Hallo Hörende,
überraschenderweise kam in diesem Monat doch so einiges an Hörereien zusammen – und überwiegend wirklich gut anzuhörendes. Schauet und dann berichtet auch ihr:
Joy Fielding „Tanz, Püpchen, tanz“, gelesen von Hansi Jochmann. Karierefrau Amanda Travis erhält einen Anruf das ihre Mutter jemanden einfach so erschossen hat. Einfach so? Nein natürlich nicht, dieses Hörbuch ist für mich wieder einmal ein Beispiel wie sich eine sehr gute Geschichte anhören muß. Fielding: 1, Jochmann: 1. Noch Fragen? Nein, dann hören – ich habe bis kurz vor Schluß gebraucht um zu blicken was der Hintergrund des ganzen ist und war...
Markus Zusak „Die Bücherdiebin“, gelesen von Boris Aljinovic. Binchen hatte empfohlen und Peka ist begeistert, berührt, gefesselt – oder ganz einfach nur von Boris Aljinovic's Stimme eingefangen worden. Liesel lebt während des Zweiten Weltkrieges bei Pflegeeltern in der Himmelstraße in Molching, wo sie die Juden nach Dachau ziehen sieht und die Bombennächte über München erleidet – soweit und so einfach die Einleitung zu diesem außergewöhnlichen Hörbuch. Und außergewöhnlich ist auch der Erzähler dieser Geschichte, es handelt sich um den in dieser Zeit wahrlich vielbeschäftigten Tod höchstpersönlich...
Thomas Brasch „Mädchenmörder Brunke“, Hörspiel des DLR 2007 mit unbekannten Darstellern. Hmm, es geht irgendwie um eine Leiche, um eine "hölzerne Liebesmaschine" und um den der die Idee zu dieser Maschine hatte die "umarmen und streicheln und verzeihen und küssen kann". Nun ja, nach etwa 10 Minuten habe ich abgebrochen da es bis dahin nur eine schwatzende Staatsanwältin und viel seltsamen Lärm zu hören gab...
Maximilian Preisler „Für ein besseres Deutschland - Über die Publizisten Fritz Eberhardt, Alfred Kantorowicz und Sebastian Haffner“, ein Feature des DLF 2008.
Drei Männer, die vieles verbindet. Unter anderem auch das Detail, das keiner von ihnen unter seinem ursprünglichen Namen bekannt wurde, sondern dass in allen drei Fällen das Pseudonym haften blieb. Gemeinsam ist ihnen die unbedingte Ablehnung des Nationalsozialismus, weshalb sie und ihre Familien schon bald nach der Etablierung Hitlers in Deutschland bedroht wurden. Interessante Einblicke boten sich mir, auch und gerade das solche Leute wie diese drei immer mal wieder verunglimpft wurden und werden weil sie die Kurve aus Nazi-Deutschland gekratzt hatten. DDR Ausrückern wurde und wird ja manchesmal auch so einiges an den Kopf geworfen und ihnen vorgehalten „von außen und in Sicherheit ist es immer einfach gegen etwas zu sein“...
Henry Slesar „Hüte und Schachteln“, Hörspiel SFB 1975 unter anderem mit Bernhard Minetti und Friedhelm Ptok. Ein Student wird vom Professor beim Mogeln erwischt. Der Student nutzt später die Gunst der Stunde, als er einen nagelneuen Damenhut im Müll des Professors findet, und schickt dem Lehrer die Polizei auf den Hals. Die Ehefrau des Profesors ist nämlich schon längere Zeit verschwunden...ein typischer Slesar meine ich, gut anzuhören für den der es etwas makaber mag...
Lisa Jackson „Ewig sollst du schlafen“, gelesen von Julia Fischer. Huch wie schön gruselig, die Opfer werden lebendig begraben. Ein spannendes Hörbuch bis zum Schluß mit einer wirklich guten Sprecherin mit Frau Fischer, ein Muß für den Thrillerfan...
ADR Radio Tatort 6 „Irmis Ehre“, Produktion des BR 2008. Das Rotlichtmilieu kommt aufs Dorf und prompt gibt es einen Toten. Bayrische Lebensart in einen hörenswerten Krimi verpackt, gut anzuhören. Blöd nur, daß bei meiner Aufnahme einige Aussetzer den Hörgenuß schmälern, wem also irgendwann mal eine Aufnahme dieses Hörwerks ohne Aussetzer über die Ohren läuft, ich rufe schon mal hier....
Jürgen M. Thie „Serienkiller Superstar - Aufzeichnungen über ein obskures Objekt der Begierde“, ein Feature des DLF 2008. Der einfachheithalber hier mal das was der Deutschlandfunk zu diesem Feature zu sagen hat: „Jack the Ripper in London und Fritz Haarmann in Hannover gelten als die berühmtesten Serienmörder der Kriminalgeschichte. Die Figur Hannibal Lecter in Thomas Harris' erfolgreich verfilmten Roman "Das Schweigen der Lämmer" faszinierte schon vor 20 Jahren das Massenpublikum“. Ja und Peka hat das damals auch fasziniert, das Schweiger der Lämmer mit zigtausenden im Freilichtkino der Berliner Waldbühne, das war schon was. Ein Collagen-Feature mit Gänsehauteffekt...
ARD Radio Tatort 8 „Verhandlungssache“, produziert vom WDR 2008. Nun schon der zweite Fall für Ex-Undercover LKA-Mann Nadir Taraki, diesesmal geht es um Waffenhandel und Sabotage an der Bundeswehr. Gut inszeniert und spannend – wer es gerne mit einem Kommissar im Stile eines James Bond zu tun hat sollte hier die Ohren aufmachen...
Alfred Döblin „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, Hörspiel der Reichsrundfunkgesellschaft aus dem Jahre 1930 mit Heinrich George in der Hauptsprechrolle. Gesendet zum 130. Geburtstag des Autors: Biberkopf möchte groß sein und scheitert an den kleinen Verhältnissen, möchte ein anständiges Leben führen und landet im Gefängnis. Interessant bei diesem Hörjuwel: Die für den 30. September 1930 geplante Sendung - 14 Tage nach der Reichstagswahl, bei der die NSDAP die Zahl ihrer Mandate fast verzehnfachen konnte - wurde vier Stunden vor dem Sendetermin abgesagt. Die Aufnahme verschwand im Archiv und wurde erst rund 20 Jahre später urgesendet. Also ein Hörwerk für Fans die es auch gerne mal knistern und knastern hören lassen wollen, nichts für ein Hörvergnügen im eigentlichen Sinne...
Ed McBain „87 Polizeirevier - Die lästige Witwe“, Hörspiel des HR 2006 mit Udo Schenk und anderen. Eine Frau kommt aufs Revier, um mit Detective Carella zu sprechen. Der ist nicht da, also wartet sie. Carella sei schuld am Tod ihres Mannes, sagt sie. Und damit das Warten nicht so langweilig wird, behauptet sie, in ihrer Tasche eine Flasche mit Nitroglyzerin zu haben, und zückt einen Revolver...eine Art Kammerspiel das spannend anfängt und diese Spannung bis zum Ende aufrecht erhalten kann. Absolute Hörempfehlung für Freunde des Kriminalhörspiels...und übrigens: Laut Sender wurde mit der Serie um das 87 Polizeirevier der klassische Polizeiroman geboren, erstmals ging nicht ein einzelner Held auf Verbrecherjagd sondern ein ganzes Team mit Hilfe von Wissenschaft, also Spurensicherung und Gerichtsmedizin. Da haben wir doch wieder was gelernt...
Jan-Uwe Stahr „Kohlekraftwerk Nein Danke - Wenn der Bürger nicht will was dann?“, ein Feature des DLR 2008. Da bin ich als Bürgeriniativler direkt von betroffen, bei uns in der Nachbarschaft will eon das Kraftwerk Staudinger ausbauen. Klimawandel und CO2-Abgase, Erneuerbare Energien und Stromsparen – ein weites Feld mit vielen vielen Meinungen. Neulich wollte mir sogar der Spiegel weißmachen das wir wieder auf Atomkraft setzen sollten – seltsam, seltsam was da alles geschrieben und geschwafelt wird. Aber angehen tut uns das alle, irgendwann und irgendwie...
Ulrich Land „Vernagelt“, Hörspiel des Deutschlandradio Kultur 2008, mit Heinz-Werner Krähkamp nem rischdische Frankforder Bub Im Wald beim Frankfurter Flughafen wird die Leiche eines seit 1981 verschollenen Forstarbeiters gefunden. Mord durch eine Motorsäge. Ja und rischdisch, 1981 ging es rund, rund um den Frankfurter Flughafen. Die Startbahn West sollte gebaut werden und ein etwas unglücklicher Spruch wurde geboren: „Macht kaputt was euch kaputt macht“. Mit hessischer Mundart wird der Mord an dem Forstarbeiter gelöst – ich fühlte mich sehr gut unterhalten...
Arnold E. Ott „Besuch ohne Anmeldung“, Hörspiel des BR aus dem Jahre 1969, ein bekanntere Name unter den Spechern dürfte Horst Sachtleben sein. Und wieder schreiben wir Rundfunkgeschichte: „Besuch ohne Anmeldung“ war 1971 der erste Krimi, den der Deutschlandfunk kurz nach Mitternacht sendete. Und 37 Jahre später macht das anhören auch wieder Spaß, kurzweilige „klassische“ Radiokrmi-Unterhaltung...
Lisa Jackson „Deathkiss – Süß schmeckt die Rache“, gelesen von Elke Schützhold. Vielleicht habe ich dieses Hörbuch zu schnell nach Jacksons „Ewig sollst du schlafen“ angehört. Jedenfalls kommt Deathkiss in meinen Ohren da nicht ran. Die Geschichte ist zwar auch gut gestrickt aber insgesamt unglaubwürdiger. Aber am wahrscheinlichsten spricht die Stimme von Elke Schützhold gegen ein sehr gutes Hörerlebnis, eher unterer Durchschnitt meine ich. Aber auf jeden Fall des anhörens würdig für den gemeinen Krimiliebhaber...
Nach dem Hörbuch ist vor dem nächsten Ohrenkriecher – wie war euer Hörmonat denn so, fragt interessiert mit
hörenden Grüßen
Peka