steffi hat geschrieben:Zum Geranium: in Kapitel 8 sieht Mr Ramsey die hängenden Geranien in der Urne, während er im Original the trailing of red geraniums sieht. Also dürfte es sich doch um Pelargonien handeln, worauf meiner Meinung das rot hinweist. Storchschnabel in rot gibt es eigentlich nicht, sie sind dann eher rot- violett. Ich finde es auch schade, dass Strubel die Farbe nicht in die Übersetzung aufgenommen hat, da eigentlich Farbe schon eine Rolle im Roman spielt.
Danke, dass du Tennyson erwähnt hast. Ich habe mir das Gedicht durchgelesen, es hat einen tollen Rythmus !
Super, du hast nachgeschaut!
Du hast recht, rot ist nicht üblich unter Storchschnabel. Dass im Original “red“ steht, ist schon wichtig fürs Verständnis. Farben sind bei Virginia Woolf sowieso sehr symbolträchtig. Man denke nur an den gelben Streifen im Bart von Augustus Carmichael, später stellt es sich als Opium heraus. Außerdem trägt er gelbe Pantoffeln. Ein Symbol des Verfalls wohl.
Ist dir aufgefallen wie verstört die Ehefrau ist, wenn der Gatte aus seinem Gleichgewicht gerät oder durch irgendwas aufgerüttelt wurde (die Szene zwischen Lily und William Banks, in die Mr Ramsay gerät… da hat sich einer geirrt…) und Mrs Ramsay erst wieder aufatmet, als er sich gefangen hatte? Mrs Ramsay ist wirklich ein Beispiel für eine trainierte Viktorianische Ehefrau. Kapitel 7
Da stand er und verlangte MitgefühlDas zeigen ihre Gedanken im Kapitel 7. Sie liest James das Märchen vor „vom Fischer und seiner Frau“. Eine Geschichte über das Maßlose Wollen einer Frau. Und sie sinnt sogleich darüber nach, dass sie nicht unzufrieden sein möchte, wie ihr Mann innerhalb der Familie handelt, das würde ihr nicht zustehen. Sehr raffiniert von VW verpackt mit dem Märchen.
Da fällt mir von Günter Grass „Der Butt“ ein, in der die Frau des Fischers von ihrer Schuld entlastet wird, ein Bild über Jahrtausenden hin zum feministischen Diskurs der 1970iger Jahre und weg vom patriarchalischen Gesellschaftmuster.
Und was steckt nicht alles drin in den Kapiteln 6 bis 8, diese Vatermordgedanken des 6jährigen James, da steckt viel Freud oder auch Shakespeare drin.
Im Kapitel 6 kreisen Mr Ramsays Gedanken um seine Genialität und kommt nur bis Q im Alphabet. Das soll wohl eine Metapher sein fürs Denken, dass Mr Ramsay nur linear und in streng geordneter Struktur denken kann.
Das klingt schon hinein in ein neues literarisches Denken und Schreiben bzw. die moderne Kunst, die sich damals parallel zusammen entwickelte und die nächste Generation als Befreiung sah. Nicht wie die Alten an gängigen Strukturen festkleben.
Das zeigt VW auch in ihrem Essay Mr Bennett und Mrs Brown, das sich mit der Moderne beschäftigt und als Antwort auf eine Rezension von Arnold Bennett über Woolfs „Jacobs Room“ dient.
https://en.wikipedia.org/wiki/Mr._Benne ... Mrs._BrownDeutsch
Mr Bennett und Mrs Brown im Essayband „Das Totenbett des Kapitäns“ zu finden.
Virginia Woolf hat im Alter von 9 Jahren ein Gedicht geschrieben:
An easy Alphabet for Infants. Bezeichnenderweise passt Kleinkindliches Verhalten zu Mr Ramsay. Lily sah Mr Ramsay als lächerlich und erschreckend zugleich. (Kapitel 4)
Finden konnte ich das Gedicht nicht, aber einen Artikel dazu:
How the Alphabet Helped Virginia Woolf Understand Her Father
https://lithub.com/how-the-alphabet-hel ... er-father/Ich komme zum 9. Kapitel