Josephine Tey (1897-1952)
Verfasst: Sa 2. Dez 2023, 11:53
Eine zwar regelmäßig neu aufgelegte, aber doch leider hierzulande eher unter "ferner liefen" einzusortierende Autorin. Als Jugendlicher las ich nur einmal innerhalb des Readers Digest's Sammelbandes "Rätselhafte Spuren" eine Kurzfassung von "Der Erbe von Latchetts", die ich nur unter "ganz nett" in Erinnerung behielt. Als der Du Mont-Verlag Jahre später mit seiner Kriminalbibliothek startete, waren dann auch 4 Tey-Titel dabei, von denen ich allerdings nur zwei ("Wie ein Hauch im Wind" + "Der singende Sand") besaß, die ich mal aus einem Bücherschrank mitgenommen (und dann nie gelesen) hatte.
Der Kampa-Verlag (mal wieder...) eröffnete unter seinem Label Oktopus-Bücher vor zwei Jahren nun eine weitere Neuauflage in sehr schöner Aufmachung, in die ich dann auf Anraten meines Stammbuchhändlers einstieg (der Mann hat mich schon viel Geld gekostet...).
1. "Nur der Mond war Zeuge" (2021)
Der Titel sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier nicht um eine Neuübersetzung handelt, sondern um eine Neuauflage der Du Mont-Übersetzung "Die verfolgte Unschuld". Doch das ist der einzige Wermutstropfen an diesem gar nicht mal so dünnen Roman, der komplett ohne Mord auskommt und eher auf Charakterstudien und Sozialkritik setzt. Könnte sehr langweilig sein, ist es aber nicht. Der an sich unspektakuläre Fall (Haben die beiden Damen nun ein halbwüchsiges Mädchen entführt und wochenlang gefangengehalten?) wird mit Charakteren gewürzt, die so gar nicht den Klischees entsprechen, so daß man bis zum Ende tatsächlich nicht sagen kann, wem man glauben soll, auch wenn der durch jahrelange Krimilektüre geschulte Leser natürlich eine vage Ahnung hat, ohne diese jedoch belegen zu können. Und die Auflösung ist für die Entstehungszeit (1948!) durchaus gewagt. Alles in allem war das Buch eine sehr angenehme Überraschung, so daß ich der Autorin (und der Kampa-Neuauflage) weiter die Treue hielt.
2. "Alibi für einen König" (2022)
Auch hier haben wir es nicht mit dem typischen Kriminalroman zu tun. Inspektor Grant liegt mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus und langweilt sich tödlich. Rein zufällig stolpert er in dem von wohlmeinenden Freunden gelieferten Lesestoff über Richard III., den angeblich ruchlosesten Onkel der Geschichte, soll er doch seine beiden jungen Neffen (einer davon der legitime Thronfolger) ermordet und im Tower eingemauert haben, um selbst König zu werden. Heute ist fast als sicher anzunehmen, daß Richard das Opfer von cancel culture durch feindlich gesinnte Geschichtsschreiber wurde, um einen Staatsstreich seiner Gegner zu rechtfertigen, zur Veröffentlichungszeit des Romans (1951) jedoch galt er nach wie vor als der mißgestaltete (auch das nicht ganz der Wahrheit entsprechend) und ruchlose Mörder. Grant fallen jedoch einige Ungereimtheiten auf, und so stürzt er sich (lange vor Google und Co.) in umfassende Recherchen mit Geschichtsbüchern, Chroniken und sogar Kitschromanen - und kommt zu überraschenden Schlüssen, mit denen Tey der Zeit um Jahrzehnte voraus war.
Auch hier wurde eine bestehende Übersetzung, die unter dem gleichen Titel zuvor im DTV erschien wiederverwendet, doch auch hier fällt dies nicht störend ins Gewicht, sie liest sich flüssig und mitreißend (tatsächlich befand ich mich bei der Lektüre in einer ähnlichen Lage wie Grant und war nach einem Tag damit durch).
3. "Der letzte Zug nach Schottland" (2023)
Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage der Du Mont-Übersetzung "Der singende Sand". Die hatte ich zwar schon (s. o.), aber so eine schöne Ausgabe muß man einfach im Regal haben.
Das Buch kommt recht düster daher (tatsächlich wurde es erst posthum von Teys Erben kurz nach ihrem Tod veröffentlicht) und zeigt Grant nervlich angeschlagen und klaustrophobisch auf einer Erholungsreise nach Schottland. Sein Schlafwagennachbar erlebt die Ankunft jedoch nicht mehr, doch sieht es zunächst nach natürlichem Tod aus. Doch was hat es mit der Zeitung auf sich, die Grant versehentlich in Gedanken einsteckt, und auf der ein mysteriöses Gedicht steht?
Näheres, wenn ich die Lektüre beendet habe!
Der Kampa-Verlag (mal wieder...) eröffnete unter seinem Label Oktopus-Bücher vor zwei Jahren nun eine weitere Neuauflage in sehr schöner Aufmachung, in die ich dann auf Anraten meines Stammbuchhändlers einstieg (der Mann hat mich schon viel Geld gekostet...).
1. "Nur der Mond war Zeuge" (2021)
Der Titel sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier nicht um eine Neuübersetzung handelt, sondern um eine Neuauflage der Du Mont-Übersetzung "Die verfolgte Unschuld". Doch das ist der einzige Wermutstropfen an diesem gar nicht mal so dünnen Roman, der komplett ohne Mord auskommt und eher auf Charakterstudien und Sozialkritik setzt. Könnte sehr langweilig sein, ist es aber nicht. Der an sich unspektakuläre Fall (Haben die beiden Damen nun ein halbwüchsiges Mädchen entführt und wochenlang gefangengehalten?) wird mit Charakteren gewürzt, die so gar nicht den Klischees entsprechen, so daß man bis zum Ende tatsächlich nicht sagen kann, wem man glauben soll, auch wenn der durch jahrelange Krimilektüre geschulte Leser natürlich eine vage Ahnung hat, ohne diese jedoch belegen zu können. Und die Auflösung ist für die Entstehungszeit (1948!) durchaus gewagt. Alles in allem war das Buch eine sehr angenehme Überraschung, so daß ich der Autorin (und der Kampa-Neuauflage) weiter die Treue hielt.
2. "Alibi für einen König" (2022)
Auch hier haben wir es nicht mit dem typischen Kriminalroman zu tun. Inspektor Grant liegt mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus und langweilt sich tödlich. Rein zufällig stolpert er in dem von wohlmeinenden Freunden gelieferten Lesestoff über Richard III., den angeblich ruchlosesten Onkel der Geschichte, soll er doch seine beiden jungen Neffen (einer davon der legitime Thronfolger) ermordet und im Tower eingemauert haben, um selbst König zu werden. Heute ist fast als sicher anzunehmen, daß Richard das Opfer von cancel culture durch feindlich gesinnte Geschichtsschreiber wurde, um einen Staatsstreich seiner Gegner zu rechtfertigen, zur Veröffentlichungszeit des Romans (1951) jedoch galt er nach wie vor als der mißgestaltete (auch das nicht ganz der Wahrheit entsprechend) und ruchlose Mörder. Grant fallen jedoch einige Ungereimtheiten auf, und so stürzt er sich (lange vor Google und Co.) in umfassende Recherchen mit Geschichtsbüchern, Chroniken und sogar Kitschromanen - und kommt zu überraschenden Schlüssen, mit denen Tey der Zeit um Jahrzehnte voraus war.
Auch hier wurde eine bestehende Übersetzung, die unter dem gleichen Titel zuvor im DTV erschien wiederverwendet, doch auch hier fällt dies nicht störend ins Gewicht, sie liest sich flüssig und mitreißend (tatsächlich befand ich mich bei der Lektüre in einer ähnlichen Lage wie Grant und war nach einem Tag damit durch).
3. "Der letzte Zug nach Schottland" (2023)
Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage der Du Mont-Übersetzung "Der singende Sand". Die hatte ich zwar schon (s. o.), aber so eine schöne Ausgabe muß man einfach im Regal haben.
Das Buch kommt recht düster daher (tatsächlich wurde es erst posthum von Teys Erben kurz nach ihrem Tod veröffentlicht) und zeigt Grant nervlich angeschlagen und klaustrophobisch auf einer Erholungsreise nach Schottland. Sein Schlafwagennachbar erlebt die Ankunft jedoch nicht mehr, doch sieht es zunächst nach natürlichem Tod aus. Doch was hat es mit der Zeitung auf sich, die Grant versehentlich in Gedanken einsteckt, und auf der ein mysteriöses Gedicht steht?
Näheres, wenn ich die Lektüre beendet habe!