ist, überlege ich, bald Band 6 zu lesen (Band 5 hatte ich verganenes Jahr bereits gehört).

Anschließend traf ich wieder auf Kommissar Maigret, allerdings zum ersten Mal in Form einer Erzählung. Und da es diese zurzeit noch nicht oder nicht mehr in deutscher Übersetzung gibt, griff ich zu einer Englischen: “ The Group at the Grand Café”. Maigret ist gerade im Ruhestand und im Dorf gibt es einen Mord und sämtliche Bewohner – Madame Maigret eingeschlossen – bedrängen den Kommissar. Dieser lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen, allerdings etwas grummeliger – wird er doch schließlich in seinem Ruhestand gestört. Es hat mir sehr gefallen, Maigret durch eine Erzählung zu treffen. So kann man mal eben einen schönen Kurztrip einschieben.
Der Ort, in den Maigret nach seiner Pensionierung zieht, ist im Übrigen Meung-sur-Loire *wink zu Steffi.

Nun lese ich – nach Anlesereien – wieder Maigret. In “Mein Freund Maigret” reist Magrait mit einem Inspektor von Scotland Yard auf die Insel Porquerolles, auf der Simenon in den 20er Jahren selbst einmal gelebt hat. Mr Pyke von Scotland Yard soll die Methoden Maigrets erlernen, womit dieser sich sehr unwohl fühlt. In der Folge lässt Simenon seine Leser noch mehr an Maigrets Gedanken teilhaben. Dabei stelle ich fest, wie sehr mir gerade diese Stellen sehr gefallen.

[Petra]

Hallo Petra,

Der Gehängte von Conakry. Ein Fall für den Konsul" von Jean-Christophe Rufin

Ich habs kürzlich auch gelesen und freu mich auf den zweiten Teil.

Hallo Maria,

schön, dass du den ersten Fall des Konsuls auch gelesen hast, und er dir gefallen hat. Ich bin noch dabei, komme aus gesundheitlichen Gründen leider derzeit kaum zum lesen.

Dass es im Frühling mit dem zweiten Fall weiter geht, ist toll, und auch dass der Verlag es mir verraten hat.

[Petra]

Liebe Sonja,

dein Lesebericht hat mir viel Freude gemacht! Und wie schön, dass der Kommissar es wieder einmal ist, der dich so treu durch deine Lesezeit begleitet. Dass du Maigrets Fälle nun nicht mehr nach der Reihenfolge sondern nach Lust und Laune liest, ist schön. Muss man gewiss auch gar nicht in Reihenfolge lesen.

Begeistert war ich, dass Andrea Camilleri ein Essay über Simenon geschrieben hat. Wie toll, dass es als Nachwort in “Maigret und die Affaire Saint Fiacre” enthalten ist. Ich vermute du hast die Kampa-Ausgabe? Ich werde es mir gleich mal näher anschauen. Klingt sehr toll, was du darüber schreibst, und das Essay ist eine wunderbare Zugabe!

Aber auch mit Cormoran Strike hattest du wieder eine schöne Lesezeit. Toll!

Bei mir fluppt es gerade nicht so. Ich habe einige gesundheitliche Baustellen, und im Moment unzählige Arztbesuche und einen Krankenhausaufenthalt hatte ich auch. Und das wo Ayhan gerade erst aus der Reha kam. Hier geht es deshalb gerade drunter und drüber. Ich komme wenig zum Lesen, und fühle mich im Moment auch leider nicht danach. Aber ich hoffe, dass es bald besser wird. Zumal ich wissen möchte, wer den "Gehängten von Conakry" auf dem Gewissen hat. Der Konsul gefällt mir als Ermittler sehr gut. Ich werde berichten, wenn ich weiter gekommen bin.

[steffi]

Alles Gute und gute Besserung, Petra !

Sonja, schön, dass dir Maigret auch in turbulenten Zeiten treu bleibt !

Nachdem ich mit Victory City doch noch fertig geworden bin, leider hat sich an der Erzählhaltung nichts mehr geändert und ich habe die letzten 100 Seiten eigentlich mehr überflogen, habe ich zwei vergnüglichere Bücher eingeschoben. Zum einen war das König Ludwig und der tote Preuße von Kirsten Kaiser, indem König Ludwig II und Herzogin Sophie (genau, die Schwester von Sisi) gemeinsam im Schloß Hohenschwangau ermitteln. Ein amüsanter Cosy-Krimi, der auch gut die damaligen historischen Ereignisse einfängt. Danach kam ein weiterer Lynley-Krimi dran: Mein ist die Rache von Elizabeth George, wie auch die vorigen Bände solide englische Krimikost. Leider kommt Havers in diesem Band eigentlich nicht vor, ich hab ihren Charakter vermisst.