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Rezension

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Inhalt:

Das heutzutage auf der Scheibenwelt wirklich jeder seinen Job verlieren kann, muss auch jemand feststellen, der eigentlich dachte, dass seine Stelle gesichert sei. Die Rede ist von Tod höchstpersönlich. Der Schnitter muss wohl oder übel seine Sense an den Nagel hängen und das normale Leben eines Sterblichen führen; mit all seinen Vor- und Nachteilen. Wenigstens hat er jetzt Zeit – und das im wörtlichen Sinne – denn sie ist nun begrenzt. Es existiert nun sogar eine eigene Lebensuhr für Tod und deren Sand wandert unablässig in die untere Hälfte. Beleidigt muss Tod nun ein Leben auf der Scheibenwelt beginnen und wenigstens auf diesem Weg erfahren, was es heißt zu leben. Als erstes muss Arbeit her. Also nimmt Tod, nun alias Bill Tür, einen Job auf der Farm von Frau Flinkwert an. Doch schon bald sitzt ihm der „neue Tod“ im Nacken.

In der Unsichtbaren Universität – Heim der besten Zauberer; und ein oder zwei der Schlechtesten – ist das Leben und Sterben noch in geregelten Bahnen. Der alte Zauberer Windel Poons bereitet sich schon auf den eigenen Tod vor, denn Zauberer wissen, wann sie vom Sensenmann abgeholt werden. Sie haben die recht zweifelhafte Ehre eines persönlichen Treffens mit ihm. Doch so einfach wird hier nicht gestorben; erst gibt es noch eine große Abschiedsparty für den alten Windel. Alle sind gekommen, der Erzkanzler, der Dekan, der Quästor, der Dozent für neue Runen, der oberste Hirte und natürlich auch der Bibliothekar, von dem die gelbliche Bananensauce stammt. Doch als es schließlich so weit ist, ist Windel zwar irgendwie tot, aber etwas fehlt. Ja, der Ehrengast der Party: Tod. Notgedrungen muss Windel in seinen alten Körper zurückkehren und fürs Erste sein Dasein als Untoter fristen. Und das er nicht der einzige Untote ist, ist bei einer Stadt wie Ankh-Morpork nur allzu verständlich. Schon bald sind ihre Straßen mit Leben überfüllt, denn wirklich gestorben werden kann ja nicht mehr. Wenigstens sind die Untoten noch eine recht kleine Minderheit ohne Rechte. Um dies zu verkraften, haben sie eine Selbsthilfegruppe gegründet: „Der Klub des neuen Anfangs“. Doch noch kann niemand absehen, wie ein Leben ohne den Tod endet.

Meine Meinung:

„Der Klub des neuen Anfangs“, die Selbsthilfegruppe für Untote:


»Ich bin untot.« sagte Windel vorsichtig.

»Und Du hast es satt, herumgeschupst zu werden« sagte der Mann mit der weißgrünen Haut. Windel schüttelte ihm sehr vorsichtig die Hand.

»Nun, »satt« bin ich eigentlich nicht...«

»Ich heiße Schuh. Reg Schuh.«

»Poons, Windel Poons«, sagte Poons »Äh…«

»Ja, so ist es immer«, fuhr Schuh bitter fort »Wenn man tot ist wollen die Leute plötzlich nichts mehr von einem wissen, stimmt´s? Sie verhalten sich so als hätte man eine schreckliche Krankheit. Dabei kann das mit dem Tod jedem passieren, oder?«

»Davon bin ich immer überzeugt gewesen«, erwiderte Windel. (...)

»Wir sind gerade fertig geworden«, meinte Reg Schuh. »Was mir die Gelegenheit gibt, Dich vorzustellen.« Er wandte sich halb den anderen zu. »Das ist...«

»Poons. Windel Poons.«

»Bruder Windel«, sagte Herr Schuh. »Heißt ihn herzlich willkommen.«

Ein vielstimmiges, verlegenes »Hallo« erklang (...) (Terry Pratchet, Alles Sense! Seite 103, 104)

Da es eigentlich unüblich ist eine Szene aus einem Buch in einer Rezension zu zitieren, muss an dieser Stelle gesagt sein: Man könnte duzende Seiten über dieses Buch schreiben, doch man würde nie so gut den Kern treffen, wie diese wundervoll verrückte Szene. Denn im eigentlichen hat „Alles Sense!« diese eine Hauptaussage: Tote sind auch nur Menschen.

Die Story ist, wie in fast allen Pratchett-Büchern, herrlich skurril. Tod verliert seinen Job, überall laufen Untote umher, seltsame Drahtwägelchen mit Rollen tauchen auf und in all dem Chaos, die hohe Delegation der Unsichtbaren Universität, angeführt von dem Erzkanzler Ridcully. 

Vor allem die ersten Seiten strotzen nur so von Pratchetts großartigem Humor, der natürlich auch weiterhin erhalten bleibt. Allerdings fällt die Geschichte im dritten Viertel etwas ab und offenbart die alte Schwäche von Terry Pratchett: Kaum versucht er die Spannung anzuziehen, die in einem solchen Buch nicht im geringsten notwendig wäre, geht das auf Kosten des Humors und die Handlung verliert ihren Faden. Die Situationen werden schnell zu abstrakt und undurchsichtig. Selbst nach mehrmaligem Lesen bleiben nur blasse Schemen der Ereignisse zurück. Doch diese ca. 30 Seiten verschmerzt jeder begeisterter Leser bei weitem, denn er wird durch das restlichen Buch entschädigt. 

Wieder wimmelt es nur so vor ulkigen Nebenfiguren. Wie schon erwähnt, ist der unter Prachtett-Fans beliebte Bibliothekar dabei, der bei einem magischen Unfall in einen Affen verwandelt wurde und sich seither strickt weigert wieder in einen Menschen zurückverwandelt zu werden – er liebt es, sich in der Öffentlichkeit zu kratzen. Auch der Rattentod hat einen kleinen Auftritt, sowie die Priester des Krokodielgottes Offler, die bei dem Spiel “Leg-Herrn-Zwiebel-rein“ darum spielen, wer als nächstes Hohepriester sein darf. Natürlich dürfen auch der Händler Treib-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper und Feldwebel Colon nicht fehlen.

Wo der Humor kurzzeitig abfällt, zieht er am Ende wieder kräftig an. Es ist einfach herrlich mit anzusehen, wie Tod den Besuch bei Frau Flinkwert etwas schöner gestalten will: Mit Blumen, Pralinen und einem Edelstein. Doch lest lieber selbst! (Benni)

Bewertung: ***/**** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 285 Seiten, Taschenbuchausgabe, Goldman Verlag, Preis: ca. 8,-

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 08.01.2007, letzte Änderung am 11.04.2007, Layout by abrakan