Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

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Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon steffi » Sa 15. Feb 2020, 13:37

JMaria und ich wollen von Roberto Bolaño Die wilden Detektive nächste Woche gemeinsam lesen. Es wird bestimmt ein aufregendes Abenteuer, ich freu mich drauf ! Weitere Mitleser sind gerne gesehen !

Ich lese das Taschenbuch in der Fischer-Ausgabe, mit dem für mich typischen Bolaño-Schriftzug. Ich hätte mir lieber das Hardcover besorgt, aber das Cover des Hanserverlags spricht mich überhaupt nicht an. Find ich im übrigen auch schade, dass da zwei Verlage mit unterschiedlicher Gestaltung mitmischen. Wenn es keine Leserunde wäre und ich eben diese Bücher auch gerne im Regal habe, hätte ich das ebook genommen.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon JMaria » So 16. Feb 2020, 18:52

Hallo Steffi,

Ich freu mich, dass wir uns gemeinsam wieder in ein Werk von Bolaño vertiefen. Nach „2666“und „Die Nöte des wahren Polizisten“ ist nun „Die wilden Detektive“ dran, mit dem er 1998 den Durchbruch erlangte und 2002 auf deutsch erschien.

Ein Zitat von Malcolm Lowry wird dem Roman vorangestellt. Als sein Hauptwerk gilt „Unter dem Vulkan“ der auf Rang 11 der Besten englischen Romanen gelistet ist. Wenn ich mir anschaue was es über diesen Roman zu sagen gibt, dann erinnert doch einiges an Bolaños Stil.

https://de.wikipedia.org/wiki/Unter_dem_Vulkan

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_wilden_Detektive

Die Geschichte der „wilden Detektive“ beginnt in Mexico 1975 und gleich im 1. Absatz wird man mit dem Begriff „ viszeralen Realismus“ konfrontiert und man ahnt, es werden dem Leser wieder ausdrucksstarke Bilder geboten. Ich bin gespannt.


Ich lese das Taschenbuch in der Fischer-Ausgabe, mit dem für mich typischen Bolaño-Schriftzug.



Gefällt mir viel besser als meine ältere TB-Ausgabe die dem HC angelehnt ist !
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon steffi » Mi 19. Feb 2020, 16:52

Der Einstieg mit der Literaturgruppe gefällt mir schon mal sehr. Mal sehen, ob wir noch mitbekommen, was dieser Realismus ist, noch kann ich mir nichts darunter vorstellen. Viszeral bedeutet "die Eingeweide betreffend". Da Bolaño 1976 ein Manifest des Infrarealsimus geschrieben hat, kann ich mir vorstellen, dass beides miteinander zu tun hat.

Auf jeden Fall wird es sicherlich sehr interssant !
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon JMaria » Do 20. Feb 2020, 14:53

Mir gefallen die subtilen Bezüge den Eingeweiden betreffend, z. B.

3. November ...Juan Garcia Madero übergibt sich draußen vor der Bar...
4. November ...schimmeliges Essen... auch nicht sehr appetitlich...

mir scheint die 70er Jahre in Mexico waren geprägt von einer sexuellen Revolution, denn dieser tagebuchähnliche Stil handelt so gut wie nichts anderem :breit_grins: hat schon was komisches :breit_grins:


Der Einstieg mit der Literaturgruppe gefällt mir schon mal sehr. Mal sehen, ob wir noch mitbekommen, was dieser Realismus ist, noch kann ich mir nichts darunter vorstellen.



Auf jeden Fall was radikales, von der gängigen Lyrik/Literatur abweichend, ins rebellische gehen, wenn sie die Lyrikgrössen Octavio Paz und Pablo Neruda stürzen wollen.

Da Bolaño 1976 ein Manifest des Infrarealsimus geschrieben hat, kann ich mir vorstellen, dass beides miteinander zu tun hat.


Interessant. Das wusste ich nicht.

Der Name Ulises Lima, den der junge Mann von einer toten Dichterin erhalten hat, finde ich fast schon Programm. Statt in Dublin, sind wir in Mexico Stadt und werden durch viele Straßen geführt.

Arturo Belano ist Roberto Bolaños Alter Ego, und stammt aus Chile. Er kam ja schon öfters in seinen Werken vor.

Also mir gefällt das Buch bisher sehr gut.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon steffi » Sa 22. Feb 2020, 15:55

Ja, an Dublin musste ich auch gleich denken. Bloom mag ja auch Innereien und gibts nicht ein Kapitel, indem diese als Thema vorkommen ?

Ich finde es auch spannend, Garcia Madero zu begleiten. María Font habe ich auch schon kennengelernt, ich bin gespannt, was sich daraus ergibt.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon JMaria » So 23. Feb 2020, 14:55

Da hast du recht. Bloom isst zum Frühstück Nierchen die ihm im Darm rumoren, soweit ich mich erinnere ziemlich am Anfang des Buches. Juan Garcia Madero ist für mich tatsächlich ein Stephan Dedalus, ein Telemachus, vaterlos und auf der Suche nach einem intellektuellen Vorbild.

Rasant ist der 1. Teil beschrieben, der am 02.11.1975 beginnt und an Silvester 31.12.1975 endet mit einem Sprung ins Auto... ( mehr verrate ich noch nicht).

Als Garcia Madero bei der blinden Buchhändlerin auf Lima und Arturo trifft, die in einem Buch forschen und erschrocken aufblicken, da ahnt man als Leser, dass Lima und Arturo was entdeckt haben. Zumindest interpretiere ich es so aus dem Bauch heraus. Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht.

Über die Sätze des Buchhändlers Crispin Zamora.... Der Realismus ist niemals eine Sache der Eingeweide... und ...Der Realismus gehört in das Reich der Träume...... kann man gut nachsinnen. Es ist wohl auch eine Generationsfrage. Der Magische Realismus der älteren Generation mag die Jugend nicht mehr lesen. Wild, schonungslos, Veränderung! Dafür möchten vielleicht die Realviszeralisten stehen.(?) Aber vermutlich schwebt über allen und allem das Scheitern!

Ich komme zum 2. Teil. Die wilden Detektive (1976-1996)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon steffi » Do 5. Mär 2020, 11:13

Leider konnte ich in den letzten Tagen nicht soviel lesen, habe aber jetzt den 1. Teil beendet.

Ich finde die Atmosphäre sehr dicht, die Suche nach sich selbst bzw nach dem Weg, den man weiter im Leben einschlagen will ist toll geschildert. Und zwischen Sex und Selbstfindung steht die Literatur, die die Jugend neu erfinden will. Gerade auch in Zeiten einer Diktatur ist das ein wichtiges Ausdrucksmittel. Ich bin wieder fasziniert von Bolaño, der das auf eine andere, emotionelle Ebene bringt.

Ich denke auch, dass es um Veränderung geht, das hast du schön beschrieben. Es gibt diesen Druck nach Veränderung von innen und von außen.
Gruss von Steffi

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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon JMaria » Di 10. Mär 2020, 15:10

Das stimmt. Ich empfinde die Dichte des Romans fesselnd. Es gibt ja darin eine Menge Personen, das fällt einem nun im 2. Teil erst so recht auf. Einzelne erzählen ihre Sicht auf Lima und Belano, damit hat sich der Autor einen gelungenen Dreh einfallen lassen. Wir erfahren von außen über die Beiden. Das Bild entwickelt sich... ich bin im Dezember 1976 und Maria Font erzählt gerade. Mit ihr endet das Kapitel 3.

Man erfährt, dass Lima und Belano aus Sonora zurück kehrten und eine Europareise planen, auf der Suche nach Ceasarea Tinajero?

Es gibt Sätze die einem echt bannen:

...als ob aus meinem Gesicht Haut, Fleisch, Sehnen, Blut und alles verschwunden und nur noch gelblich weiße Knochen geblieben wären...


Laura Jaurequi...
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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon JMaria » Sa 14. Mär 2020, 20:47

Ist dir Kapitel 4 bekannt vorgekommen ? :geht_licht_auf:

Mir ist gleich „Amuleto“ in den Sinn gekommen. Ich glaube, ich hab’s dir vor einiger Zeit ausgeliehen. Darin wird die Geschichte noch mehr ausgeschmückt.

Hier mal ein Artikel .. zum Auffrischen des Gedächtnis:
https://www.deutschlandfunk.de/amuleto. ... e_id=80828
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Re: Leserunde: Roberto Bolaño- Die wilden Detektive

Beitragvon steffi » Mi 18. Mär 2020, 13:28

Ich kenne Amuleto nicht, glaube ich :breit_grins: aber trotzdem find ich es sehr interessant, wie er immer wieder die Themen aufgreift.

Nachdem mir die vielen Personen und Berichte etwas zuviel wurden, gefielen mir das Kapitel 8 doch wieder sehr gut ! Vorallem die Reise mit Hans, da kam eine schöne Atmosphäre auf. Ich weiß noch überhaupt nicht, wohin das alles führt. Aber die ganzen Kapitel sind voll vom Suchen in jeglicher Form.
Gruss von Steffi

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