hard-boiled

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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » Mo 20. Feb 2023, 16:29

JMaria hat geschrieben:
Seine Jesse Stone-Reihe klingt ebenfalls gut, sind aber Polizei-Romane, also ein anderes Genre. Interessant: Die Bücher dienten als Vorlage für die Jesse Stone-Filme mit Tom Selleck.)


Die Serie fand ich sehr spannend und den Protagonisten zerrissen zwischen Alkoholabhängigkeit, Scheidung und sein Gerechtigkeitsgefühl, passt durchaus zu hardboiled.


Klingt wirklich gut! Hast du die Serie gelesen oder geschaut?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » Mo 20. Feb 2023, 16:29

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:Beim stöbern stieß ich auf Dorothy B. Hughes: "Ein einsamer Ort". Das Buch erschien 1947und ist einerseits selbst dem hard-boiled Genre zuzuordnen, die Autorin spielt aber andererseits auch mit den Merkmalen der bis dahin erschienenen hard-boileds.


Den habe ich mir letztes Jahr nach Erscheinen direkt zum Geburtstag gewünscht. Und das beste: Ich lese ihn gerade! :breit_grins:
Habe direkt nach Chandler damit begonnen. Ja, Dorothy B. Hughes soll eine der wichtigsten Vertreterinnen des hard-boiled sein, und das Genre in "Ein einsamer Ort" auf den Kopf stellen. Hier sollen es zwei Frauen sein, die stark sind. Bisher (ich bin auf Seite 70) sind die Züge eines Krimi Noir stärker vertreten. Auf jeden Fall sehr spannend. Die Handlung übt einen starken Sog aus. Ich werde in den nächsten Tagen im Lese-Thread noch berichten.
Der Krimi wurde damals übrigens mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle verfilmt.

Sonja hat geschrieben:mich auch :nicken_freudig: Der Kampa Verlag ist einfach klasse! Was er für wunderbare Bücher verlegt und Klassiker, die teils schon vergessen waren, heraus bringt. Einfach phantastisch!


Ja, das ist einfach großartig! Die haben solch ein tolles Programm, und bringen die (teils vergessenen) Krimis mit so viel Liebe raus, dass es einfach eine Freude ist!

Sonja hat geschrieben:Sie hat zum einen sehr abwechslungsreich in ihrem Lesejahr gelesen und zum anderen erfährt man im Kapitel über Krimis auch, dass ihre ganze Familie im Sommer immer einen Krimi nach dem anderen verschlang. Jeder hatte da so seine bevorzugten Autoren. Ross Macdonald mit Lew Archer sowie John D. MacDonald mit Travis McGee las ihr Vater gerne. So kam sie selbst auf die Beiden und las sie neben den Rennbahnkrimis von Dick Francis am liebsten.
Mit dem Hausboot hat mich Maria getriggert.


Interessant! Danke für die Einblicke in Teile ihres Lesejahrs. Dass ihr Vater sowohl Ross MacDonald als auch Travix McGee so gerne las (Edit: und zudem die Pferdesport-Krimis von Dick Francis, wie sympathisch, die mag ich auch so gerne!), und ihre ganze Familie im Sommer so gerne Krimis verschlang, ist toll! Ja, mich hat Maria auch mit dem Hausboot getriggert, und dem Weg, wie es erworben wurde (Pokern). Ich habe mir die drei beim Rotbuch Verlag erschienenen ungekürzten Krimis bestellt. Leider ja nur noch gebraucht zu bekommen. Aber mir war es wichtig, nicht die gekürzten Versionen zu lesen. Schade, dass sie nach dem dritten Band aufgehört haben. Zwei Bände sind schon eingetroffen. Das reinlesen verlockt zum Weiterlesen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon JMaria » Mo 20. Feb 2023, 23:25

Petra hat geschrieben:
JMaria hat geschrieben:
Seine Jesse Stone-Reihe klingt ebenfalls gut, sind aber Polizei-Romane, also ein anderes Genre. Interessant: Die Bücher dienten als Vorlage für die Jesse Stone-Filme mit Tom Selleck.)


Die Serie fand ich sehr spannend und den Protagonisten zerrissen zwischen Alkoholabhängigkeit, Scheidung und sein Gerechtigkeitsgefühl, passt durchaus zu hardboiled.


Klingt wirklich gut! Hast du die Serie gelesen oder geschaut?



Ich schaute die TV-Serie. Gelesen habe ich die Krimis noch nicht.
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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » Di 21. Feb 2023, 18:33

JMaria hat geschrieben:Ich schaute die TV-Serie. Gelesen habe ich die Krimis noch nicht.


Ah ok, Danke.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon Sonja » Di 21. Feb 2023, 22:08

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Den habe ich mir letztes Jahr nach Erscheinen direkt zum Geburtstag gewünscht. Und das beste: Ich lese ihn gerade! :breit_grins:
Habe direkt nach Chandler damit begonnen. Ja, Dorothy B. Hughes soll eine der wichtigsten Vertreterinnen des hard-boiled sein, und das Genre in "Ein einsamer Ort" auf den Kopf stellen. Hier sollen es zwei Frauen sein, die stark sind. Bisher (ich bin auf Seite 70) sind die Züge eines Krimi Noir stärker vertreten. Auf jeden Fall sehr spannend. Die Handlung übt einen starken Sog aus. Ich werde in den nächsten Tagen im Lese-Thread noch berichten.
Der Krimi wurde damals übrigens mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle verfilmt.


Wie cool ist das denn?!
Die Sogwirkung habe ich beim reinlesen auch verspürt, aber da ich ja gerade noch einen Krimi lese, wollte ich keinen Zweiten beginnen. Aber gut zu wissen, dass die Sogwirkung bleibt. Gut möglich, dass ich auch nicht mehr allzu lange mit dem Lesen warte :breit_grins: . Ich fand den Beginn gleich so klasse.
Das mit den zwei starken Frauen habe ich auch gelesen und auch schon gesehen, dass auch dieser hard-boiled (oder noir) wieder mit Humphrey Bogart verfilmt wurde, ebenso wie ja auch “Der große Schlaf” und “Der Malteser Falke”. Beim Schlaf spielt ja auch seine Frau Lauren Bacall mit. Die Film würde ich dieses Jahr auch gerne sehen. So kommt man dann auch über die Krimiklassiker zum goldenen Hollywoodzeitalter.

Petra hat geschrieben:Interessant! Danke für die Einblicke in Teile ihres Lesejahrs. Dass ihr Vater sowohl Ross MacDonald als auch Travix McGee so gerne las (Edit: und zudem die Pferdesport-Krimis von Dick Francis, wie sympathisch, die mag ich auch so gerne!), und ihre ganze Familie im Sommer so gerne Krimis verschlang, ist toll! Ja, mich hat Maria auch mit dem Hausboot getriggert, und dem Weg, wie es erworben wurde (Pokern). Ich habe mir die drei beim Rotbuch Verlag erschienenen ungekürzten Krimis bestellt. Leider ja nur noch gebraucht zu bekommen. Aber mir war es wichtig, nicht die gekürzten Versionen zu lesen. Schade, dass sie nach dem dritten Band aufgehört haben. Zwei Bände sind schon eingetroffen. Das reinlesen verlockt zum Weiterlesen.


Die Dick Francis Krimis warten auch noch auf mich. Ich hab nicht vergessen, dass Du sie so magst. Sie waren auch schon im letzten Jahr auf meinen Zettel gehüpft. Der Vollständigkeit halber: ansonsten standen bei der Familie hoch im Kurs Agatha Christie (älteste Schwester), Dorothy Sayers (mittlere Schwester), sowie Rex Stout und P.D.James (Mutter). Ich habe letztes Jahr das Krimikapitel nochmal gelesen, als das Genre so stark bei mir eingeschlagen hat.

Ja, die Art des Hausbooterwerbs ist auch cool. Das ist wirklich schade, dass nach drei Übersetzungen Schluss war. Aber schön, dass das reinlesen in das Buch lockt.

Ich freunde mich übrigens allmählich auch mit dem Gedanken an, womöglich doch auch mal das ein oder andere gebrauchte Buch zu bestellen :zusammenzuck: . Hätt ich ja nie gedacht :tuete_ueber_kopf:
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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » So 26. Feb 2023, 15:57

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:Wie cool ist das denn?!
Die Sogwirkung habe ich beim reinlesen auch verspürt, aber da ich ja gerade noch einen Krimi lese, wollte ich keinen Zweiten beginnen. Aber gut zu wissen, dass die Sogwirkung bleibt. Gut möglich, dass ich auch nicht mehr allzu lange mit dem Lesen warte :breit_grins: . Ich fand den Beginn gleich so klasse.
Das mit den zwei starken Frauen habe ich auch gelesen und auch schon gesehen, dass auch dieser hard-boiled (oder noir) wieder mit Humphrey Bogart verfilmt wurde, ebenso wie ja auch “Der große Schlaf” und “Der Malteser Falke”. Beim Schlaf spielt ja auch seine Frau Lauren Bacall mit. Die Film würde ich dieses Jahr auch gerne sehen. So kommt man dann auch über die Krimiklassiker zum goldenen Hollywoodzeitalter.


Ich fand's auch cool, dass du "Ein einsamer Ort" erwähntest, wo ich es gerade angefangen hatte. :breit_grins:
Dann hast du die Sogwirkung auch gleich beim reinlesen gespürt. Sonja, ich kann dir sagen, die steigert sich noch. Immer mehr und immer mehr. Man kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Und es ist so beängstigend glaubhaft, wie dieser Serienmörder in seiner Zerrissenheit dargestellt wird. Sein Charakter wirkt so authentisch, dass es einem eiskalt überkommt. Zumal man sich immer wieder dabei ertappt, dass man mit ihm fürchtet, dass seine wahre Natur entdeckt wird. Hochgradig spannend und authentisch! Ich bin sehr begeistert.

Allerdings, ein hard-boiled ist es nicht. Vermutlich wird er dem Genre gerne zugerechnet, da Dorothy B. Hughes diesen Krimi in einer Zeit schrieb, als die Krimiwelt von Chandler, Hammett und anderen männlichen Autoren dicht bevölkert war. Aber sie hat hier ein anderes Genre bedient (oder sogar geschaffen). Mich erinnert das Buch an Patricia Highsmith. Und im Nachwort von Megan Abbott (ich habe es noch nicht gelesen) soll stehen, dass Patricia Highsmith u. a. von Dorothy B. Hughes inspiriert wurde. Das glaube ich aufs Wort! Selbst Noir finde ich hier nicht ganz passend, auch dem Genre wird Dorothy B. Hughes Krimi gerne zugeordnet. Am ehesten würde ich es dem Genre "Suspence" zuordnen. Im Grunde ja nicht wichtig, aber so kann man gut einschätzen, was einen erwartet.

Definitiv setzt sie mit dem Buch den männlichen hard-boiled-Krimis aber etwas entgegen. Nicht nur, weil sie als Frau diesen Krimi schrieb, sondern weil hier tatsächlich zwei starke Frauen einen auffälligen Kontrast bilden zu den Frauen, wie sie in den hard-boiled-Krimis auftreten.

Sonja hat geschrieben:Die Dick Francis Krimis warten auch noch auf mich. Ich hab nicht vergessen, dass Du sie so magst. Sie waren auch schon im letzten Jahr auf meinen Zettel gehüpft. Der Vollständigkeit halber: ansonsten standen bei der Familie hoch im Kurs Agatha Christie (älteste Schwester), Dorothy Sayers (mittlere Schwester), sowie Rex Stout und P.D.James (Mutter). Ich habe letztes Jahr das Krimikapitel nochmal gelesen, als das Genre so stark bei mir eingeschlagen hat.

Ja, die Art des Hausbooterwerbs ist auch cool. Das ist wirklich schade, dass nach drei Übersetzungen Schluss war. Aber schön, dass das reinlesen in das Buch lockt.


Das Krimikapitel macht aber auch wirklich Lust auf allerlei Krimis. :nicken_freudig:
Und der Hausbooterwerb speziell auf die Travis McGee-Reihe.

Sonja hat geschrieben:Ich freunde mich übrigens allmählich auch mit dem Gedanken an, womöglich doch auch mal das ein oder andere gebrauchte Buch zu bestellen :zusammenzuck: . Hätt ich ja nie gedacht :tuete_ueber_kopf:


Ich kam da irgendwann einfach nicht mehr drum herum. Es gibt einfach so viele reizvolle Bücher, die nicht mehr erhältlich sind. Bevor ich die gar nicht lesen kann, habe ich mir lieber dann doch gebrauchte gekauft. Und oft findet man auch noch wirklich neuwertige oder zumindest saubere und wirklich gute Exemplare. Ich weiß das sehr zu schätzen, denn sonst bliebe einem mancher Schatz verschlossen. Besonders im Krimi-Genre gibt es einiges, was leider nicht mehr erhältlich ist. Wie schön, dass es dann den Gebrauchtmarkt gibt. Ich bin gespannt auf deine Entwicklung, und welche gebrauchten Bücher wohl die ersten sind, die bei dir irgendwann mal einziehen. Ich wünsche dir ein glückliches Händchen beim Kauf!
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Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » Do 2. Mär 2023, 17:30

Im Nachwort zu Dorothy B. Hughes‘ Kriminalroman „Ein einsamer Ort“ steht, dass man beim Lesen das Gefühl hat, als habe man nach langem Suchen das letzte Teil eines großen Puzzles gefunden. Diese Satz von Megan Abbott (Verfasserin des Nachworts) ist so richtig! Auch wundere ich mich darüber, wie solch ein Schlüsselroman des Krimi-Genres so lange vom deutschen Buchmarkt verschwunden sein konnte. Meine Freude darüber, dass der Atrium Verlag durch diese Neuübersetzung den Zugriff auf dieses wichtige Puzzleteil wieder möglich gemacht hat, ist groß!

Auch schreibt Megan Abbott, dass Dorothy B. Hughes Einfluss auf das Krimigenre bisher nicht angemessen gewürdigt wurde. Auch dem stimme ich zu. Beim Lesen fallen einem einige Autoren ein (M. Abbott nennt im Nachwort auch die wichtigsten), bei denen man stark vermuten darf (oder man sogar weiß), dass sie von Dorothy B. Hughes beeinflusst wurden. Mir kam beispielsweise beim Lesen mehrmals „Der talentierte Mr. Ripley“ in den Sinn, und so mancher Serienkiller in der Literatur, der an Dix Steele aus „Ein einsamer Ort“ denken lässt.

Doch nicht nur das. In dem Nachwort wird auch klar, wie „Ein einsamer Ort“ in das Genre hard-boiled eingeordnet werden kann. Weniger dadurch, dass er ein typischer hard-boiled ist. Sondern vielmehr dadurch, dass Dorothy B. Hughes ihn in der Zeit der großen hard-boiled-Krimis geschrieben hat, deren Vertreter alle männlich (Chandler, Hammett, Cain etc.) waren. Und weil sie in ihrem Roman das Genre in vielen Punkten umkehrt. Die Rollen der in den hard-boiled-Krimis typisierten Frauen (M. Abbott beschreibt das sehr treffend) werden in „Ein einsamer Ort“ gebrochen. Ebenso werden die harten Typen als Schwächlinge entlarvt.

„Ein einsamer Ort“ wurde, wie Chandler oder Hammetts Krimis, verfilmt. 1950 mit Humphrey Bogart und Gloria Grahame in den Hauptrollen. Auch damit wurde ihr Krimi in diese Riege aufgenommen. Megan Abbott beschreibt auch sehr gut in ihrem Nachwort, dass das für das etwas später so populäre Genre Noir so Prägnante längst in Dorothy B. Hughes‘ „Ein einsamer Ort“ enthalten war. Somit gilt sie auch als Pionierin des Krimi Noir.

Es sind Dorothy B. Hughes viele Krimis nachgefolgt, die gewiss Anleihen bei ihr genommen haben. Einigen davon ist das sogar großartig gelungen, und sie gehören zum Besten, was das Krimi-Genre zu bieten hat. Aber sie übertrumpfen Hughes damit nicht. „Ein einsamer Ort“ gehört ebenfalls zu den Besten! Die Geschichte entwickelt von Anfang an einen Sog, der sich immer noch steigert. Eine unglaubliche Spannung baut sich auf. Im Serienmörder Dix, aus dessen Sicht der Krimi erzählt wird, und im Leser. Sein Seelenzustand überträgt sich auf den Leser. Man will, dass sein Gegenspieler (sein alter Freund und jetztiger Cop Brub Nicolai) ihm auf die Schliche kommt, und gleichzeitig will man es nicht. Das hat auch viel damit zu tun, dass Dorothy B. Hughes Dix‘ kranke Psyche sehr glaubhaft schildert. Man fühlt mit ihm, und wenn sich bei ihm das Gefühl von Kontrollverlust und Herabsetzung in Wut und in Gewalt entlädt, dann erlebt man das durch ihn mit, und versteht für einen kleinen Moment, ohne jedoch die Außensicht zu verlieren, in der einem klar ist, wie schrecklich und unverzeihlich es ist, was er tut. Das macht ihn noch beängstigender.

Es gibt viele Krimis, die an die Spitze gehören. Dieser ist einer von ihnen.

Nun entdecke ich den nächsten Autor des hard-boiled-Gerne: Jim Thompson. Auch er findet im Nachwort von M. Abbott Erwähnung. Und da “Der Mörder in mir“ ebenfalls aus der Sicht eines Mörders erzählt wird, ist das genau der richtige Zeitpunkt, das Buch endlich aus dem Regal zu holen. Bericht folgt!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon Sonja » Sa 4. Mär 2023, 21:09

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:
Ich fand's auch cool, dass du "Ein einsamer Ort" erwähntest, wo ich es gerade angefangen hatte. :breit_grins:
Dann hast du die Sogwirkung auch gleich beim reinlesen gespürt. Sonja, ich kann dir sagen, die steigert sich noch. Immer mehr und immer mehr. Man kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Und es ist so beängstigend glaubhaft, wie dieser Serienmörder in seiner Zerrissenheit dargestellt wird. Sein Charakter wirkt so authentisch, dass es einem eiskalt überkommt. Zumal man sich immer wieder dabei ertappt, dass man mit ihm fürchtet, dass seine wahre Natur entdeckt wird. Hochgradig spannend und authentisch! Ich bin sehr begeistert.

Allerdings, ein hard-boiled ist es nicht. Vermutlich wird er dem Genre gerne zugerechnet, da Dorothy B. Hughes diesen Krimi in einer Zeit schrieb, als die Krimiwelt von Chandler, Hammett und anderen männlichen Autoren dicht bevölkert war. Aber sie hat hier ein anderes Genre bedient (oder sogar geschaffen). Mich erinnert das Buch an Patricia Highsmith. Und im Nachwort von Megan Abbott (ich habe es noch nicht gelesen) soll stehen, dass Patricia Highsmith u. a. von Dorothy B. Hughes inspiriert wurde. Das glaube ich aufs Wort! Selbst Noir finde ich hier nicht ganz passend, auch dem Genre wird Dorothy B. Hughes Krimi gerne zugeordnet. Am ehesten würde ich es dem Genre "Suspence" zuordnen. Im Grunde ja nicht wichtig, aber so kann man gut einschätzen, was einen erwartet.

Definitiv setzt sie mit dem Buch den männlichen hard-boiled-Krimis aber etwas entgegen. Nicht nur, weil sie als Frau diesen Krimi schrieb, sondern weil hier tatsächlich zwei starke Frauen einen auffälligen Kontrast bilden zu den Frauen, wie sie in den hard-boiled-Krimis auftreten.


das klingt richtig gut! Und macht das Buch noch mehr zu einem Kandidaten, welches bald gelesen werden möchte. Danke für Deine Einblicke! Der Sog beim reinlesen, war fast unwiderstehlich.

Interessant, dass sich der vermeintliche hard-boiled bei Dir als suspence entpuppte. So ging es mir auch gerade. Ich habe letzte Woche “The Blank Wall” von Elisabeth Sanxay Holding aus dem Jahr 1947 gelesen (berichte gleich noch nebenan im Thread) und las auch, sie gehöre zu den führenden hard-boiled Autorinnen. Raymond Chandler war auch sehr angetan von ihr, beschrieb sie aber als phantastische suspence-Autorin. Ich denke, das trifft es auch bei meinem Buch eher. Ich habe mich ehrlich gesagt, bislang nie mit den Feinheiten beschäftigt. Zu Patricia Highsmith haben wir uns ja letztes Jahr ausgetauscht. Wird wohl doch mal Zeit mit ihr und mir. Ich werde gerade auf das suspence Genre sehr neugierig.

Petra hat geschrieben:Ich kam da irgendwann einfach nicht mehr drum herum. Es gibt einfach so viele reizvolle Bücher, die nicht mehr erhältlich sind. Bevor ich die gar nicht lesen kann, habe ich mir lieber dann doch gebrauchte gekauft. Und oft findet man auch noch wirklich neuwertige oder zumindest saubere und wirklich gute Exemplare. Ich weiß das sehr zu schätzen, denn sonst bliebe einem mancher Schatz verschlossen. Besonders im Krimi-Genre gibt es einiges, was leider nicht mehr erhältlich ist. Wie schön, dass es dann den Gebrauchtmarkt gibt. Ich bin gespannt auf deine Entwicklung, und welche gebrauchten Bücher wohl die ersten sind, die bei dir irgendwann mal einziehen. Ich wünsche dir ein glückliches Händchen beim Kauf!


Ja, es gibt da auf dem Krimimarkt einiges, was dann doch nur auf diese Art und Weise entdeckt werden kann. Ich werde gerne berichten, wenn es soweit ist.
Liebe Grüße, Sonja

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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » So 5. Mär 2023, 18:06

Hallo Sonja,

Sonja hat geschrieben:das klingt richtig gut! Und macht das Buch noch mehr zu einem Kandidaten, welches bald gelesen werden möchte. Danke für Deine Einblicke! Der Sog beim reinlesen, war fast unwiderstehlich.

Interessant, dass sich der vermeintliche hard-boiled bei Dir als suspence entpuppte. So ging es mir auch gerade. Ich habe letzte Woche “The Blank Wall” von Elisabeth Sanxay Holding aus dem Jahr 1947 gelesen (berichte gleich noch nebenan im Thread) und las auch, sie gehöre zu den führenden hard-boiled Autorinnen. Raymond Chandler war auch sehr angetan von ihr, beschrieb sie aber als phantastische suspence-Autorin. Ich denke, das trifft es auch bei meinem Buch eher. Ich habe mich ehrlich gesagt, bislang nie mit den Feinheiten beschäftigt. Zu Patricia Highsmith haben wir uns ja letztes Jahr ausgetauscht. Wird wohl doch mal Zeit mit ihr und mir. Ich werde gerade auf das suspence Genre sehr neugierig.


Das war auch wirklich richtig gut! Und ja, es war dann eher Suspence, aber den hard-boiled erkennt man in den Umkehrungen auch, Megan Abbott hat das in ihrem Nachwort wunderbar herausgestellt. Solltest du es auch lesen, wäre ich sehr gespannt auf deine Eindrücke. Und ebenso falls du mal was von Patricia Highsmith liest.

Du hast aber auch eine sehr interessante Autorin entdeckt! Schade, dass es von ihren Krimis keine Übersetzungen ins Deutsche gibt. Danke auch für den Hinweis darauf, wie Raymond Chandler die Autorin gewürdigt hat.

Sonja hat geschrieben:Ja, es gibt da auf dem Krimimarkt einiges, was dann doch nur auf diese Art und Weise entdeckt werden kann. Ich werde gerne berichten, wenn es soweit ist.


Ja! :nicken_freudig:
Ich habe ja kürzlich noch zugeschlagen, und muss gleich noch von einem weiteren Kauf berichten. Denn auch die Jim Thompson Krimis sind vergriffen. Zwei, die mich am meisten interessieren, hatte ich damals gekauft. Aber ein dritter reizt mich sehr, den habe ich mir nun gebraucht bestellt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: hard-boiled

Beitragvon Petra » Sa 11. Mär 2023, 19:21

“Der Mörder in mir“ von Jim Thompson habe ich beendet.

Im direkten Vergleich mit „Ein einsamer Ort“ von Dorothy B. Hughes, den ich davor gelesen habe, und in dem ja auch ein Krimi aus der Sicht eines Triebtäters, eines Serienmörders erzählt wird, ist er lockerer, flapsiger erzählt. Der Inhalt wird dadurch besser verdaulich, deshalb passt das für mich. Denn es ist ein wirklich harter Krimi, da Lou Ford, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ein Sadist ist. Doch wenn man denkt, der Krimi sei damit vollkommen oberflächlich, so überrascht der Krimi zum Schluss hin, da er am Ende einen kurzen Moment einen ehrlichen Blick in eine zerstörte Seele gewährt.

Und auch wenn mir „Ein einsamer Ort“ in seiner Dichte noch um einiges besser gefallen hat, so ist auch „Der Mörder in mir“ ein großartiger Krimi, und Jim Thompson ein wichtiger Vertreter sowohl des hard-boiled, als auch des Krimi Noir. Ich hatte ausgesprochen unterhaltsame und spannende Stunden mit diesem Krimi, und habe mir während des Lesens noch zwei weitere Krimis von Thompson bestellt, was sicher zeigt, wie gut er mir gefallen hat. Und ein weiterer steht schon lange in meinem Regal. Ich freue mich auf Weiteres.

Jim Thompson hatte auch ein interessantes Leben. Ich verlinke an dieser Stelle mal zum Artikel bei Wikipedia.

„Der Mörder in mir“ erschien 1952, und wurde 1976 zum ersten Mal mit Stacy Keach in der Hauptrolle verfilmt. Eine weitere Verfilmung stammt aus dem Jahr 2010. In den Hauptrollen Casey Affleck, Kate Hudson und Jessica Alba. Diese Verfilmung habe ich mir gekauft, und möchte sie mir bald anschauen.
Liebe Grüße,
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