Der von den Zeitgenossen sehr zwiespältig aufgenommene Roman Die Verstümmelten (1923) markiert einen Höhepunkt im schmalen Werk des jung verstorbenen deutschen Schriftstellers Hermann Ungar. Die drastische Darstellung von Perversion, Verfall, Krankheit und Tod wirkte erschreckend und stieß bei den Lesern auf Ablehnung. Spätere Rezensenten rückten das ungewöhnliche Werk jedoch thematisch und qualitativ in die Nähe von Franz Kafka und Ernst Weiß. Der Roman kontrastiert das Schicksal zweier ehemaliger Jugendfreunde, des Bankangestellten Franz Polzer, der krampfhaft versucht, sein Leben vor Erschütterungen zu bewahren, und des physisch behinderten Karl Fanta, der sich in Selbsthass ergeht.
Sprecher: Ulrich Matthes
Produktion: Schweizer Radio DRS