1ADIMD5.gif (12828 Byte) Zurück zu neuere Bücher          Zurück zu Buchbesprechungen Juni 2002

                                                                 Zurück zum Autoren(Sonder)Bericht

_______________________________________________________________________

 

Cornwell, Patricia

Kreuz des Südens:

 

Inhaltsangabe:  

Ein Jahr ist vergangen seit Chief Judy Hammer, Deputy Chief Virginia West und Officer Andy Brazil ihren ersten gemeinsamen Serien-Fall ("Die Hornisse") gelöst haben. Nun sollen sie ihre Wundertaten in Richmond, Virginia, erbringen: der marode Polizeiapparat soll modernisiert und die Stadt kräftig aufgeräumt werden. Als besserwisserische Außenstehende machen sie sich dabei natürlich weder beim besagten Polizeiapparat noch bei den Stadtverantwortlichen sonderlich beliebt. Ich zitiere aus dem Klappentext: Die einst vornehme Stadt steckt tiefer in der Krise, als ihre Bürger es wahrhaben wollen. Da bringt ein sadistischer Mord die Südstaatenmetropole jäh zur Besinnung. Während alle noch unter Schock stehen, suchen Hammer und ihr Team mit Hochdruck nach dem Killer, der sich im Verborgenen zu seinem letzten blutigen Amoklauf rüstet...

 

Meine Meinung:

Ich trauere um jeden Baum, der sein Leben für das Papier dieses Buches lassen musste - meiner Meinung nach ist es einfach nur grottenschlecht, und das gleich in mehrfacher Hinsicht!

Da wäre zum einen der Plot: verschiedene Handlungsstränge laufen parallel und werden erst gegen Ende miteinander verwoben. So etwas ist oft sehr geschickt und führt zu einem netten Aha-Effekt - vorausgesetzt, man interessiert sich bis dahin überhaupt noch für die Zusammenhänge. Hier gelingt es der Autorin leider gar nicht, Spannung und ein gewisses Interesse für die Charaktere und die Geschichte aufzubauen, die ohne große Vorkommnisse vor sich hin plätschert. Das liegt zum großen Teil, aber eben nicht nur daran, dass der Mord erst im letzten Drittel des Buches passiert und sich das eigentliche Vorhaben des Täters erst auf den letzten Seiten offenbart. Dazu kommen ein paar logische Fehler und Unglaubwürdigkeiten, die bei einem eh schon schlechten und langweiligen Buch doppelt nerven.

Da wäre zum zweiten die Charakterzeichnung: man könnte meinen, die übertrieben schöne, intelligente, perfekte Darstellung des Dreigestirns (Beispiel: Brazils "wie gemeißeltes Erscheinungsbild sah umwerfend aus") wäre Teil des angeblichen Humors dieser Serie, aber da sich auch Scarpetta immer mehr einem solchen Wesen annähert, scheint Cornwell wohl eher ihr (Wunsch-?)Selbstbild auf ihre Hauptpersonen zu projizieren - das ist zumindest mein Eindruck (den ich durch die Jack-the-Ripper-Geschichte nur bestätigt sehe, aber das gehört nicht in diese Rezi). Die begriffsstutzige, dumm-doofe Darstellung des restlichen Polizeiapparates (Beispiele: nach immerhin 4 Monaten kann niemand außer den Dreien auch nur ansatzweise das neue PC-Programm bedienen; ein Cop richtet die Website der Polizei mit einer Adresse ein, die im Buch 8 Zeilen beansprucht; und die mögliche Übermalung eines Buchstabens des Kürzels HIN auf den Einsatzwagen ergäbe bei den Cops erst HVN, dann VIN, bevor sie auf HIV kommen, aber "Hammer wusste sofort, worauf Brazil aus war" - ja, klar!) ist ebenfalls so übertrieben und unglaubwürdig, dass sie Humor und Ironie weit verfehlen. Die übrigen Charaktere strotzen vor Klischees, und, fast noch schlimmer, die Tiere sind vermenschlicht (Beispiel: Niles ist nicht nur ein denkender Kater, sondern kann auch das Telefon bedienen, "bis die Nummer erschien, die er wollte" und die Aufschrift auf einer Karte lesen). Das mag in Rita Mae Browns Serie witzig sein, hier ist es meiner Meinung nach nur albern und peinlich.

Und da wäre zum dritten die Übersetzung: da keine der zuletzt auf deutsch erschienenen Cornwells wirklich gut übersetzt war (die tatsächliche Qualität einer Übersetzung als Ganzes ist zwar nur im Vergleich mit dem Original zu ersehen, aber sich häufende offensichtliche Fehler kann man wohl bedenkenlos als Zeichen schlechter Qualität werten), habe ich mal die Namen der Übersetzer verglichen - es sind tatsächlich fünf verschiedene. Anscheinend spart man bei Hoffmann und Campe gerne an den Kosten für vernünftige Übersetzer und Korrektoren/Lektoren - bei einem Hardcover für 20-25€ ist das schlicht und einfach unverschämt! Nach den Erfahrungen mit den letzten Büchern habe ich spaßeshalber eine Strichliste geführt, bis es mir in der Mitte des Buches zu nervig wurde. Bis dahin hatte ich neben diversen Übersetzungsfehlern (der schönste kam allerdings gegen Ende: "ihre Perioden waren eher Kommas" ist ein Wortspiel, was im deutschen rein gar nicht funktioniert *ggg*) einen Dialektausdruck (ein bayrisches Wort wie "Gschaftlhuberin" hat in einer Übersetzung nichts zu suchen) und sogar zehn (!) Fälle von schlechtem bzw. falschem Deutsch (und damit ist nicht das absichtlich falsche Deutsch einer Einwanderin gemeint). Das darf nun wirklich nicht passieren, wenigstens die eigene Sprache sollte doch wohl beherrscht werden... Peinlich, peinlich!

Fazit: ich gehöre zu den Leuten, die nur in Ausnahmefällen ein Buch nicht zu Ende lesen, aber hier musste ich mich wirklich quälen. Wer es trotzdem lesen möchte, weil er keins von Cornwells Büchern auslassen mag, sollte auf die TB-Ausgabe warten oder das Buch leihen, denn der Preis für das HC ist schon wegen der vielen Fehler nicht gerechtfertigt. (Anja)

Hier Pfeil2.gif (871 Byte) geht´s zum Sonderbericht über die Autorin und ihre Serie um das Trio!!!

 

Bewertung: *

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

ButtonB1.gif (3901 Byte)

Infos: Erschienen Januar 2002, 399 Seiten, gebunden, €20.90, Hoffmann und Campe, ISBN 3-455-01025-3