Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mo 6. Feb 2012, 10:47

Ich habe mit Jenny von Fanny Lewald begonnen. Fanny Lewald (1811-1889) war die Tochter eines jüdischen Kaufmanns, die mit 16 Jahren zum christlichen Glauben konvertierte.

Jenny ist ein Roman mit autobiografischen Zügen, gleich zu Anfang wird Judenverfolgung und die Benachteiligung der jüdischen Bevölkerung thematisiert. Dazwischen stehen zwei Mädchen: Jenny, ein jüdisches Mädchen, intelligent, lebenslustig und Clara Horn, eine Christin, die Jennys Bruder liebt. Interssant ist, dass bisher der Aufbau ganz traditionell dem Schema der damaligen Zeit folgt, es werden also gleich alle Hauptfiguren eingeführt an klassischen Orten, die Frauen im trauten Heim und die jungen Männer beim Kneipenbesuch. Trotzdem gehen die Gespräche sogleich um die zentralen Themen Juden- und Frauenemanzipation, die recht offen diskituert werden.
Jenny liebt den Hauslehrer und studierten Theologen Reinhardt, der sehr fundamentalistische Ansichten hat. Beim Besuch der Oper, bei dem sich beide ihrer gegenseitigen Liebe gewahr werden, spekuliert er sogar, dass Figaros Hochzeit wegen der Anzüglichkeiten sich nicht für junge Frauen eignen würde. Tststs ! Ich sehe da noch einige Dramatik auf mich zukommen !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Bonny » Mo 6. Feb 2012, 13:28

steffi hat geschrieben:Tststs ! Ich sehe da noch einige Dramatik auf mich zukommen !

Das hast du aber sehr nett geschrieben :).
Liebe Grüße,
Sabine

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 6. Feb 2012, 19:33

Trixie hat geschrieben:Hallo,

auch ich bleibe in exotisch warmen Gefilden... Obwohl: In dem fünften Abenteuer von Jade del Cameron, Suzanne Arrudas Treasure of the Golden Cheetah, das ich heute angehen werde, begleitet Jade 1920 eine amerikanische Filmcrew an den Kilimanscharo. Dort dürfte es durchaus ein paar Grad kühler sein, als im ostafrikanischen Tiefland.

Gruß,
Trixie



Hallo zusammen,

@Trixie,
ich hoffe, die Serie bleibt weiterhin so gut wie bisher. Ich freue mich auf deinen Bericht. Ich hinke ja etwas hinterher mit lesen.


ich habe am WE den Krimi "Das unheimliche Haus" beendet. Hat mir gut gefallen, schön cosy und habe gleich den nächsten nachgeschoben "Das alte Haus am Meer" ein weiterer Fall für Miss Silver.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 7. Feb 2012, 16:10

steffi hat geschrieben:Ich habe mit Jenny von Fanny Lewald begonnen. Fanny Lewald (1811-1889) war die Tochter eines jüdischen Kaufmanns, die mit 16 Jahren zum christlichen Glauben konvertierte.

Jenny ist ein Roman mit autobiografischen Zügen, gleich zu Anfang wird Judenverfolgung und die Benachteiligung der jüdischen Bevölkerung thematisiert. Dazwischen stehen zwei Mädchen: Jenny, ein jüdisches Mädchen, intelligent, lebenslustig und Clara Horn, eine Christin, die Jennys Bruder liebt. Interssant ist, dass bisher der Aufbau ganz traditionell dem Schema der damaligen Zeit folgt, es werden also gleich alle Hauptfiguren eingeführt an klassischen Orten, die Frauen im trauten Heim und die jungen Männer beim Kneipenbesuch. Trotzdem gehen die Gespräche sogleich um die zentralen Themen Juden- und Frauenemanzipation, die recht offen diskituert werden.
Jenny liebt den Hauslehrer und studierten Theologen Reinhardt, der sehr fundamentalistische Ansichten hat. Beim Besuch der Oper, bei dem sich beide ihrer gegenseitigen Liebe gewahr werden, spekuliert er sogar, dass Figaros Hochzeit wegen der Anzüglichkeiten sich nicht für junge Frauen eignen würde. Tststs ! Ich sehe da noch einige Dramatik auf mich zukommen !



Hallo Steffi,

wie gefällt es dir ?
ich habe ein paar Sachen von ihr auf meinen eReader, "Jenny" müßte auch darunter sein.

Außerdem habe ich die rororo-monographie "Fanny Lewald" von Gabriele Schneider. Die werde ich mir in Kürze vornehmen. Du hast mich nun doch neugierig gemacht. Ich kann sie dir dann gerne ausleihen.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mi 8. Feb 2012, 09:33

JMaria hat geschrieben:Hallo Steffi,

wie gefällt es dir ?
ich habe ein paar Sachen von ihr auf meinen eReader, "Jenny" müßte auch darunter sein.



Danke - es wird nicht mein Lieblingsbuch ;)

Mittlerweile bin ich beim letzten Drittel angekommen. Es gibt eigentlich zwei Hauptthemen, die aber auch ein wenig miteinanderverflochten sind: Religion, speziell eben das Judentum und wie sie sich auf die Liebe auswirkt. Eigentlich sehr interessant und am Beginn war es auch wirklich sehr gut.

Nun entwickelten sich die Liebesgeschichten folgendermaßen: Jenny liebt Reinhard, einen Christen und konvertiert für ihn, gegen ihre Überzeugung, zum Christentum, um ihn heiraten zu können. Sie ist keine gläubige Jüdin, kann allgemein dem Glauben nichts abgewinnen, und am allerwenigsten den Dogmen des Christentums. Reinhard versteht das Dilemma natürlich nicht, er ist ja Theologe und während für ihn alles in bester Ordnung ist, scheint Jenny daran zu zerbrechen. Vielleicht auch an ihrer Opferhaltung, aber Lewald fokusiert sich da ganz stark auf das innere Leiden, was mich eher an Groschenromane im Sinne von Hedwig Courts-Mahler erinnert.

Die zweite Liebesgeschichte ist eine Dreiecksgeschichte: Jennys Bruder Eduard kann seinem Glauben und damit auch seinem Volk nicht abschwören, aus einer Heirat mit der Christin Clara, die ihn auch liebt, wird nichts (wieder viel Herzschmerz!), diese wird aber von Hughes geliebt. Sie liebt aber ihn nicht. Und wieder geht Lewald da viel zu sehr ins Detail, jede Regung wird kommentiert und auch gleich interpretiert, es bleibt fast kein Platz mehr für eigene Gedanken. Und die Charaktere bleiben Marionetten der Autorin.

Das Fazit für mich ist, dass zwar das Thema sehr mutig für die damalige Zeit war und man merkt auch, dass viel eigene Biografie dahinter steckt. Aber, evtl. auch der damaligen Zeit geschuldet, die Umsetzung ist mir nicht lebendig, real und modern genug, eher Walter Scott als Theodor Fontane.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mi 8. Feb 2012, 16:45

steffi hat geschrieben:
JMaria hat geschrieben:Das Fazit für mich ist, dass zwar das Thema sehr mutig für die damalige Zeit war und man merkt auch, dass viel eigene Biografie dahinter steckt. Aber, evtl. auch der damaligen Zeit geschuldet, die Umsetzung ist mir nicht lebendig, real und modern genug, eher Walter Scott als Theodor Fontane.


aha, dann weiß ich Bescheid und "Jenny" kann noch warten ;-)
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Turni » Mi 8. Feb 2012, 23:16

Ich lese gerade Georg Sand "Ein Winter auf Mallorca". Das ist köstlich. Ich kann mir Georg Sand gut vorstellen, wie sie auf die Mallorquina schimpft. Würde ich dort leben, würde mir das Buch vielleicht auch nicht gefallen - schon gar nicht 1850 :mrgreen:
Als sie ein Haus mieten wollten damals hatten die Häuser weder Fenster noch Türen. Das mussten die Mieter alles selbst besorgen. Möbel müssten erst angefertigt werden. Was natürlich lange dauert. Die Handwerker meint lapidar, wenn sie schon 6 Monate warten, können sie noch weitere 6 warten...
Ich muss weiterlesen. :D Mal wieder wunderschönes Kopfkino.


Kurzbeschreibung
Im November 1838 reisen George Sand und Frédéric Chopin nach Mallorca. Erst nach längerer Suche findet das Liebespaar Unterkunft – im verlassenen Kloster von Valldemosa. Hier, in der Abgeschiedenheit der Landschaft, fernab von Bevölkerung und Komfort, genießen die beiden das Leben und finden zur Ruhe. George Sands Beschreibung ihrer Erfahrungen und Eindrücke von der Insel ist ein bewegendes und stimmungsvolles Porträt, das die Besonderheiten von Land und Leuten auf wunderbare Weise einfängt.
Ending a novel is almost like putting a child to sleep—it can't be done abruptly.

Colm Tóibín
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 9. Feb 2012, 09:27

Moin, liebe Turni,
Moin miteinander,

ich wünsche Dir viel Vergnügen mit dem Buch. Wir haben uns schon einmal hier im Forum über die beiden unterhalten, als ich das Buch "Sommer auf Mallorca" von Lea Korte las. Ich kenne nur einen Film über George Sand, in dem die Passage in Mallorca auch drin vorkam.
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

Markus Gasser
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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Do 9. Feb 2012, 09:31

Turni hat geschrieben:Ich lese gerade Georg Sand "Ein Winter auf Mallorca".


Ich habe das Hörbuch gehört - wunderschön erzählt und du hast Recht, die Atmosphäre entsteht direkt im Kopf, viel Spaß weiterhin damit !
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2012 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 9. Feb 2012, 10:24

Hallo zusammen,

ich habe mit "Der englische Patient" von Michael Ondaatje begonnen. Ich kenne ja weder Buch noch Film. Der Hype ging irgendwie an mir vorbei. Bisher, nach 80 Seiten, bin ich sehr angetan; die Atmosphäre trägt den Leser melancholisch durch die Geschichte.
Schöne Grüße, Maria
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