Teil I - Fragen an den isralelischen
Staatsbürger Ephraim Kishon:
Gerade in den letzten Tagen war die Lage im
Nahen Osten äußerst verworren und kompliziert. Gibt es Ihrer Meinung nach überhaupt
noch einen Weg, zu einem friedlichen Miteinander zu kommen?
Ephraim Kishon: Ja, es wird
Frieden im Nahen Osten geben, weil an jedem Ort und in jeder Zeit der Frieden
einmal ankommen muss. (Hier gibt es die Textstelle
als Sound-Datei - anklicken und öffnen) Die Frage ist wann und wie - es ist
schon eine ziemlich abgedroschene Phrase, aber leider ist das die Wahrheit: Wenn
Arafat und seine Clique verschwinden, werden wir Frieden haben. Arafat will mit
uns keinen Frieden machen, der ihm als Ausrede dient, den palästinensischen
Staat nicht aufzubauen.
Arafat hat vor 2 Jahren in Camp David von Ehud
Barak dieses einmalige Angebot bekommen; wir haben unseren Augen und Ohren nicht
getraut, als wir gehört haben, was er alles vorgeschlagen hat. Und es konnte
sofort ein palästinensischer Staat aufgestellt werden mit einem Teil von
Jerusalem. Und seither er hat damit gerechnet, dass er auf der Welle des
Weltantisemitismus reiten kann und Israel dazu zwingen, so viele palästinensische
Kinder zu töten, dass Israel vor den Fernsehsendern kapitulieren muss. Er hat
nicht mit dem riesigen Fehler gerechnet, den die islamische Welt in Washington
und New York gemacht hat, denn das hat einen Teil der Welt umgedreht.
Denken Sie daran, wenn Sie ein Palästinenser
und einfacher Bürger wären und würden heraufschauen und sagen: "Was
haben wir in diesen 2 Jahren erreicht? Wir sind vollkommen ruiniert, es gibt
keine Wirtschaft, keine Ordnung und keine Sicherheit und die Lage ist ganz
genauso geblieben wie sie vor 2 Jahren war. Wofür war diese ganze Sache? Um 280
Israelis zu töten? So viele Israelis sterben auch in Verkehrsunfällen."
Wenn Sie einen Palästinenser fragen, was sie erreicht haben, dann müssten sie
sagen, dass es eigentlich der größte Fehler war, den man machen konnte. Denn
sie hätten einen blühenden palästinensischen Staat haben können. Aber es
kommen noch junge Leute, ich kann Sie beruhigen, wir sind absolut sicher. Wir
kennen sie auch ganz genau, sie sind Palästinenser und überzeugt von ihrer
Sache, aber Leute mit denen man sprechen kann.
Sie selbst verkörpern ja das Bild eines liebenswerten, sympathischen,
toleranten und klugen Israel. Es muss Ihnen doch manchmal in der Seele wehtun,
wenn ein anderes Bild Ihres Landes die Medien beherrscht. Welche Ursachen hat
das Ihrer Meinung nach, dass da so ein falsches Bild von Ihrem Land existiert?
Ephraim Kishon: Sie müssen verstehen, dass das jüdische Volk
seit 2000 Jahren eine in der Weltgeschichte unpräzedente Verfolgung erlebt hat.
Erniedrigungen, Massaker und Holocausts. Und während dieser ganzen Geschichte -
zeitlich gesagt von Null bis Zweitausendzwei - haben sie von Fremden nur gehört,
dass sie der Abschaum der Menschheit sind. Sie seien verachtenswert und nur
geldinteressiert und so weiter. Sie haben alles zurückgewiesen, doch etwas ist
irgendwo hängen geblieben. Und diese unterbewusste zweitausendjährige
Hetzkampagne gegen das Judentum kommt dann in einer Mischung mit einer persönlichen
Frustation - eigentlich ist es Selbsthass.
Sie geben mir mit Holocaust ein Stichwort für meine weitere Frage. Ich habe
auch das Buch "Mein Kamm" gelesen und fand es sehr beeindruckend, wie
man ein derart finsteres Kapitel der deutschen Geschichte so aufarbeiten kann,
und dabei kam mir die Frage: Gibt es eigentlich irgendetwas auf der Welt in der
Geschichte, was so schrecklich ist, dass man es nicht in einer Satire
verarbeiten kann?
Ephraim Kishon: Ja, den Holocaust kann man nicht beschreiben.
In meinem Buch bin ich bis zum Holocaust gekommen und dann habe ich aufgehört.
Ja, das kann man nicht beschreiben, denn das geht über das menschliche Verständnis
und den menschlichen Verstand. Ich kann es meinen deutschen Lesern und Freunden
und der von mir geliebten deutschen Jugend sagen, sie sollen es wissen, sie
leben in einem Land, in dem man die Elite ausgerottet hat. Auch den Österreichern
muss ich sagen, dass sie sie total ausgerottet haben. Sie haben ihre geistliche
und wisschenschaftliche und ärztliche Elite verbannt.
Darüber kann man nicht schreiben, denn es ist
so unverständlich wie die ganze Sache, aber es wird verständlich wenn man
versteht dass der Holocaust kein Massaker war sondern ein Raubmord, ein
Massenraubmord, an dem ein ganzes Volk beteiligt war. Wo ich z.B. mit meiner
Familie gezwungen war, aus unserer Wohnung zu fliehen. Als wir nach dem Krieg
zurückgekommen sind war kein Möbelstück, kein Bild und nichts mehr da. Nur
die Angst, dass die Juden etwas zurückfordern könnten.
Die Kamine von Auschwitz konnte ich nicht
beschreiben, aber den Weg dazu. Und es ist eine perfekte Analogie - wenn Sie
meine Gesetze gegen die Glatzköpfigen anschauen, dann sind das genau die
Gesetze gegen die Juden. Ich habe es geschrieben für Leute, die nicht dabei
waren, weil es schon 50 Jahre oder länger her ist. Ich habe es so geschrieben,
dass ich der Leiter in dem Roman bin, um dem Buch eine mildere und verständnisvollere
Nuance oder Charakter zu geben - humoristisch und sarkastisch.
Manchmal scheint es mir, in Interviews kommt Ephraim Kishon als Person oder
als Autor doch ein bisschen kurz vor den Weltproblemen oder den Problemen des
israelischen Staates. Ärgert es Sie nicht manchmal, dass das so in den
Hintergrund tritt?
Ephraim Kishon: Das ist deswegen so, weil ich schon in der
ganzen Welt bekannt bin. Das wurde auch im Israel Preis, welchen ich für mein
Lebenswerk bekommen habe, besonders erwähnt, dass ich sehr fähig bin, die Lage
von meinem kleinen Staat zu beschreiben auch außerhalb der Grenzen von Israel.
Aber viele wollen einfach nicht mit mir über
politische oder örtliche nahöstliche Fragen diskutieren, weil ich nicht das
Material liefere, das jetzt in Mode ist - d.h. eine Beschimpfung von Sharon und
ein Lob für den palästinensen Staat und so weiter. Das ist natürlich ein sehr
einfacher Weg, um populär zu werden außerhalb Israels und Friedenspreise zu
bekommen. Aber ich tue es nicht, weil meine Beschäftigung ist, die Wahrheit zu
sagen.
Und ich sage allen noch etwas, die glauben,
dass ich ein hasserfüllter Chauvinist bin: In meinen Augen ist das palästinensische
Volk ein sehr begabtes Volk, ja, sie sind die Opfer, die es noch nicht entdeckt
haben. Sie sind die Opfer von ihren Brüdern. Sie halten sich schon seit der 3.
und 4. Generation in schmutzigsten Flüchtlingslagern auf, wagen es nicht, sie
zu verlassen und pumpen sich voll mit anti-israelischer und anti-semitischer
Propaganda, von der Kinderschule, vom Kindergarten an. Und sie halten sie als
Bluthunde. Sie sollen den Kampf kämpfen, den die arabischen Staaten zu feige
sind zu kämpfen. Darum finanzieren sie es, geben dazu auch noch einen religiösen
Hintergrund und islamische Fanatik und die Palästinenser bemerken es nicht,
dass sie nicht die Helden sind sondern die Opfer einer sehr schmutzigen,
politischen, lebensgefährlichen Hetzkampagne, die die arabischen Staaten
betreiben.
Teil II - Fragen an den Privatmann und Menschen Ephraim Kishon:
Welchen Beruf hätten Sie am liebsten ergriffen, wenn Sie nicht
Schriftsteller geworden wären?
Ephraim Kishon: Diese Frage könnte man jedem stellen, auch
Ihnen. Ich bin sicher, dass an der Schule Ihr Lehrer gefragt hat, was Sie werden
wollen? Dann haben Sie sicher nicht Ihre derzeitige Beschäftigung genannt
sondern wollten Pilot sein, Astronaut, Polizist, Offizier oder General. Ich bin
ein diplomierter Bildhauer und ein perfekter Fachmann für Reliefarbeiten.
Aber wenn Sie mich fragen, diese sehr schwere
und unmenschliche Tätigkeit, die schriftstellerische Literatur ist eigentlich
wunderschön, solange man damit Erfolg hat. Und ich sage es weil ich damit sehr
zufrieden bin, weil ich - wie Sie wissen - damit ein bisschen erfolgreich bin.
So war ich z.B. ja im vorigen Jahr für den Nobelpreis nominiert. Aber Sie müssen
verstehen, dass man mit derselben Anstrengung einen Bestseller schreibt wie
einen totalen Flopp. Diese Beschäftigung oder schriftstellerische Tätigkeit
ist eine Falle: Sie müssen Erfolg haben und darum schreiben Sie. Nicht
finanziell und nicht als Künstler sondern aus Genugtung. Das ist eine sehr,
sehr frustrierende Sache und macht einen Anteil von 95-99 % der Schriftstellerei
aus. Viele schreiben Bücher, die überhaupt kein Echo und keinen Erfolg haben.
Meine Tätigkeit würde ich nicht mehr wählen
- also, wenn ich wählen könnte (lacht) - nicht Schriftsteller sein, wegen
dieses Risikos. Wer kann schon behaupten, dass er so Glück hat wie ich? Aber
wenn Sie mich fragen, ich kenne eigentlich gar keine Beschäftigung, wo die
Menschen richtig glücklich sind. Vielleicht einige Kindergärtnerinnen, die glücklich
sind mit den Kindern. Aber das ist für mich doch nicht so attraktiv, aber als
man mich gefragt hatte, was ich sein möchte, da habe ich gesagt Karatemeister.
(lacht) Es hört sich zwar witzig an, aber es ist mein Wunschtraum.
Sehen Sie, ich habe Filme gedreht, die riesige
Erfolge sind. Wie Sie wissen, habe ich drei Golden Globe damit gewonnen, war
zweimal Oscar-nominiert und habe auch sonst noch eine Menge Preise gewonnen. Ich
habe sehr gerne Filme gemacht, aber dazu bin ich ein bisschen zu alt geworden.
Was ich immer noch sehr gerne habe ist
Theater. Und wenn ich es hätte einrichten können, so wäre ich nur für das
Theater geboren. Ich hatte mein eigenes Theater und ich finde, Theater ist noch
immer eine der interessantesten oder die interessanteste Sache im Leben. Und bis
heute beschäftige ich mich damit. Sehr viele Theaterstücke laufen von mir und
ein Teil davon, ein wesentlicher Teil, sind von mir inszeniert. Wenn ich nicht
Schriftsteller wäre, wäre ich gerne Theaterregisseur geworden.
Was antworten Sie auf Bauer "b4" auf dem Schachbrett?
Ephraim Kishon: Bauer b4 ist eine nicht so übliche Eröffnung,
die man meistens benutzt, wenn man gegen einen Computer spielt, denn der
Computer ist nicht dafür programmiert. Und er wird verwirrt, weil er ungefähr
eine halbe Million Züge kennt, aber den kennt er nicht. Einmal hat Kasparow -
ich habe gegen ihn schon dreimal gespielt - mit einem noch ungebräuchlicheren
Zug begonnen, mit a2-a3. Und der andere, der Computer, der normalerweise in
Splittersekunden antwortet, hat 4 Minuten lang nachgedacht. B4 ist ist auch ein
Teil von sehr vielen anderen Einführungen wie c4. Das Wiener Gambit beginnt
z.B. mit d4 und c4. Aber wenn Sie schon einen Schachmann fragen - und ich habe
zwei Schachbücher geschrieben - c4 hat einen Sinn, denn man kann mit dem Pferd
von b1 auf c3 kommen und Sie haben den Bauern entwickelt und sind auch mit dem
Springer ins Spiel gekommen. Gar nicht so dumm, aber nicht sehr üblich.
Also sind Sie nach wie vor schachbegeistert?
Ephraim Kishon: Aber natürlich, und ich kann noch hinzufügen,
wenn Sie es noch nicht gehört haben sollten, dass es einen Schachcomputer gibt,
der Kishon heißt. Und er spielt so gut, dass ich ihn nie besiegen kann.
Davon habe ich gehört und es war auch mal die Rede davon, dass ein
Nachfolgemodell auf den Markt kommen soll?
Ephraim Kishon: Ja, ich wollte einen neuen, einen noch
besseren. Inzwischen hat die High-Tech einen sehr großen Fortschritt gemacht
und ich wollte eine noch besser entwickelte Version bringen, aber die Firma
Fidelity in Amerika, die ihn herausgebracht hatte, und die deutsche Firma
Mephisto, die ihn verbreitet hatte, beide sind inzwischen Pleite gegangen. Nicht
meinetwegen!
Dann habe ich mich auch erkundigt, dass bereits viele andere Firmen begonnen
haben, ebenfalls Schachcomputer zu entwickeln. In Hongkong z.B. ist eine große
Firma, die Japaner haben auch begonnen und natürlich die Amerikaner. Die
Deutschen sind jetzt ein bisschen zurückgeblieben. Und es kommen einige Genies
in England und auch in Ungarn. Es gibt ein Programm, das "Junior" heißt,
aus Israel kommt und immer erster, zweiter oder dritter ist in der Welt. Und es
ist aus der totalen Anonymität gekommen.
In der Schachwelt bin ich noch immer sehr, sehr
gut informiert. Schach ist eine Wissenschaft. Für einen Schriftsteller bin ich
ein sehr guter Schachspieler und für einen Schachspieler bin ich ein sehr
prachtvoller Schriftsteller.
Nennen Sie uns einige Ihrer liebsten Gegner?
Ephraim Kishon: Ich habe schon gegen Karpov und Kasparow
gespielt. Das letzte Mal habe ich gegen Kramnik gespielt und da habe ich von ihm
die Erlaubnis bekommen, als Hilfe meinen Kishon-Computer zu nehmen. Also nicht
einen anderen sondern genau den Kishon-Computer. Nicht die großen wie Fritz und
andere sondern meinen kleinen. Und ich habe ein Remis erreicht.
Da kann man ja nur gratulieren!
Ephraim Kishon: Danke! Aber es ist so, dass der Weltmeister
simultan gegen dreißig Leute gespielt hat. Und er hat mich auch ein bisschen
unterschätzt. Ich habe auch schon die Nr. 1 in der Welt bei den Frauen - Zsuzsa
Polgar - mit meinem kleinen Computer besiegt.
Ich bin im Schachleben viel weniger als ich
sein möchte. Ich glaube, dass Schach immer noch eine der interessantesten und
schönsten Sachen ist, die es gibt. Ich kenne nichts, was damit
vergleichbar ist, außer vielleicht Billard. Aber Billard ist auch eine
physische Sache, nicht nur eine des Gehirns. Übrigens bin ich im Billard besser
als im Schach. Ich habe im Jahr 2000 in meiner Kategorie bei den Berliner
Weltmeisterschaften den 1. Preis gewonnen im Drei-Band-Billard.
Auch eine sehr mathematische Disziplin.
Ephraim Kishon: Computerarbeit - wenn Sie den Lauf Ihrer Kugel
ausrechnen wollen, so dass sie 3 Banden berührt bevor sie die beiden Kugeln
trifft, so ist das unglaublich schwer. Und deswegen bin ich nur gut in meiner
Klasse, weil es eine Amateurklasse ist - aber Weltmeisterschaft!
Das wird die Fans sicherlich sehr beeindrucken.
Ephraim Kishon: Ja, ich glaube auch. Ich weiß, dass meine Bücher
viel weniger Eindruck machen als mein 1. Preis in
der Billard- Weltmeisterschaft.
(Lacht) Ach nein, das kann man jetzt aber so nicht sagen.
Teil III - Fragen an den Autor und Humoristen Ephraim Kishon:
Sie schreiben in hebräischer Sprache. Waren Sie schon einmal unzufrieden
mit einer Übersetzung?
Ephraim Kishon: Ja, ich war schon sehr oft unzufrieden und
darum habe ich begonnen, nach dem Tod meines großen Übersetzters Friedrich
Thorberg vor 22 Jahren selbst ins Deutsche zu übersetzten. Aber ich bin nicht fähig,
meine phillipinschen, albanischen, koreanischen und chinesischen Bücher zu
beurteilen wie die Übersetzung ist.
Außer in dem Fall, wo ich sehe, dass schon das
20. Buch ein großer Erfolg war, dann weiß ich, es ist ein guter Übersetzer.
Sonst war es ein schlechter Übersetzer.
Wenn Sie schreiben, gibt es da einen Ort, wo Sie das am liebsten tun oder
gar ausschließlich oder schreiben Sie, wo Sie sich gerade aufhalten?
Ephraim Kishon: Nein, ich muss eine totale Isolation und totale
Ruhe haben. Ich kann nicht schreiben in Café-Häusern, wie vor 100 Jahren meine
Kollegen geschrieben haben. (Hier gibt es die
Textstelle als Sound-Datei - anklicken und öffnen) Darum bin ich hier in
Appenzell, weil es eigentlich ein Asyl von Isolation und Stille ist. Ich habe
dieses Haus vor 20 Jahren gekauft und ich habe viele Bücher hier geschrieben.
Jetzt wo ich mit Ihnen spreche, ist hier eine totale Stille, man hört gar
nichts. Natürlich hat man immer persönliche Probleme wie alle, aber zu Hause
in Israel bin ich an Fernsehen und Radio gefesselt, total verkabelt, weil ich
wissen will, was meinen Söhnen und Nachbarn geschieht und was mit meinem
Land ist und wo wir jetzt sind und was passiert. Hier in Appenzell, in den Alpen
und der Höhe der Wolken, bin ich abgeschieden vom Rest der Welt und dem was die
Menschen machen.
Wie darf man sich Ihr Arbeitszimmer vorstellen? Eher aufgeräumt oder
kreativ chaotisch?
Ephraim Kishon: Kreativ chaotisch und sehr ordentlich
gleichzeitig. Neben mir steht ein Schachcomputer-Weltmeister. Er ist immer da,
wenn ich schreibe. Ich brauche ihn nicht mitzunehmen, er steht immer dort und
ich lerne von ihm noch viele Sachen und manchmal lasse ich ihn mit einem anderen
Computer Schach spielen. Und dann, stellen Sie sich vor, nehme ich als Zuschauer
teil wenn zwei Weltmeister spielen. Für mich ist das so, wie wenn Sie ein
Finale im Tennis, ein wichtiges Open im Fernsehen anschauen. So interessant ist
das für mich. Wenn Sie ein bisschen Schach spielen, werden Sie auch hinschauen,
wenn die zwei größten Weltmeister spielen. Das ist sehr fesselnd. Wenn Sie es
neben Ihrem Schreibtisch erleben können, ist das sehr faszinierend.
Ich habe Gari Kasparow vor ungefähr 6 Jahren
nach einem Spiel beim Abendessen gesagt, dass er von einem Computer im Spiel
besiegt werden würde. Da hat er gesagt, dass ein Computer sehr gute
Schachspieler besiegen wird, auch Meister, aber nie einen Weltmeister. Darauf
habe ich ihm gesagt, Sie werden überrascht sein, denn der Computer wird Sie
besiegen, denn er weiß nicht, dass Sie ein Weltmeister sind. (Hier
gibt es die Textstelle als Sound-Datei - anklicken und öffnen) Und das ist
geschehen. Gegen "Deep Blue" hat er verloren und ich weiß, dass er
einen Schock bekommen hat, weil er eines seiner größten Bravourstücke gemacht
hat. Er hat beim Endspiel 14 Züge vorausberechnet, aber der Computer hat 15
ausgerechnet. Deshalb hat er verloren. Verstehen Sie? Was wollen Sie machen
gegen einen Computer, der jede Sekunde ungefähr eine halbe Milliarde Züge
ausrechnet?
Man muss schon sehr gut wissen, wie ein Computer programmiert ist, um ihn
besiegen zu können. Dann hat man überhaupt erst eine Chance.
Ephraim Kishon: Nein. Auch dann hat man überhaupt keine
Chance, glauben Sie mir. Wissen Sie warum? Ein Computer irrt nicht. Er kennt
nicht so etwas wie "ich habe verloren gegen Kasparow". Ich war schon
in einer Lage, dass der ganze Saal mich gefeiert hat. Nach dem 36. Zug war die
Partie gegen Gari noch unentschieden und dann habe ich übersehen, dass er
meinen Turm nehmen konnte. Einem Computer wäre das nicht passiert.
Oder nehmen wir Kortschnoi. Er hat gegen Karpov
um die Weltmeisterschaft gespielt. Den ersten Rang wollten sie erreichen. Die
Partie war ausgeglichen. Und Kortschnoi ist in eine Lage gekommen, wo er in zwei
Zügen Matt geben konnte. Er hat es nicht bemerkt. Ein Computer hätte es sofort
gemerkt. Sie geben diese Stellung ein und in einer Splittersekunde sagt er
"Matt in zwei Zügen". Wir sind Menschen und machen - vielleicht Gott
sei dank - noch Fehler.
Eine letzte Frage noch. Jugend und Kinder sind ja unser aller Zukunft. Könnten
Sie sich auch vorstellen, einmal ein Buch für Kinder zu schreiben?
Ephraim Kishon: Ich brauche es nicht zu tun, ich habe schon
ungefähr 6 Bücher für Kinder geschrieben, die Sie als Nicht-Kind auch nicht
gelesen haben. (lacht)
Nun schauen Sie, dieser ganze UNO-Bluff
"Kinder dieser Welt" - das ist alles Quatsch. Das ist, wenn jemand
sich wichtig machen möchte. Wenn ich über Jugend spreche, dann spreche ich über
die palästinensische Jugend. Im Libanon sind 400.000 Palästinenser in Lagern
eingesperrt. Und einmal muss einer dieser Jungen aufstehen und sagen: "Just
a minute - ich bin schon die 4. Generation hier und höre, dass ich aushalten
muss bis wir zurückkommen, alles erobern und die Juden ins Meer werfen. Ich
will nicht mehr hier in dem Lager leben. Libanon lässt mich nicht einbürgern.
Israel kann man nicht besiegen, keine Aussichten, daher will ich Frieden machen
unter allen Umständen." Das wird geschehen. Einmal wird eine Generation
kommen, die sagt, ich lasse mich nicht mehr von meinen Brüdern zum Schlachthaus
führen.
Es war sehr interessant mit Ihnen so lange sprechen zu dürfen.
Ephraim Kishon: Sehr gut, Herr Brauer, ich freue mich! Alles
Gute!
Ihnen auch alles Gute und dass der Frieden in Nahost nicht allzu lange auf
sich warten lässt!
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