Trotz -oder gerade wegen- all der neuen Ebooks, die ich mir diesen Monat gekauft habe, war mein letzter Lesestoff dann doch der erste Band der Dorothy-Martin-Krimis, The Body in the Transept von Jeanne M. Dams. Ich habe aus der Reihe immer wieder mal einzelne Bücher gelesen, aber nicht in chronologischer Reihenfolge (was, denke ich, im Grunde ohnehin kaum nötig ist, um die Reihe zu verstehen). Nun aber war ich der Meinung, dass es Zeit ist, Dorothys Anfang als Amateur-Detektivin kennenzulernen.
In diesem ersten Band ist Dorothy, eine vor kurzem verwitwete Amerikanerin in den Sechzigern, in ihrem ersten Jahr in dem beschaulichen Kathedralstädtchen Sherebury im Südosten Englands zuhause. Eigentlich war dieser Wohnortwechsel aus beruflichen Gründen gedacht, denn ihr verstorbener Mann sollte als Dozent an die hiesige Universltät. Nun aber wohnt Dorothy allein mit Katze Esmeralda in dem kleinen Häuschen. Sie hat zwar neue Freundschaften geschlossen -und einige alte Bekannte, vor allem Kollegen ihres Mannes, wohnen ebenfalls in der Nähe-, aber noch fällt ihr die Eingewöhnung schwer. Besonders zu Weihnachten, das sich so gar nicht wie erträumt darstellt: Statt Schnee gibt es Regen und Nebel, und auch das Heizen mit dem Ofen ist nicht ganz so romantisch wie eine gute Zentralheizung praktisch wäre. Aber zumindest die traditionelle Weihnachtsmesse in der imposanten Kathedrale bei Kerzenlicht, Orgelmusik und Chorgesang entschädigt voll und ganz - bis Dorothy buchstäblich über eine Leiche im dunklen Querschiff stolpert. Zum Glück ist ihre neue Bekanntschaft Alan Nesbitt, der Chief Constable von Sherebury, auch gerade da, denn es gibt keinen Zweifel: Der tote Kanonikus Billings wurde ermordet. Auch wenn die Polizei den Fall übernimmt, kann Dorothy sich nicht von den Ermittlungen fernhalten. Billings war nämlich bei den meisten Mitmenschen unbeliebt, und so finden sich mehrere von Dorothys alten und neuen Freunden plötzlich als Verdächtige in dem Mordfall wieder.
Ich bin relativ zügig mit dem Krimi durchgekommen, und er hat mir ausnehmend gut gefallen, obwohl er zu Weihnachten spielt und wir hier gerade Hochsommer haben. Aber ein atmosphärisch richtig guter Krimi ist etwas für alle Jahreszeiten, und The Body in the Transept fällt absolut in diese Kategorie: Weihnachten in einer englischen Kathedralstadt, die gotische Kirche spielt eine große Rolle, es gibt sogar die obligatorische geisterhafte Heimsuchung (die Gestalt eines Mönches mit Kapuze, die durch die Kathedrale spukt), aber darüber hinaus glaubhaft und nicht überzogen geschrieben, mit soliden Charakteren, die Ecken und Kanten haben, aber dennoch den Cozy-Charakter des Krimis nicht sprengen. Und weil es so ein schöner, klassischer, traditionell britischer Krimi ist (obwohl von einer Amerikanerin geschrieben), hat mir dieser erste Band der Krimireihe wieder einmal deutlich gemacht, wie schade es ist, dass diese Reihe bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Sie wäre eine echte Empfehlung von mir für alle, die das Genre mögen. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben...
Meine nächste Lektüre ist auch schon älteren Datums und hat sich ebenfalls schon länger in meinem Stapel ungelesener Bücher aufgehalten: Lyn Hamilton: The Moai Murders, die Lara McClintoch und mich auf die Osterinsel führt. Einen extremeren Ortswechsel kann man sich kaum vorstellen, aber ich bin sicher, dass ich mich mit dem Buch im Südpazifik ebenso gut und spannend unterhalten werde. Auch hier finde ich es extrem bedauerlich, dass diese Reihe von der 2009 verstorbenen Autorin Lyn Hamilton nach ein paar Bänden nicht weiter übersetzt worden ist. Sie wäre es wert.
Gruß,
Trixie