Tabeas Tagebuch - Bücherkolumne im Bücherforum:


Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erlesen:

Endlich war es soweit, die 5.te Jahreszeit stand vor der Tür. DER URLAUB!
14 Tage nichts als Ruhe, Sonne, Strand und Bücher. Die Koffer, gepackt für eine 8-wöchige Weltreise und soviel Bücher das man gut und gerne eine 3-jährige Haftstrafe wegen jodeln im Altersheim über sich ergehen lassen kann, lagen verstaut im Auto. Wir hatten uns entschlossen, mit dem Auto zu fahren und keine 2-wöchige Abschiebehaft nach Mallorca zu buchen.

Sogar mit dem Wetter hatten wir Glück, Sonnenschein pur. Also nichts wie rein in den Badeanzug, das oberste Buch aus dem Koffer und ab zum Strand.

Nach 5-minütiger richtiger Entspannung brach keine 2 Meter neben mir die Invasion aus. Mutter, Vater, Kind plus Oma besetzten die 2 Strandkörbe neben uns. Nach 10 Sekunden wußte ich, wie das Kind hieß. Mit einem langezogenen:"Laaahaaars, Du gehst mir nicht ins Wasser, das ist 'bäh', komm sofort wieder her.", stellte sich die Familie praktisch vor.
Ich schaute über den Rand meiner Sonnenbrille um herauszufinden, was denn da "bäh" war, als die liebliche Stimme, die jeder Kreissäge spielend den Rang abgelaufen hätte schrie: "Vattar, jetzt tu doch was, hol das Kind aus dem Wasser, Er wird ja noch ganz nass!!"
Vielleicht hatten Sie ja Trockenurlaub gebucht, weil Wasser bei Ihnen Krätze verursacht. Vattar jedenfalls wollte nicht! Mit dem Gesichtsausdruck eines Bettelmönchs auf Hafturlaub ließ er sich in den Strandkorb fallen und tat kund, das ihm kalt war und doch lieber Omma gehen sollte.
Er hätte sich zu Hause auf die Herdplatte setzen sollen, da wäre Ihm bestimmt warm geworden und ich hätte meine Ruhe gehabt.
Das schreiende minderjährige Lebewesen ließ sich direkt neben unserem Strandkorb nieder und begann seinen Einführungskurs: Wie krieg ich Sand in den Eimer, ohne zwei Drittel davon in unseren Strandkorb zu verteilen. Durch mehrmaliges tiefes Ein- und Ausatmen, um meine Mordlust zu unterdrücken, machte ich den hoppelnden Pubertätsverweigerer auf mich aufmerksam. "Hast Du ein Bonbon?", fragt der kleine Scheisser und fuchtelt dabei mit den Armen, wie Joe Cocker bei der Krankengymnastik, wobei die Hälfte des Sandes, welcher an seinen Händen und Armen klebte, in meinem aufgeschlagenen Buch verschwand.
"Nein, mein Junge, aber ich hab ne Packung Valium, möchtest Du?", bot ich ihm großzügig an, worauf dieser sich auch promt umdrehte und lauthals plärrte: "Mama, darf ich Valium?!?!"
Die Frau konnte besser gucken als denken, mit einem: "Wie siehst Du denn aus??!", stürzte sie auf das panierte Kind und versuchte mit hektischen Bewegungen, diesen Makel zu beseitigen.
"Ich will aber Valium!!", bestimmte der kleine Hosenscheisser, für dessen Mutter es eine olympische Disziplien zu sein schien, ja keinen Sand auf Ihre Haut zu bekommen, die sich mittlerweile der heimischen Rauhfasertapete angeglichen hatte.
"Jetzt nicht, gleich gibts Kartoffelsalat. Omma is extra früher aufgestanden und da gibts vorher keine Süßigkeiten.", bestimmte die trockenschwimmende Intelligenzbestie, stackste zurück und breitete auch gleich Ihren gesamten Hausstand im Umkreis von 10 Metern aus.
Wir hatten mittlerweile noch soviel Platz, dass es noch nicht einmal von Amnesty Internatioal als Einzelhaftzelle für Kriegsverbrecher zugelassen worden wäre.
Bevor die Familie, deren Nachname bestimmt Flodder war, mir von Ommas Kartoffelsalat anbieten konnte, packte ich schnell unsere Sachen zusammen um zu verschwinden. Carl Lewis wäre Angesichts meiner Schnelligkeit vor Neid erblasst.
Das Buch war zwar nicht mehr lesbar, aber mein Neffe kann daraus im heimischen Garten noch eine schicke Sandburg bauen.

(Ich jedenfalls hatte genug.)

Ich möchte den Herbst!! Den Winter!! Ich möchte ein kuscheliges Wochenende auf dem Sofa, wo ich dann von meinen Verwandten und von den Nachbarn belästigt werde.
Aber NIE WIEDER so einen Urlaub!

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(Verfasserin: Tabea - 14. August 2001)

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