nachdem ich kürzlich so begeistert „God’s Pocket“ ( Rezension) gelesen habe, bin ich fasziniert von dem Autor Pete Dexter. Ich ahnte es vorher schon, so dass ich mir direkt zwei Bücher („Paris Trout“) des Autors gekauft hatte, ohne Gewissheit zu haben, ob er mir gefällt.
Nun sind einige Tage vergangen, seit ich mein erstes Buch von ihm las, und merke, dass es immer noch sehr nachhallt. Die Figuren, aber auch seine Art zu erzählen. Den Figuren (einfache Leute) so angemessen, und doch so geschickt, so intelligent und eigen.
So habe ich mir auch das dritte Buch, das der Verlag Liebeskind von Pete Dexter herausgebracht hat, näher angesehen und kürzlich „Train“ bestellt. Als es diese Woche ankam, habe ich sofort reingelesen und war entzückt! Hier mal die ersten Sätze aus „Train“:
Auszug aus "Train hat geschrieben:Bis zu diesem Punkt der Geschichte hatte Packard sich noch nie verliebt und war ausgesprochen skeptisch, was das dazugehörige Gesülze betraf (für immer und ewig, Schätzchen, von ganzem Herzen, bis daß der Tod uns scheidet, mit jeder Faser meines Wesens, Oh my darling Clementine usw.). Das alles klang für ihn völlig unkontrollierbar und fürchterlich konfus. Allerdings war er rund tausend Sonntage in der Kirche gewesen – okay, sagen wir, vierhundert –, hatte dann zwei angespannte Jahre auf einem Schlachtschiff im Pazifik verbracht und direkt im Anschluß fünf ausgesprochen angespannte Tage im Pazifik ohne das Schlachtschiff. Und davor hatte er sich ganz bewußt und häufig an Orten aufgehalten, wo er mitbekam, wie schreckliche Dinge nicht nur solchen Menschen widerfuhren, die es nicht anders verdient hatten, sondern auch Leuten, die ohne ihr Dazutun zur falschen Zeit ins Bild stolperten, als gerade der Auslöser klickte.
Was heißen soll, daß Packard inzwischen ein Gebet erkannte, wenn er eines hörte, und auch wußte, zu welchen Deals und Versprechen Leute bereit waren, wenn sie bis über beide Ohren in der Scheiße steckten. Und nach allem, was er gehört hatte, war das doch genau das, worum es dabei – der Liebe – ging.
Abermals auf Anhieb so angetan von diesem Autor, habe ich mich noch mal intensiv nach den anderen Büchern von ihm umgesehen. „Spooner“ wurde leider ja noch nichts ins Deutsche übersetzt. Aber ich habe mal beim Verlag angefragt, ob es beabsichtigt ist. Wenn ich Antwort habe, werde ich sie hier mitteilen.
Aber es gibt noch zwei Titel, die vergriffen und – anders als „Paris Trout“ und „God’s Pocket“ – bisher nicht neu aufgelegt wurden. „Schwarz auf weiß“ und „Bruderliebe“. Von beiden habe ich gestern noch je ein eingeschweißtes, sogar günstiges, Exemplar bekommen (Amazon Marketplace und Booklooker). Da bin ich sehr dankbar für. Denn von diesem Autor möchte ich alles lesen.
Oft ist es ja so, dass die früheren Bücher eines Autors noch nicht die Klasse erreicht hatten, wie die neueren. In dem Fall wäre ich vorsichtig gewesen, was diese beiden vergriffenen Bücher angeht. Aber Pete Dexter hat sie nach „God’s Pocket“ und „Train“ geschrieben.
Im Gegenteil: „God’s Pocket“ hätte auch ein weniger gutes sein können. Denn es gibt ja auch oft dafür Gründe, dass ein frühes Werk eines Autors erst ganz spät übersetzt wird. Und „God’s Pocket“ war sein Debüt (1983). Da mir das aber so ausnehmend gut gefallen hat, und das reinlesen in die zwei weiteren mir vorliegenden Bücher auch, habe ich wenn nur ganz geringe Zweifel.
Rachel schrieb über Pete Dexter mal, dass sie sich auch von ihm viel verspricht (sie hat „Spooner“ von ihm), zumal er auch die Romanvorlage zu "Deadwood" einer wohl sehr guten TV-Serie geschrieben hat. Die Serie kenne ich zwar nicht, bin nun aber sehr neugierig darauf. Schade, dass der Roman bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Er würde mich interessieren. Aber die Serie (Staffel 1 bis 3) gibt es auf DVD. Das werde ich mir näher ansehen, zumal Rachel die Serie so empfohlen hat! Zudem steht in einer der Amazon-Rezensionen etwas, was ich durch mein Leseerlebnis mit „God’s Pocket“ auch sagen kann: „Die Sucht nach Deadwood & den Bewohnern kommt schleichend – lässt einen dann aber einfach nicht mehr los.Selten wurden in einer Serie die Menschen so vielschichtig und interessant dargestellt.“ (Quelle: Amazon. Rezensent: Schwalbenkönig)
Wer sich Pete Dexter vornimmt, sollte vielleicht mit dieser Erwartung herangehen. Pete Dexter überzeugt einen nicht so schnell. Erst ist es ganz nett. Aber dann nimmt es einen mehr und mehr gefangen, wird immer eindringlicher, immer besser und hallt dann lange nach. So ging es mir zumindest mit ihm.
Zudem habe ich über Wikipedia noch entdeckt, dass Pete Dexter (er ist übrigens auch Drehbuchautor) auch das Drehbuch zu dem Film (von 1991) „Tollwütig“ geschrieben hat. Eine Verfilmung seines Romans „Paris Trout“ mit Dennis Hopper, Barbara Hershey und Ed Harris. Über Amazon ist die DVD erhältlich, über andere Anbieter, wo ich den Film abgefragt habe, nicht. So werde ich direkt zuschlagen, damit er mir nicht entgeht. Er hat übrigens ausnehmend gute Kritiken bei Amazon.
Bei Wikipedia las ich auch, dass er vormals Journalist war, bis er in eine Schlägerei wegen eines Zeitungsartikels in Philadelphia geriet. Das kam mir sehr bekannt vor! Und richtig: Im nächsten Satz erklärt der Verfasser des Artikels in Wikipedia, dass Pete Dexter dieses Erlebnis in „God’s Pocket“ aufgreift.
Für seine Bücher hat er schon einige Preise gewonnen: Den National Book Award für „Paris Trout“, den Literary Award des PEN Center USA „Schwarz auf weiß“. Und 2007 den Deutscher Krimi Preis (International / 2. Platz) für „Train“. Außerdem stand er im letzten Jahr mit „God’s Pocket“ und im vorletzten Jahr mit „Paris Trout“ den Büchern (vom Verlag Liebeskind neu übersetzt) auf der KrimiWelt-Bestenliste.
Der Autor wird für mich durch all diese Informationen immer vielversprechender! Ich werde in diesem Thread weiter über den Autor berichten, wann immer ich etwas neues erfahre oder wieder zu einem seiner Bücher greife. Und vielleicht gesellen sich ja demnächst noch andere mit Eindrücken zu dem Autor dazu. Ich würde mich freuen. Für mich ist er definitiv eine Entdeckung des Jahres!