Hallo Ihr Lieben,
hier mal ein kurzer Zwischenbericht aus dem "Abendland". Wie ich in einem anderen Posting bereits anklingen ließ, brauche ich noch so ungefähr 300 Seiten, dann bin ich fertig.
Das Buch von Michael Köhlmeier ist kein Buch, dass man mal eben so wegliest. Geht schon allein wegen der 800 Seiten nicht. Aber auch der Inhalt ist nicht so, dass man es mal so nebenbei liest. Ich zumindest nicht.
Sebastian Lukasser ist Schriftsteller und soll die Lebensgeschichte des besten Freundes (Carl Jacob Candoris) und größten Förderers seines Vaters, George Lukasser - sehr bekannter Jazz Pianist (ihn gab es wirklich - ist authentisch) aufschreiben.
Während der gemeinsamen Sitzungen, in denen Candoris sein Leben erzählt, werden auch immer wieder Passagen aus Sebastians Leben erzählt. Die Geschichte Candoris ist auch die Geschichte Sebastians. Somit wird die Lebensgeschichte zweier Personen und zweier Familien erzählt. Alles ist dabei sehr schön und kritisch in den jeweilgen Zeitgeist gebunden.
Wer also Freunde an menschlichen Lebenssituationen und -entwicklungen hat und dabei Wert legt auf gute Charakterstudien, Tiefgang und einer, wie ich finde, sehr guten Art der realistischen und manchmal auch drastischen Erzählweise, die aber nie unpassend ist, dem wird das Buch bestimmt gefallen- trotz einiger Durststrecken.
Es gibt auch eine Passage, die mir nicht so gut gefiel, da sie mir zu plastisch und nicht interessant genug war. Das empfand ich dann schon als Durststrecke.
Dennoch, und das wundert mich, hat das Buch nicht so den sehr großen Lesesog bei mir ausgelöst. Es ist so eine Mischung aus: "Ich muss nun unbedingt weiterlesen" und "jetzt würde ich gerne mal wieder etwas anderes lesen". Wenn ich dann aber wieder eine zeitlang dran bleiben kann und mehr als 10 Seiten am Stück lesen kann, dann bemerke ich am Ende, dass sich doch so etwas wie ein kleiner Lesesog eigestellt hatte.
Auch hierin ist das Buch anders, als manche Bücher, die ich gelesen habe. Es baut, wie ich finde, eine sehr sehr eigene Atmosphäre auf.
Also kurzum, ich finde das Buch gut und auch lesenwert und empfehlenswert. Es ist halt mal etwas anderes.
Vielleicht bekommt ja jemand durch meinen kleinen Zwischenbericht ein bisschen Lust, dieses Buch auch mal zu lesen.
Ich für meinen Teil werde heute etwas länger ins "Abendland" eintauchen.