Das
3. Kapitel - ein herrschaftliches Haus habe ich noch nicht ganz durch.
Der Leser wird zurück versetzt ins Jahr 1961 nach Budapest. Die bildhafte Sprache über das Haus und die Einrichtung, die Bewohner und der Verfall, hat mir sehr gut gefallen, gefällt mir eigentlich immer besser.
Mir fielen Parallelen auf:
Wir befinden uns in der Ringstraße, Budapest.
In den vorigen Kapitel erfuhren wir, daß der Student Döhring in der Fasanenstraße in Berlin wohnt, früher hieß sie ebenfalls mal Ringstraße. Zufall?
Noch eine resolute Tante und ein Neffe, Kristof, der rebelliert.
Der Architekt Samu Demen, der den Häuserkomplex gebaut hat, war wie der Kommissar und der Student, ein Mensch, von dem es heißt, daß Leute ihn mieden.
vielleicht gibt es noch ein paar Parallelen, die ich übersehen habe.
Wie hat dir die Naturbeschreibung am Anfang diesen Kapitels gefallen?
Ich fands faustisch düster an diesem Tag der Tagundnachtgleiche ! Und wie oft auf Teufel, Satan, Hölle geflucht wird ist schon auffallend oder?
Finden sich Anspielungen auf Goethes Werken in den Parallelgeschichten? Vielleicht den Faust?
Das 1. Buch heißt bezeichnend "in stummen Gefilden" ( stumm - ein Hinweis auf einen roman muet?)
Immerhin kommt in Faust I "Gefilden" vor:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen.
(Faust I, Vor dem Tor)
Ganz schön aufregend diese eventuellen Zusammenhänge (die ich mir aber auch einbilden könnte, noch sind wir ja noch nicht sehr weit im Buch fortgeschritten )
Es gibt wirklich sehr viele Anspielungen und mich erinnert die Komposition sehr an Doderer - vor allem an Die Dämonen. Z.B. werden die Namen erst später genannt, der Fanatismus, den Döhring und Kienast haben. Auch im 3. Kapitel die Wohnung als gemeinsamer Ort, von dem aus zuerst die Personen im Stil des roman muet erläutert werden. Finde ich sehr raffiniert gemacht, fast wie eine Kamerafahrt von einem zum anderen.
ein toller Gedanke. Du hast recht, der roman muet klingt hier durch, wäre mir aber nicht aufgefallen. Und wie du auch in einem vorigen Beitrag erwähnst, gibt der Autor keine genaue Zeitangaben, sondern umschreibt sie mit historischen Ereignissen:
Zuerst der Hinweis auf den Mauerfall. Im 3. Kapitel der ungarische Nationalfeiertag und die Tagundnachtgleiche, oder die Geburt Samu Demen einige Jahre nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes. Du hast recht das erinnert auch an Doderers Dämonen in Stil und Personen. Historie prägt den Menschen.