Hallo zusammen,
in diesem Thread möchte andere für Hans Werner Kettenbach begeistern und Austausch mit anderen erreichen, die schon was von diesem Autor gelesen haben!
Ich lese zur Zeit meinen ersten Kettenbach - das aber ganz begeistert! Mich erinnerte er in gewisser Weise an Patricia Highsmith, die ich ja sehr verehre! Sie gleichen sich m. E. in der Art die Figuren zu beleuchten. So intensiv, so psychologisch ausgefeilt und nachvollziehbar und hoch interessant! Patricia Highsmiths Figuren erleiden ja meistens Realitätsverlust. Das ist hier nicht so - oder wenn dann auf andere Art. In ihrer Besessenheit ähneln sich die Figuren der beiden Schriftsteller hingegen wieder.
Interessant fand ich, dass ich nun im Internet entdeckt habe, dass ich nicht die einzige bin, die ihn mit dieser großen Meisterin vergleicht. Ich zitiere mal:
"Vom durchschnittlichen Whodunnit-Roman entfernt sich Kettenbachs Minnie ein kräftiges Stück in Richtung Patricia Highsmith. Näher sind der Meisterin des Psychothrillers und der sanften Schrecken noch nicht viele deutsche Autoren gekommen." (Frankfurter Allgemeine Magazin)
Oder er selbst realtiviert diesen Vergleich mit folgender Aussage, laut Peter Mohr, bei Literaturkritik.de:
"Er lasse sich nicht von Patricia Highsmith, sondern eher von Georges Simenon inspirieren", erklärte Hans Werner Kettenbach. Nicht das Psychologisieren, sondern die spannenden Geschichten mit nachvollziehbaren Alltagsfiguren stehen bei ihm im Vordergrund. In naher Zukunft möchte er seiner jüngeren Tochter gerne einen Wunsch erfüllen und "endlich einmal ein fröhliches Buch" schreiben." (Quelle: Literaturkritik.de)
Auch diesen Vergleich finde ich sehr interessant! Denn Georges Simenon verehre ich auf eine andere Art und Weise - nämlich für seine dichte Atmosphäre und ebenfalls psychologisch sehr genau Beleuchtung seiner Figuren.
Die Krimi-Couch meint über "Glatteis" u. a. schlussendlich:
"Eine wunderbare Tragödie offenbart sich, die glaubhaft und erbarmungslos, aber in ihrer Härte auch überraschend klar zuschlägt. Seit 1982 hat es nicht viele deutsche Kriminalromane gegeben, die sich an »Glatteis« messen können."
Ich denke auch, dass sich wenige deutsche Kriminalromane und -autoren mit Kettenbach und Glatteis messen können. Für mich jetzt schon was besonderes! Und ich kann mir kaum vorstellen, dass es mich in der zweiten Hälfte enttäuscht. Ich will mehr von Kettenbach!
In der Buechereule schreibt Rezensent Voltaire sehr passend:
"Vielleicht trügt mich mein Gefühl, aber Kettenbach hätte in der literarischen Szene ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. Ein Schriftsteller der offenbar mit leichter Hand schreibt, dessen Bücher aber trotzdem eine ganz individuelle Tiefe besitzen."
Auch das ist eine sehr passende Aussage! Er schreibt wirklich scheinbar mit leichter Hand und dennoch haben seine Bücher (bzw. ich kann das bislang ja nur für "Glatteis" sagen) eine ganz individuelle Tiefe. Sehr schön ausgedrückt - so empfinde ich das auch! Und ebenfalls wünschte ich Hans Werner Kettenbach viel mehr Leser...
... vielleicht konnte ich den ein oder anderen jetzt neugierig machen? Ich habe mich direkt mal nach weiteren Büchern umgesehen. "Kleinstadtaffären" subt bei mir bereits. Und verstärkt interessiere ich mich nun für "Minnie oder Ein Fall von Geringfügigkeit", "Davids Rache". Aber auch alles andere hört sich so verlockend an... "Die Schatzgräber", "Zu Gast bei Dr. Buzzard"...
Edit: Gerade noch im Krimi-Lexikon entdeckt: In der Liste der 119 besten Krimis aller Zeiten taucht Hans Werner Kettenbach direkt zwei Mal auf (einmal mit "Glatteis" und einmal mit "Minnie oder ein Fall von Geringfügigkeit") neben Krimiautoren wie Raymond Chandler, Patricia Highsmith, Chester Himes (hatten wir doch vor kurzem noch einem Thread drüber), Margaret Millar, Eric Ambler, Agatha Christie, Friedrich Glauser, Arthur Conan Doyle, Friedrich Dürrenmatt, Graham Greene, Edmund Crispin, James Ellroy, Michael Innes, Jim Thompson (was ein Glück, dass von ihm schon was bei mir subt), Mary Roberts Rinehart Wilkie Collins... Interessant, nicht wahr?