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Rezension

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Inhalt:

Es ist Silvester. Vier Menschen finden diese Nacht nicht feiernswert. Im Gegenteil: Sie wollen sich umbringen. Jeder beschließt für sich, auf ein Hochhaus zu klettern und seinem Leben dort ein Ende zu setzten. Wie das Schicksal es will, befinden sich alle vier nun auf demselben Hochhaus. Dadurch ist nun die Einsamkeit und Anonymität, die ein Selbstmörder braucht, gestört. Als sie auch noch miteinander ins Gespräch kommen, ist die Selbstmordstimmung gänzlich dahin. Daher beschließen sie nach langem hin und her, diesen Abend ohne Selbstmord verstreichen zu lassen und sich in 6 Wochen, am Valentinstag, wieder zu treffen und es dann zu probieren. Allerdings müssen sie diese 6 Wochen erst einmal lebend überstehen.

Meine Meinung:

So stellt sich in Kürze der Inhalt des Buches dar. Ein viel versprechendes Thema mit einem Hauch von Ironie gespickt. Das lässt auf eine interessante, abwechslungsreiche, unterhaltsame und tief greifende Lektüre hoffen.

Interessant ist der Aufbau des Buches. Es unterteilt sich in drei Kapitel:
- Der Silvesterabend
- Die sechs Wochen bis zum Valentinstag
- Die Zeit nach dem Valentins- Abend

Es gibt auch nicht, wie sonst üblich, einen Erzähler oder den allwissenden Autor, der erzählt, sondern vier Erzähler: Martin, Maureen, JJ und Jess.
So erleben wir die Geschichte aus der Sicht eines jeden. Jeder verkörpert einen eigenständigen Charakter: Maureen ist die biedere alte Jungfer, Martin der selbstverliebte, egozentrische Fernsehstar, JJ, der haltlose Künstler und Jess, der alles schlecht findende und aufmüpfige Teenager.
Der Autor lässt vier Charakteren aufeinanderprallen, die in unserer Gesellschaft recht häufig vertreten sind. So kann sich der Leser, wenn er möchte, eine Person aussuchen, mit der er sich am ehesten verbunden fühlt. Bis dahin ist das Buch noch sehr viel versprechend. 

Nachdem ich dann allerdings eine zeitlang gelesen habe, begann meine Enttäuschung zu wachsen. Was sich am Anfang leicht einzuschleichen drohte, machte sich am Ende unübersehbar breit: 

Die Story wurde mir zu klischeebehaftet und zu sehr gespickt mit Aussagen und Lebensweisheiten, die nun nicht wirklich neu sind. Neue tiefgründige Erkenntnisse brachte das Buch nicht. Dafür sind die Personen zu glatt und zu durchschaubar und gewollt. Typisch dafür ist die Tatsache, dass der Teenager oft die Sache auf den Punkt bringt und die Lage oder die Situation der Personen versteht und sie damit dann konfrontiert. Dadurch wirkt die schnodderige Art von Jess eigentlich nur aufgesetzt und gewollt cool. Aber auch bei allen anderen Personen hat Hornby diese zu glatt und zu gewollt gestaltet. Er hat zu sehr all das verwendet, was ein Leser erwarten würde. 

Ich hätte mir mehr Tiefgang und mehr glaubwürdige Charakteren gewünscht. Beim Lesen beschlich mich das Gefühl, dass er alles zum Thema „Selbstmord“ zusammengetragen und hier verarbeitet hat. Nur, wie gesagt, nichts Neues. Es ist eher eine Zusammenstellung dessen, was man irgendwann einmal gehört oder gelesen hat. Das einzige, was ich sagen kann, es regt einen an, nochmals über das Thema nachzudenken, aber leider ebenfalls nur oberflächlich. Das Buch geht einem nicht unter die Haut und es beschäftigt einen auch nicht noch Tage oder Wochen später. Selbst die angesprochene Ironie wirkt sehr aufgesetzt und erreicht dadurch nicht immer den gewünschten tiefgründigen Sinn. Schade!

Am Ende, als der Leser dann sicher glaubt, jeder der vier hätte sich gefunden, scheint es durch JJs Satz -„ Das müssen wir ja auch nicht jetzt entscheiden, oder?“- als würde nun alles nochmals von vorne beginnen. Dadurch wird zumindest bei JJ alle gewonnene Erkenntnis zunichte gemacht. Da frage ich mich, wozu die Gedanken vorher bei ihm nötig waren, da sie ihm doch den rechten Weg zu sich selbst zu zeigen schienen. Jedoch könnte man dem Autor noch zugute halten, dass er damit JJs Angst vor der eigenen Courage unterstreichen möchte. Aber, das wäre dann nicht so gut gemacht. 

Wenn das Buch an dieser Stelle noch nicht zu Ende war, warum hat er es dann nicht fertig geschrieben? Vielleicht ist es aber auch ein Hinweis auf einen zweiten Band – Sollte ein Scherz sein -, denn ein zweiter Band würde genauso weitergehen wie der erste es schon getan hat und sich damit im Kreise drehen, da eigentlich alles gesagt ist. Der Schlusssatz ist sehr bildlich und gibt deutlich die Situationen und die momentanen Verfassungen der vier Personen wieder. Das ist genial gemacht.

Wer das Buch nur als eine abwechslungsreiche unterhaltsame Lektüre mit leichtem Blick ins Innere von Menschen sieht, der wird sicherlich beim Lesen belohnt und findet es klasse. Wer sich mehr verspricht, findet es auch gut, wird aber auch enttäuscht sein. (Barbara Hardt)

Bewertung: ** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 336 Seiten, gebundene Ausgabe, Kiepenheuer & Witsch, 19,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 22.09.2005, letzte Änderung am 29.11.2005, Layout by abrakan