von YvonneS2 » Fr 17. Feb 2023, 13:49
Hallo zusammen,
nachdem mich der blöde Corona-Virus fast zwei Wochen außer Gefecht gesetzt hat, hatte ich hier jetzt einiges nachzulesen, um mich wieder auf den neuesten Stand zu bringen, was eure derzeitige Lektüre betrifft. Da ist ja wieder das eine oder andere interessante Buch dabei, das ihr gerade lest und das ich mir mal näher ansehen muss.
Ich musste während meiner Corona-Infektion erstmal mit dem Lesen aussetzen, denn ich konnte mich gerade in den ersten Tagen auf kein Buch konzentrieren, ohne dass mein Hirn sofort „dichtgemacht“ hat. Zum Glück war der sogenannte „Brainfog“ nicht von Dauer und ist auch komplett wieder verschwunden.
Beendet habe ich nach einer etwas längeren Lesezeit „High Rising“ von Angela Thirkell. Ich hatte schon weiter oben zu Sonjas Post geschrieben, dass es für mich erst einmal eine Herausforderung war, wieder ein Buch im englischen Original zu lesen. Aber es hat sich gelohnt, hier bei der Stange zu bleiben, denn Angela Thirkell kreiert in ihrem Roman einen dörflichen Mikrokosmos, den sie mit unterschiedlichsten Figuren bevölkert, die alle ihre kleinen Macken haben und teilweise herrlich überzogen skurril und verschroben daherkommen. Im Fall des Sohnes der Protagonistin Mrs. Morland, der besessen ist von Zügen und der mit seiner ständigen „Klugscheißerei“ seine Umgebung terrorisiert, bewegt sich Thirkell hart an der Grenze zur Karikatur. Aber selbst diese Nervensäge ist mir beim Lesen ans Herz gewachsen. Das liegt vor allem auch daran, dass Frau Thirkell ihre Figuren samt ihren Befindlichkeiten und Macken zwar manchmal gehörig auf die Schippe nimmt, das geschieht aber mit einem liebevollen Augenzwinkern. Sie führt ihre Protagonisten nicht vor oder macht sich auf verletzende Weise über sie lustig. Die mit feiner Ironie durchzogene Handlung bewegt sich in den typischen Aufs und Abs des Landlebens dieser Zeit, von Thirkell mit leichter Hand erzählt und mit teilweise recht witzigen Dialogen versehen. Ich habe hier oft geschmunzelt. Damit mir von der unterschwelligen Ironie auch ja nichts entgeht, habe ich öfters mal nach Redewendungen und Begriffen gegoogelt, die sich mir nicht aus dem Kontext erschlossen haben und die man im heutigen englischen Sprachgebrauch wohl auch nicht mehr benutzt. Ich habe mich in Barsetshire sehr wohl gefühlt und werde definitiv wieder hierher zurückkommen. Die nächsten Bücher sind schon unterwegs.
Getreu dem Vorhaben, auch mehr britische Krimiklassiker zu lesen, habe ich mir danach endlich mal die Lord-Peter-Wimsey-Reihe von Dorothy L. Sayers vorgenommen und den ersten Teil „Ein Toter zu wenig“ gelesen. Da mir hier im Gegensatz zu den englischen Taschenbüchern die relativ günstigen Hardcover-Ausgaben des Rowohlt-Verlages besser gefallen, habe ich zur deutschen Übersetzung gegriffen, an der es auch nichts zu meckern gibt, weil sie den Sprachduktus von Sayers gut ins Deutsche transportiert, auch wenn die deutsche Übersetzung dadurch recht antiquiert daherkommt. Mit der Sprache und Sayers‘ Erzählstil hatte ich dann anfangs aber so meine Probleme, da musste ich mich erstmal reinlesen, denn Sayers hat schon eine eigene Art zu schreiben. Begeistert war ich jetzt nicht hundertprozentig von diesem ersten Teil, dazu fand ich die Handlung teilweise auch recht langweilig. Ich weiß auch nach wie vor nicht, was ich von Lord Peter halten soll. Meine Sympathien halten sich in Grenzen, auch wenn er ein interessanter Charakter ist und ich gerade das Zusammenspiel mit seinem Butler mochte. Den zweiten Teil werde ich noch lesen und dann entscheiden, ob ich mit der Serie weitermache.
Danach habe ich mit „Fuchsmädchen“ von Maria Grund einen schwedischen Thriller dazwischen geschoben, der mich nicht begeistern konnte, weil die Autorin mal wieder sämtliche Klischees skandinavischer Kriminalromane bedient. Wenn man der Autorin Glauben schenken möchte, haben offensichtlich alle Schweden einen Dachschaden und die schwedischen Polizisten im Besonderen, denn da scheint ja keiner auch nur ansatzweise normal zu sein. Sorry, aber das ist völlig unglaubwürdig und ich stand mehr als einmal kurz davor, das Buch abzubrechen. Für mich war das auch kein Thriller, sondern ein recht durchschnittlicher Krimi mit jeder Menge persönlicher Animositäten und privater Probleme der Ermittler/innen. Der Kriminalfall war ziemlich konstruiert und die Auflösung gespickt mit Logikfehlern. Der Klappentext verspricht mehr als er hält, die Vorschusslorbeeren sind ungerechtfertigt und wofür dieser Roman einen Preis bekommen hat, erschließt sich mir auch nicht.
Angefangen habe ich jetzt mit „Kalmann“ von Joachim B. Schmidt, weil es noch in die Jahreszeit passt. Ich bin zwar noch ziemlich am Anfang des Buches, aber Kalmann ist mir schon ans Herz gewachsen und da er zugleich der Ich-Erzähler ist, mag ich auch den an seine Figur angepassten Erzählstil. Ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht und freue mich aufs Weiterlesen.
Liebe Grüße von Yvonne