Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Fr 6. Jan 2012, 13:15

steffi hat geschrieben:

Kurz vor Jahresende habe ich auch noch Ragtime von E.L.Doctorow gelesen. Da das Buch JMaria so beeindruckt hat, war ich auch sehr gespannt darauf. Und wirklich, die Atmosphäre Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika ist super getroffen, die Hilflosigkeit, wenn man ein Schwarzer ist war sehr bedrückend. Allerdings gefiel mir der schnelle Stil von Doctorow nicht so ganz, mir fehlten ab und zu ein bißchen Atempausen, so fühlte es sich für mich irgendwie nicht ganz so real an. Trotzdem sehr empfehlenswert !



Hallo Steffi,

toll, dass du den Roman auch empfehlenswert findest :-)
so ein 'Rag' hat schon sein ganz eigenen Rhythmus. Ich fand seine Musikalität im Erzählstil durchdacht, Doctorow marschiert sozusagen durch die Geschichte:

http://de.wikipedia.org/wiki/Synkope_(Musik)

der Geist des Ragtimes (ragged time = zerrissene Zeit) ist von Romantik und auch vom Aufbruch geprägt. Dies in Zusammenhang mit der Geschichte zu wissen, fand ich faszinierend.


da du dich mit Kleist gut auskennst, ist dir bestimmt auch die Parallele zu Michael Kohlhaas aufgefallen, nicht wahr? Schon der Namen Coalhouse Walker wendet sich Kleist zu.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Fr 6. Jan 2012, 14:54

Hallo Maria,

ja, „Kälps Himmelfahrt“ lohnt sich. Das Buch befand sich unter Yvonnes Tops 2011.

Mit Deinem Bericht über „Der weiße Tiger“ kann ich sehr viel anfangen. Dieser saloppe, moderne, temporeiche Stil (habe ich beim reinlesen auch so empfunden) passt gewiss. Aber ich verstehe auch, dass Du einen klassischeren Stil ansonsten bevorzugst. Geht mir auch so.

Was Du über das Bild Indiens schreibst, das Adiga dort aufzeigt, klingt vielversprechend. Schön, dass diese Kontraste so gut aufgezeigt werden (“ Armut und Reichtum, Tradition und Moderne, Rikscha und Auto.“).

Vielleicht wäre auch „Rupien, Rupien!“ von Vikas Swarup was für Dich. Es ist ein bisschen märchenhaft geschildert. Das ist aber so gewollt. Und hat auch einen ganz eigenen Charme. Aber es erzählt trotzdem viel über das wahrhaftige Indien – in all seinen Facetten.

Mit Tana French geht es also gleich weiter bei Dir. Ich kann es gut verstehen. Es gibt derzeit keinen Autor, bei dem ich derart nach was Neuem lechze. Ich lese ihre Bücher auch immer ziemlich direkt, denn ich kann mich nicht gedulden. Sie zieht einen wirklich immer sofort in ihre etwas verwunschen anmutenden Geschichten hinein. Gerade in „Totengleich“ baut sie solch eine isolierte besondere Atmosphäre auf. Ich bin gespannt, wie es Dir gefallen wird. Viel Spaß! Dein Lesejahr beginnt sehr abwechslungsreich und interessant!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon YvonneS » Fr 6. Jan 2012, 15:25

Petra hat geschrieben:Hallo Maria,

ja, „Kälps Himmelfahrt“ lohnt sich. Das Buch befand sich unter Yvonnes Tops 2011.

Das kann ich nur bekräftigen, das Buch lohnt sich wirklich. Ich habe deine Eindrücke zu dem Buch gelesen, Petra, und ich habe mich sehr gefreut, dass dir das Buch nicht nur genauso gut gefallen hat wie mir, sondern dass sich deine Eindrücke mit meinen decken. Ich werde ganz sicher noch das eine oder andere Buch des Autors lesen.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon SilkeS. » Fr 6. Jan 2012, 23:20

Petra hat geschrieben:Hallo Silke,

gerne darfst Du einen Thread zu Thomas Manns "Buddenbrooks" aufmachen. Es tauschen sich mit Dir dort bestimmt gern einige aus. Bei Maria könnte ich mir das z. B. vorstellen, da sie ja von Thomas Mann besonders fasziniert ist.

Schade, ich kenne das Buch noch nicht, und würde es gern als ebook lesen. Aber da habe ich noch ganz viel von "David Copperfield" vor mir. Aber irgendwann, wenn es bei mir soweit ist, und ich die "Buddenbrooks" lese, werde ich Deine Eindrücke in dem Thread gern nachlesen.

Ja, dann mach ich das wohl. Es ist ja auch ein Klassiker und er wird immer mal wieder von jemanden gelesen.
Danke dass Du mir das Einverständnis für einen eigenen Thread gibst..




Petra hat geschrieben:Dass Dir "Garou" nicht gefällt, kann ich verstehen. Ich mochte "Glennkill" zwar sehr gerne, aber ich habe es als Hörbuch gehört. Als Buch wäre mir die Schafslogik auch zu viel geworden. "Garou" habe ich auch gehört. Aber mir hatte "Glennkill" besser gefallen. Für mich hatte sich die Idee wohl einfach schon ein wenig abgenutzt. Denn schlecht war der auch nicht. Aber mir reichte es zu dem Zeitpunkt wohl mit den Schafen.

Eine Freundin von mir kann das garnicht nachvollziehen, daß ich so Probleme habe mit der Schafslogik.
Aber die Schafe sind auf der einen Seite so schlau: wollen sich z.B. in der Futterkammer vor dem Tierarzt verstecken, auf der anderen Seite dann aber nicht in der Lage ein Zahlenschloß zu öffen. Klar wie sollen sie auch mit ihren Hufen..
Drollig ist zwar die Situation gemacht, aber doch irgendwie wieder so "ungewöhnlich" dass ich damit echt Probleme habe.

Später dann die Sache mit dem Humbug, von dem Rebecca immer redet. Die Gedankengänge sind schon "schäfisch" dann abaer auch wieder so unmenschlich....
Vielleicht bin ich das einfach nicht gewohnt, weil bei den Tierkrimis die ich bislang gelesen habe, haben die Tiere menschlicher gedacht...
Weiß nicht wie ich das beschrieben soll.

Gruß SilkeS.
SilkeS.
 
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Sa 7. Jan 2012, 10:25

Hermy hat geschrieben:@JMaria

Da Du dich gerade mit Büchern um MARCEL PROUST beschäftigst, kann ich Dir Kindheiten um Marcel Proust von Ursula Voß empfehlen. Auch dieses kleine Büchlein aus dem Insel-Verlag ist sehr schön aufgemacht. Die Erzählungen der Kinderjahre von Prousts Freunden ergänzen liebevoll so manchen Roman des Fin de siècle (19. Jh.).


Hallo Hermy,

danke für diesen Tipp. Passt sehr gut in meine Sammlung. Hab ich mir notiert. :-)

mir fehlt auch noch die Proust Lebensbeschreibung aus der Hand seiner Haushälterin. Es gibt wirklich noch viel zu entdecken :-)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Sa 7. Jan 2012, 12:12

Hallo zusammen,

eines vorweg: Dieses Thema hatte ich für die ersten Tage des Jahres ja festgezurrt. Jetzt habe ich den Thread gelockert.

Und nun zu Euren schönen Leseerlebnissen.

@Yvonne: Mich freut es auch sehr, dass wir über „Kälps Himmelfahrt“ ganz ähnliche Eindrücke gesammelt haben. Auch dass es sowohl für Dich, als auch für mich ein besonderes Leseerlebnis war, freut mich.

Sehr gewundert habe ich mich zu sehen, dass der Autor doch schon recht viel veröffentlicht hat, und auch, dass die Genres so unterschiedlich sind. Ich hätte dem Autor von „Kälps Himmelfahrt“ nicht zugetraut, dass er auch Vampir-Romane geschrieben hat. Ich werde den Autor auch im Blick halten.

@Silke: Das Einverständnis für den eigenen Thread habe ich Dir gerne gegeben. Ich bin gespannt auf Deine Eindrücke zu den „Buddenbrooks“.

Dass Du mit der Schafslogik in „Garou“ nicht so gut klar kommst, kann ich wirklich gut verstehen. Bücher sind Geschmackssache. Und ein Krimi, in dem Tiere ermitteln, gewiss umso mehr. Denn diese Idee ist ja im Grunde genommen albern. Manchmal lässt man sich gern auf etwas albernes ein, aber ganz schnell kann das auch kippen, und einem die Lust darauf vergehen.

Die Schafslogik in den Büchern von Leonie Swann sind wirklich originell. Aber klar kommen muss man damit nicht. Schön, wenn es klappt. Wenn nicht, kann man nichts machen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Sa 7. Jan 2012, 15:05

Petra hat geschrieben:
Vielleicht wäre auch „Rupien, Rupien!“ von Vikas Swarup was für Dich. Es ist ein bisschen märchenhaft geschildert. Das ist aber so gewollt. Und hat auch einen ganz eigenen Charme. Aber es erzählt trotzdem viel über das wahrhaftige Indien – in all seinen Facetten.


Hallo Petra,

ja, vielleicht wäre das wirklich etwas für mich. Danke fürs aufmerksam machen. Eine Freundin von mir schwärmt sehr für den Film, den ich auch noch nicht kenne.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Sa 7. Jan 2012, 17:29

Liebe Maria,

Rupien, Rupien kann ich Dir auch nur empfehlen. Ich habe es vor einiger Zeit gelesen und mochte es sehr. Der Film kommt nicht an das Buch heran, wie ich finde. Er war eine nette Unterhaltung, mehr aber nicht. Mich stört bei Verfilmungen immer, dass einiges verfremdet wird und Personen sich ändern oder gar ganz wegfallen. Ich meine mich zu erinnern, dass hier beides zutraf.

Wenn Du magst, schau doch mal in meine Rezension hinein.
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Barbara
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Sa 7. Jan 2012, 19:13

Hallo Maria und Barbara,

ich schließe mich Barbara an: Wenn man das Buch kennt, ist man von dem Film nicht mehr ganz so begeistert. Er reichte auch für mich nicht an das Buch heran. Aber sehenswert war er trotzdem!

Ich habe auch eine liebe Freundin, die von dem Film ganz begeistert war. Aber sie kennt das Buch auch nicht. Dann ist das ja oft etwas anders.

Das Buch war für mich auf jeden Fall ein sehr schönes Leseerlebnis. Es hat viel Freude gemacht, diese märchenhaft anmutende Geschichte zu lesen, und die vielen Facetten Indiens aufgezeigt zu bekommen. Schön, dass ich Dich darauf aufmerksam machen konnte, Maria. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 8. Jan 2012, 10:38

JMaria hat geschrieben:@Petra,
"Der weisse Tiger" gefällt mir gut. Der Autor benutzt den Naturalismus in einem modernen, schnellen Stil, unterstützt durch die Benutzung von E-Mails. In 7 Tagen und Nächten zeigt er dem Leser ein Indien, das man in seiner Häßlichkeit so nicht gerne erleben möchte. Eine Kultur mit schnellem Wachstum, aber gefangen zwischen Armut und Reichtum, Tradition und Moderne, Rikscha und Auto.

Allerdings mag ich lieber einen klassischen Stil (was hier natürlich nicht so recht passen würde), mir ist der Erzählstil zu sehr "in"; aber der Naturalismus ist beeindruckend und schockierend dargestellt, das gefällt mir.




den "weissen Tiger" habe ich nun beendet.
Fazit: ein charismatischer (Anti)Held, dennoch mochte ich ihn nicht.

zusätzlich störte mich gegen Ende die Intention (des Autors?), wie man sich aus dem Hühnerkäfig befreit. Seinen neuen Roman werde ich interessehalber irgendwann lesen, aber wenn er sich einem ähnlichen Erzählstil bedient, dann ist der Autor nichts für mich. Die Effekte in der Geschichte des weissen Tigers funktionieren zwar und sind auch fesselnd, aber am Ende blieb ein fahles Gefühl zurück.
Schöne Grüße, Maria
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