von Trixie » So 6. Feb 2011, 00:15
Hallo Didonia,
danke für die Links, ich habe gleich mehrere Artikel durchgelesen.
Üble Arbeits- und Herstellungsbedingungen sollten natürlich nicht unterstützt werden. Ich fürchte nur -und durch meine Jahre früher im Einzelhandel habe ich da persönlich ein wenig Einblick-, daß solche Textildiskounter nicht die einzigen sind, die alle Möglichkeiten nutzen, um möglichst billig an ihre Ware zu kommen. Kaufhausketten und Boutiquen, die durchaus im oberen Preissegment anzusiedeln sind, machen es leider nur zu oft genauso - nur daß sie den dadurch erzielten Preisvorteil nicht so deutlich an ihre Kunden weitergeben wie Kik und ähnliche Ketten, sondern ihre Gewinnspanne liebend gerne bei 500% oder mehr belassen. Da kann durchaus mal ein T-Shirt von einer großen Sportmarke in Fernost hergestellt sein, beim Einkauf für beide Läden nicht mehr als 2 € kosten, aber bei Kaufhaus XY für 40 € verkauft werden und beim Diskont für 15 €.
Traurige Wahrheit ist, daß wir hierzulande inzwischen überhaupt nur bei ganz, ganz wenigen Geschäften einkaufen dürften (gilt ebenso für Lebensmittel, Elektronik, Drogerieartikel usw.), wenn wir ethisch verantwortungsbewußt sein wollten. Nur kann sich das heute in Deutschland leider auch nicht mehr jeder leisten. Und wenn die Kinder eine warme Jacke für den Winter brauchen, dann gehen die alleinerziehende Mutter oder die arbeitslosen Eltern eben zu Kik statt zum Karstadt. Der Student, der inzwischen sein gesamtes Bafög (sofern er überhaupt welches bekommt) für die Semesterstudiengebühren und die Heizkosten ausgeben darf, kauft seine Brötchen eben bei Aldi statt beim Bäcker. Und all die Beschäftigten, die dank der vielen legalen Möglichkeiten, die der Staat heutigen Arbeitgebern offenhält, trotz Vollbeschäftigung auf Leistungen des Staates angewiesen sind, um über die Runden zu kommen, haben zwar vielleicht ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Einkäufe bei Schlecker und Kaufland machen, statt auf dem örtlichen Markt oder beim Metzger, aber da sie oft kaum besser dastehen als die betroffenen Mitarbeiter der Diskounter, bleibt ihnen trotzdem keine große Wahl.
Entschuldigung, falls das jetzt ein wenig lang -und natürlich in diesem Forum themenfremd- ausgefallen ist, aber ich reagiere inzwischen schnell verstimmt, wenn Medien, Politiker und andere Stellen sich über diese Themen lautstark empören, aber als einzige Lösung für die Misere, in der sich unsere Arbeitnehmer heute befinden, auf das Gerechtigkeitsgefühl oder das schlechte Gewissen der Konsumenten setzen. Das ist natürlich allemal leichter, als sich selbst mal intensiv um die Behebung der Mißstände zu kümmern - obwohl angesichts ihrer politischen Stellung und Aufgabe nichts näher liegen sollte.
Gruß,
Trixie
Ich lese gerade:
Ann Myers: Cinco de MayhemViel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und nicht verdauen.Rätselforum
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