Hallo Hörende,
huch, beim Aufschreiben hab ich gemerkt das da doch wieder einiges an hörenswertem zusammengekommen ist. Viel gutes und kein großer Flop in diesem Monat...
Sebastian Fitzek „Der Seelenbrecher“, gelesen von Simon Jäger. Drei Frauen verschwinden spurlos. Eine Woche später findet man sie wieder: Verwahrlost und psychisch gebrochen. Sie befanden sich in den Händen eines Psychopathen, den die Presse den Seelenbrecher nennt. Ein spannendes Hörbuch das mich phasenweise an „Level 9“ (David Morell, gelesen von Frank Engelhardt) erinnerte, weniger des Inhaltes als des „Kammerspieles“ wegen. Die ganze Geschichte spielt nämlich in einer Klinik aus der irgendwann keiner mehr raus noch reinkommt...insgesamt aber ein schwächeres Hörwerk als „Die Therapie“ oder „Amokspiel“ meine ich jederfalls...
Thomas Thiemeyer „Magma“, gelesen von Johannes Steck. Ein verschwundener Forscher, mysteriöse Gebilde aus Stein, ein Zeichen am Himmel - die Geologin Ella Jordan steht vor einem Rätsel. Als sie sich zum tiefsten Punkt der Erde hinunterwagt, scheinen die zusammenhanglosen Ereignisse einen schrecklichen Sinn zu ergeben. Wer einen Dan Brown mag wird auch dieses Hörbuch mögen, Spannung und kurzweilige Unterhaltung ohne den Anspruch allzu tiefgängig zu sein oder zu werden meine ich. Und der Sprecher Johannes Steck ist sowieso hörenswert (z.B. Kate Pepper „Fünf Tage im Sommer“), in der letzten Ausgabe der Zeitschrift „hörbücher“ ist übrigens ein interessanter Artikel über ihn zu lesen...
Rolf Bläsing „Der Halbmarathonmann“, gelesen von Herbert Schäfer. Ich dachte ja immer, drei Dinge braucht der Mann aber in der Beschreibung zu diesem Hörwerk heißt es: Männer brauchen eine Traumfrau. Konkurrenz. Wettkampf. Und: einen Plan!
Rimbach verliebt sich in Julia - eine Frau, die eigentlich eine Nummer zu groß für ihn ist. Um sie zu erobern und sich als ihr Traummann zu inszenieren, ruft er das Projekt "Conquest" ins Leben. An dessen Ende steht eine Hochzeit. Oder ein Halbmarathon. Oder beides. Ich fühlte mich hochgradig seht gut unterhalten und musste des öfteren auch mal laut schmunzeln Ein Hörwerk für Läufer, Läufer in spe und nicht zuletzt den ganz normalen Büromenschen...
Jan Weiler „Maria ihm schmeckts nicht“, gelesen von Konrad Beikircher. Deutsch italienische Verhältnisse und was daraus werden kann – der Ich-Erzähler (deutsch) heiratet seine Traumfrau (italienisch) und erzählt hernach so allerlei was ihm danach wiederfährt bzw. was er erfährt. Besonders die Lebensgeschichte seines Schwiegervaters, der einen Spagat zwischen geduldeten Gastarbeiter (im Deutschland der sechziger Jahre) und als großer Hecht (wenn er ins heimatliche italienische Örtchen als Urlauber zurückkehrt) zu bewerkstelligen hat macht diese Geschichte außerordentlich amüsant und hörenswert – auch und gerade wenn Konrad Beikircher „in tie italjenisch Singesange“ verfällt...
Katherine Mansfield „Deutsche Beim Fleisch“, gelesen von Maren Eggert. In der Beschreibung des Hörbuchs heißt es: Der Erzählband In einer deutschen Pension, dem diese Erzählungen entnommen sind, gehört heute zu den Klassikern des 20. Jahrhunderts. Hier zeichnet Katherine Mansfield mit feinem Humor ein Bild der deutschen Kurgäste, denen sie bei ihren langen Aufenthalten im bayerischen Wörishofen begegnete, sei es beim gemeinsamen Essen, bei der Abendunterhaltung im Salon oder bei dem ärztlich verordneten Luftbad. Ihre Geschichten zeichnen sich durch messerscharfe Momentaufnahmen, durch bissige Genreskizzen und großes stilistisches Können aus. Auch wenn ich jetzt vielleicht mal wieder den Part des Kulturbanausen übernehme: Ich konnte mit dem gehörten nicht allzuviel anfangen, irgendwie hatte das ganze keinen richtigen Einstieg und kein richtiges Ende. Vielleicht oder auch wahrscheinlich liegt das daran, daß die Erzählungen aus einem „großen ganzen“ herausgerissen wurden und für meine Begriffe nun recht alleine in der Hörgegend rumstehen...
Bettina Ritter „Aufgebaut - durchgestartet - ausgebrannt: Was machen Hochleistungssportler, wenn die Karriere am Ende ist?“, Feature des DLR 2008.
Von klein auf ordnen sie ihren Alltag und ihr Leben dem Rhythmus von Training und Wettkampf unter, aber mit Anfang, Mitte 30 ist die Athleten-Karriere meist vorbei. Was kommt dann? Nun ja, der Bundesliga Fußballer oder Formel 1 Rumfahrer wird sich in der Regel da keine großen Gedanken machen müssen (wobei es auch hier Ausnahmen zur Regel gibt – siehe den Bomber der Nation Gerd Müller den der Alkohol ziemlich gebeutelt hatte) aber was macht der Hürdenläufer mit und ohne Pferd oder der wassersportausübende mit oder auch ohne Boot? Tja, da heißt es frühzeitig drüber nachdenken was später kommen soll wenn der Body ruiniert ist...
Peter Kreysler „Das Erbe des George W. - Wie die Bush-Administration die USA veränderte“, ein Feature des WDR/DLF 2008. Interessant ist das allemal was die Hörmacher zu ihrem Hörwerk zu sagen haben: Während die Wahlkampfstrategen der beiden Präsidentschaftskandidaten noch darüber streiten, ob Irakkrieg, Immobilienkrise oder das Desaster im Bildungs- und Gesundheitswesen als größte Hypothek der Bush-Regierung zu gelten hat, kommen politische Beobachter zu einem anderen Schluss: Die Schwächung der US-amerikanischen Demokratie durch die Ausweitung der Macht des Präsidenten ist etwa für den Publizisten Seymour Hersh die schwerwiegendste Hinterlassenschaft. Meine Herrschaften und Frauleins: Was ich hier zu hören bekommen habe ist schon ein starkes Stück, einiges hat mich stark an übelste Bananenrepubliken oder an einstige deutsche Ost-Sicherheits-Institutionen erinnert, bleibt zu hoffen das folgende Präsidenten das ganze wieder etwas zurückfahren und in Bahnen lenken...
Roland Schimmelpfennig „ARD Radio Tatort: Krim-Krieg in Wiesbaden“, HR 2008 mit Peter Fitz, Peter Jordan, Nina Petri u.a. Nun also auch der erste Radio tatort aus meiner, der hessischen, Heimat. Aber Heimatgefühle kamen so gar nicht auf – insgesamt etwas platt und ziemlich unglaubwürdig, zumindest was die Hauptermittelnden Figuren betrifft...
Karin Fossum „Dunkler Schlaf“, Hörspiel u. a. Mit Winfried Glatzeder. Inhaltsbeschreibung des Verlags: Ein junger Mann ist verschollen. Was keiner weiß: tödlich verletzt liegt er im Keller der sonderbaren Irma Funder. Kommissar Sejer - brillant gespielt von Winfried Glatzeder - macht sich auf die Suche nach dem Vermissten. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei der der Kommissar an seine Grenzen stößt … Ein packendes Psychogramm, in dem tragische Umstände, Einsamkeit und allgegenwärtige Schuld es beinahe unmöglich machen, zwischen Opfer und Mörder zu unterscheiden. Ich denke der Begriff Psychogramm ist richtig gewählt, wer möchte sollte sich hiervon einmal ein gute Stunde lang unterhalten lassen...
Erhard Schmied „ARD Radio Tatort: Gewehr bei Fuß“, SR 2008 mit André Jung, Caroline Peters, Ulrike Bliefert, Liv-Juliane Barine u.a. An irgendeiner Stelle im Hörspiel wird erwähnt, die bekannteste Persönlichkeit aus Saarlouis sei Oskar der linke Lafontaine. Mag sein, und das Ermittlerduo des SR Radio tatorts aus Saarlouis hat das Zeug zumindest bei Hörspielfreunden bekannter zu werden. Authentisch, spannend aber auch informativ würde ich dieses Hörwerk nennen wollen, so sollten die ARD radio tatorte sein...
Katja Bigalke "Wählerwanderung - Wenn das Volk die Volksparteien verlässt“, Feature des DLR 2008. Der Sender meint dazu: Seit Gründung der Bundesrepublik dominieren in Deutschland SPD und CDU/CSU das politische Geschehen. Parteien, die nicht nur vom eigenen Anspruch her, sondern tatsächlich für jeden offen sind und möglichst viele soziale Schichten vertreten. Doch die Erosion der Volksparteien schreitet schon seit längerem voran...ja, ja und gesendet wurde dieses Feature noch vor der Bayern-Wahl und so konnten die Macher nur mutmaßen was sich da auch noch so abspielen wird Mein Fazit (nicht nur nach dem gehörten), die „etablierten“ müssen sich etwas wärmer anziehen und auf ein Fünf-Parteien-System einstellen, nix mehr mit „Basta-Politik“ - ich kann nichts schlechtes daran finden...
Arnold E. Ott „Mord ist kein Spiel“, Hörspiel von Radio Bremen aus dem Jahre 1983 mit so klangvollen Namen wie Evelyn Hamann und Ernst Jacobi. Der Inhalt: Ehekrise, Geld und Leidenschaft die Leiden schafft Ein schönes altes Hörstück für die Ohren...
Charles Cordier „Ein höchst gefährlicher Toter“, Hörspiel RB 1976 mit eher unbekannteren Sprechern. Die Geschichte hat es in sich, ein bisschen verwickelt, ein bisschen ungewöhnlich und deshalb sehr gut anhörbar. Auch hier, solide alte Krimikost...
Pierre Frachet „Auf der Lauer“, Hörspiel des SDR 1975 unter anderem mit Uwe Friedrichsen. Ich sag mal, ein kurzweiliges Krimi-Kammerspiel. Zwei Ganoven wollen einen dritten Ganoven aufs Kreuz legen. Sie belauern sich und den anderen und am Ende freut sich nicht der dritte sondern ganz wer anders...
Die hr2 – Hörbuchnacht 2008. Letztes Jahr konnte ich dieser Veranstaltung zur Buchmesse noch live beiwohnen, dieses Jahr durften meine Ohren zum Zeitpunkt der Veranstaltung mal keinem Hörbuch lauschen sondern einem Musical – ich durfte den Vampiren beim tanzen zuschauen und zuhören Aber es gibt ja Indernetz und so sendete der hr einige Tage nach der Sendung die Aufzeichnung. Es war mal wieder ein sehr interessanter Abend mit einigen interessanten Gästen: Iris Berben laß Gedichte der Jüdin Selma Meerbaum-Eisinger und Michael Degen stellte das Hörbuch zu Lion Feuchtwangers "Die Geschwister Oppermann" vor. Es wurde eine Neufassung von Homers "Ilias" vorgestellt (eine 24-stündige inszenierte Lesung!) und weitere Gäste waren: Rosemarie Fendel (Leonora Carrington: "Das Hörrohr") und Mechthild Großmann (Wolfgang Hildesheimer: "Lieblose Legenden") sowie die beiden Autoren, die aus eigenen Werken lasen: der Kinderbuchautor Andreas Steinhöfel ("Rico, Oskar und die Tieferschatten") und der Schriftsteller und Kabarettist Frank Goosen – letzterer überaus amüsant anzuhören
Sibylle Tamin „Jagdszenen aus Unterfranken - Der Fall Eschenau“, Feature von Bayerischer Rundfunk/ Deutschlandfunk 2008. Unfassbar hört sich das zunächst mal an: Über 40 Jahre werden in einem fränkischen 200-Seelen-Dorf Kinder und junge Frauen sexuell missbraucht. Als ein Opfer das Schweigen bricht, erhängt sich einer der Verdächtigen, der andere landet nach missglücktem Suizid in der Psychiatrie. Ein Gericht verurteilt ihn zu viereinhalb Jahren Gefängnis. Den Opfern ist Gerechtigkeit widerfahren. Im Dorf herrscht Krieg. Hätten die Frauen geschwiegen, wäre im schönen Eschenau die schöne Dorfgemeinschaft noch intakt, heißt es. Und: Was ist schon dabei, wenn man einem Madel unter den Rock greift. Und, sagt die Pfarrerin: Anderswo ist das auch passiert, da wird nicht so ein Aufhebens gemacht. Die Opfer werden zu Tätern gemacht die das Dorfleben kaputt gemacht haben, sie werden bedroht und sollen wegziehen. Wie eingangs gesagt, unfassbar hört sich das zunächst an. Zwischenzeitlichen dachte ich, ich hätte etwas davon begriffen wie es dazu kommen konnte und alle wegschauten. Ich muss aber zugeben, nichts da – es ist und bleibt immer noch unfassbar...
Das war's mal wieder für heute und
hörende Grüße von
Peka