Mensch, hier ist ja heute was los!
Und ich habe jetzt auch noch einiges.
Zunächst eine Frage. Ich wurde vor einiger Zeit gehörig neugierig gemacht von Shaftoe und Steffi auf
James Ellroy. Die derzeitige Begeisterung für Chandler, das hard-boiled-Genre und Krimis, die in den 20er, 30er, 40er und 50er Jahren spielen, erweckt diese Lust auf die Romane von Ellroy aufs Neue. Hierzu zwei Fragen: Würdet ihr ihn eher im Genre hard-boiled einordnen, oder im Krimi noir? Und: welche seiner Reihen sind die besten? Ich tendiere zum ersten L. A. Quartett. Die Leseprobe von „Die schwarze Dahlie“ hat mir sogleich gefallen. Ich erinnere mich aber auch an heillose Begeisterung von Steffi über die Underworld-Trilogie.
Und jetzt noch zu der ein oder anderen Neuerwerbung (ich habe ja ordentlich zugeschlagen, und Schuld ist die entflammte Begeisterung für hard-boiled Krimis). Neben den beiden Krimis von
Dashiell Hammett, die in Neuübersetzung bei Kampa erschienen sind, habe ich bei Kampa noch einen Klassiker des Genres entdeckt (und mitbestellt): „Der letzte echte Kuss“ (der erste Fall für Sughrue) von
James Crumley, im Original erstmalig 1978 erschienen. Inspiriert wurde James Crumley von Raymond Chandler und Ross Macdonald. Zu Lebezeiten blieb Crumley der Ruhm verwehrt, er soll jedoch immensen Einfluss auf die Kriminalliteratur gehabt haben. Micheal Connelly (auch hier flammt mein Interesse erneut auf,… schlimm!) und Dennis Lehane betrachteten ihn als Vorbild, und Ray Bradbury hat sogar eine Figur nach ihm benannt (Bradburys Detective Crumley).
Und so kommt man vom Einen auf den Anderen. Es heißt, mit der Detective Crumley-Reihe verneigte sich
Ray Bradbury vor hard-boiled-Autoren wie Chandler und Hammett. Ray Bradbury widmet Band 1 auch u. a. dem Andenken von Raymond Chandler, Dashiell Hammett, James M. Cain, Ross Macdonald. Die Frage ist, wie soll ich jetzt wieder dieser Krimi-Reihe widerstehen? Die Reihe besteht aus: „Der Tod ist ein einsames Geschäft“, „Friedhof für Verrückte“ und „Bringen wir Constance um!“.
James M. Cain den Bradbury auch in seiner Widmung erwähnt, ist hier auch eine Erwähnung wert, wenn er wohl auch mehr dem Genre noir zugeordnet wird. Einer seiner bekanntesten Romane „Der Postbote klingelt immer zweimal“ wurde 2019 im Kampa Verlag in einer Neuübersetzung von Alex Capus (auch interessant, nicht wahr?!) herausgegeben. 2018 erschien im Arche Verlag eine Neuübersetzung von Peter Torberg von „Mildred Pierce“ (ebenfalls aber Genre noir).
Zum Philip Marlowe-Roman von
Benjamin Black, den ich nun glücklich in Händen halte, findet sich in den Anmerkungen John Banvilles (alias Benjamin Black) die Info, wie er zu dem Titel „Die Blonde mit den schwarzen Augen“ kam. In Chandlers Unterlagen fanden sich Notizen zu möglichen Titeln, u. a. „The Black-Eyed Blonde“. Ich finde es sehr schön, dass er sich damit (und mit ein paar anderen Dingen) direkt an Chandler gehalten hat. Übrigens: Das reinlesen macht schon mächtig Appetit!
Unter meinen Neuzugängen finden sich auch zwei Bücher
George Pelecanos. Aufmerksam wurde ich auf den Autor erstmalig dadurch, als er vor ein paar Jahren mit „Hard Revolution auf der KrimiBestenliste stand. Klang für mich sehr verlockend. Im Original erschien der Roman bereits 2004, in deutscher Übersetzung erst 2017 bei Ars Vivendi. Der Verlag hat ein Jahr später noch einen weiteren Roman Pelecanos herausgebracht, „Das dunkle Herz der Stadt“. Beide habe ich mir nun gekauft. Man hört oft, dass Pelecanos zu den besten Krimi-Autoren der USA zählt. Er wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem „Marlowe“ der Chandler-Gesellschaft, dem Maltese Fiction Award, dem Deutschen Krimipreis (für seinen Roman „Das große Umlegen“, bei Dumont unter dem Titel „Big Blowdown“ erschienen – erinnert im Titel ja schon an Hammett!), mit dem „Premio Raymond Chandler“, dem Hammett-Prize. Die Auszeichnungen allein schon geben Hinweis darauf, wie gut der Autor hier in diesen Thread passt. Es gibt mehrere Reihen von dem Autor, die Reihen und die chronologische Reihenfolge ist
hier schön aufgelistet. „Das dunkle Herz der Stadt“ gehört zur Nick Stefanos-Reihe, und beginnt gleich mit einem typsichen hard-boild-Satz: „Wie der meiste Ärger in meinem Leben, der mir widerfahren ist oder den ich mir eingebrockt habe, fing auch der in jener Nacht mit einem Drink an.“ (Der zweite Satz ist nicht weniger verlockend: „Niemand hat mich gezwungen, ich habe selbst eingeschenkt, zwei Fingerbreit Bourbon in ein schweres, angeschrägtes Shotglas.“) „Hard Revolution“ gehört zur Reihe der Washington-Romane. Auch hier verlockt die Leseprobe. Klingt nach einer dichten Erzählweise und nach viel Atmosphäre. Ich konnte mich nicht länger entziehen, und musste diese beiden kaufen. Und hier berichten. Nicht alles von George Pelecanos ist bereits übersetzt. Aber es gibt einiges bei Dumont, und diese beiden und „Prisoners“ bei Ars Vivendi.