Auch außerhalb des Literarischen Quartetts kann man über Bücher plaudern - Petra Ludwig macht‘s vor

Schreiben, einfach dem Schnabel nach

Von
THOMAS GUTMANN

MONHEIM. Marcel Reich-Ranicki und sein literarisches Quartett findet sie "anmaßend", Heinrich Böll ist ihr "ein Graus", Javier Marias hält sie anders als viele Feuilletonisten "noch längst nicht für einen Philosophen, nur weil er seinem Helden in ,Mein Herz so weiß‘ banale Gedanken ins Gehirn setzt". Man möchte meinen Petra Ludwig, Sozialversicherungs-Fachangestellte aus Monheim, habe mit dem gedruckten Wort wenig zu schaffen. Doch ihre Internetseiten sprechen eine andere Sprache: Hunderte Buchbewertungen findet man da. Rund die Hälfte hat die 28-Jährige selbst verfasst.

Virtueller Wälzer

Ludwig hat gleich zwei Hobbys zur Homepage gemacht: die Begeisterung für Bücher und Computer. Seit ihren Hanni-und-Nanni-Jahren hat die Katzenmutter Unmengen von Geschichten verschlungen, vor allem

zu motivieren, verlost Ludwig Bücher, die ihr Verlage zuschicken. Wer schreibt, ist dabei. 41 Leseratten haben zuletzt teilgenommen, vom 16-bis zum 60-Jährigen, hauptsächlich Frauen. Aber auch, wer nur einzelne Sätze loswerden will, ist im Forum willkommen. Die günstigste Gelegenheit: mittwochs und donnerstags ab 21 Uhr. Dann lädt die Verehrerin von Commissario Brunetti zum Chat ein. Am "Tatort", in der "Folterkammer", der "Zeitmaschine" oder dem "Teesalon". Räume, in denen sich die Anhänger einzelner Genres treffen.

Das Motto der Forum-Füllerin: Schreib, wie Dir der Schnabel gewachsen ist. Wer sich über Literatur austauschen wolle, müsse sich dafür keiner "hochtrabenden Sprache" bedienen. Bildungsbürgerliche Beflissenheit verderbe den Leuten nur den Spaß am Lesen. Ludwig: "Bei Mathe fängt man ja auch nicht mit dem Wurzelziehen an."

www.buecher4um.de

Schmachtfetzen und Krimis.

In ihren Regalen daheim stapeln sich die Haileys und Irvings, die Parkers und Leons. Durchschnittlich zwei Stunden täglich schmökert die Monheimerin. Trotz Job. Trotz "Bücherforum", einem Wälzer unter den Virtuellen.

Als sie ihre Homepage vor drei Jahren aufbaute, verwandelte sich die belesene Blondine vorübergehend in einen Freak. Pensum: sieben Stunden pro Abend. "Dass das so ausartete, hätte ich selbst nicht gedacht." Inzwischen reichen ihr drei Abende, um das monatlich wechselnde Angebot zu aktualisieren. Und das hat es in sich: Autorenporträts, Hinweise auf Literaturverfilmungen in Kino

und TV, Geschenktipps und Sonderberichte über Hörbücher, lustige Bücher, Frauenromane und etliches mehr. Hinzu kommen Leckerlis wie "Besondere Lesezeichen" und Links zu Autorenseiten - der Rahmen zum Hauptprogramm, den vielen hundert Buchbesprechungen.

Wie bewältigt man diesen Batzen?

Ludwig: "Ich kann rasend schnell schreiben, trotz hoher Ansprüche." Nach der Lektüre lasse sie die Geschichte auf sich wirken und formuliere ihr Urteil. Für Surfer, die es eilig haben, verteilt die Endzwanzigerin bis zu vier Sternchen: von "schlecht" bis "spitze".

Um andere für Besprechungen


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