Hallo zusammen,
mittlerweile habe ich den Brocken (10 CD’s) „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge, gelesen von Ulrich Noethen hinter mir.
Ulrich Noethen passt derartig zum Text, dass man es wirklich nur als Idealkombination bezeichnen kann. Ein ganz großes Lob an den Vortragenden, er lässt die Situationen immer plastisch und stimmig vor dem geistigen Auge erscheinen.
Der Roman selber ist weniger ein klassischer Roman, als aneinandergereihte Situationsschnipsel die mit Hilfe eines Kristallisationspunktes, einer gemeinsamen Geburtstagsfeier, verbunden und aus unterschiedlichen Augen betrachtet werden. Betrachtet wird der Werdegang der Familienmitglieder einer Familie in der DDR, im Zeitraum von ca. 1950 bis 2001. Hier werden alle geschichtlichen Ereignisse aus der Sicht der einzelnen Menschen, so wie sie die Dinge erlebt haben mit ihren jeweiligen persönlichen Standpunkten aufgezeigt.
In manchen Kritiken wird von den ostdeutschen Buddenbrooks gesprochen, was in meinen Augen allerdings Eier mit Birnen vergleicht. Die Buddenbrooks sind dagegen ein spritziger Pageturner, während dieses Werk doch eher ruhig, an manchen Stellen sogar ein wenig träge daherkommt. Dies kommt zwingend durch die gewählte Sicht auf die Dinge durch die Augen der jeweilig handelnden / empfindenden Person und der detaillierten Schilderung der jeweiligen Situationen und Umstände. Gerade die Details machen aber diesen Roman aus und zeigen doch eine Menge Parallelen in den Familien der beiden getrennten deutschen Gesellschaften . So einige Situationen haben mir, als rein westdeutschem Gewächs, durchaus eigene Kindheitserlebnisse innerhalb der Familie wieder vor Augen geführt. Die Umstände und Politik unterschieden sich, aber in den Familien waren die jeweiligen Archetypen durchaus ähnlich……
Kurz und gut ein Roman der es aufgrund seiner Schreibweise verlangt das man sich auf ihn einlässt, eine teilweise brilliante Sprache mitbringt, Stellenweise Durchhaltevermögen erfordert aber insgesamt den Blick auf andere Umstände weitet und Hörens bzw. Lesenswert ist. Ich persönlich würde wegen Ulrich Noethen allerdings eher zum Hörbuch raten.
Zur Zeit habe ich „Angst“ von Robert Harris, gelesen von Hannes Jaenicke auf den Ohren. Ich brauchte unbedingt etwas flotteres mit Spannungsfaktor……. und das erfüllt „Angst“ vollständig.
Liebe Grüße
Peter