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Wo könnte Thursday ihre Schwangerschaft sicherer verbringen als in einem Manuskript, das vermutlich niemals veröffentlicht wird, sondern eher im großen TextSee verschwindet? Nur der Brunnen der Manuskripte erscheint ihr entsprechend sicher. Ein einfacher Krimi: ‚Caversham Heigths’, dort wähnt sie sich gut aufgehoben, denn diese langweilige Story wird sicher niemals veröffentlicht.. 

Doch als Außenländerin in einem Manuskript, ist die Welt doch nicht so einfach, wie gedacht, vor allem nicht dann, wenn man so mitfühlend ist wie Thursday. Gleichzeitig mit Thursday, die in dem Krimi eine Mary ersetzt, ziehen auch die Textrohlinge ibb und obb ein. 

Nebenbei hat die ehemalige LitAgentin allerdings auch noch andere Aufgaben. Die Aufnahmeprüfung zur Jurisfiktion will geschafft werden, dafür begibt sie sich in 'Shadow the Sheepdog' von Enid Blyton, Aornis, die kleine Schwester von Acharan Hades aus ‚Der Fall Jane Eyre’ will bekämpft werden, die größte Herausforderung ist jedoch die, ihren genichteten Ehemann nicht zu vergessen. 

Bei ihrer Arbeit lernt Thursday zusammen mit Miss Havisham diverse Persönlichkeiten kennen, neben Emperor Zhark, Uriah Hope, Käpitän Nemo und den Hauptfiguren aus Sturmhöhe, ist sie auch oft in Norland Park zu sehen. 

Bei der Suche nach dem Motiv, das hinter diversen Anschlägen stecken könnte, gerät der Hersteller des neuen Betriebssystems Ultra Word TM, der das alte Book V8.3 ablösen möchte in Verdacht. Wie weit die Machenschaften der Herrschaften gehen, das muss Thursday allerdings erst noch erforschen. 

Meine Meinung: 

Fforde ist ein begnadeter Autor. Dachte ich noch in Band II, nun wäre ich auf der Suche nach dem roten Faden, bin ich davon nach Band III geheilt. Jemand, der so viele Ideen in einem Buch zum Thema ‚Schreiben’ verpacken kann, eine langsame Fortführung der Rahmenhandlung in Aussicht stellt, und dabei trotzdem Tempo bietet, dem verzeihe ich die Aneinanderreihung von Top-Ideen, ohne dicken roten Faden. Wie locker verbundene Kurzgeschichten rund ums Schreiben, könnte man die einzelnen Kapitel sehen, wenn man die Geschichte von Band I fortgeführt sehen möchte. Betrachtet man den Verlauf in diesem Buch, ist der Faden schon etwas dicker. Bis zum Ende der Serie - derzeit offen, aber aussichtsreich für ‚HAPPY’ – scheint noch Zeit zu sein, wie beruhigend. 

Mit diesem Band hat Fforde die Fronten gewechselt. Ging es in den ersten beiden Büchern noch vordringlich um das Lesen, ist dieser dem Schreiben gewidmet. Die Ideen, welche Mechanismen, Techniken und Erfindungen zu Büchern und Storys führen können, sind einfach irrwitzig. Die Verteilung im Buch genauso. 

Liebenswerte Figuren und Bösewichter sind vertreten, auch Schicksalsschläge gibt es zu verdauen; aber fast immer ist sehr viel Humor dabei. Die Atemlosigkeit, die das Erzähltempo erzeugt, wird nur gemildert durch die weiterhin vorhandenen Einführungstexte für die Kapitel. 

Was habe ich mich über die literarischen Treffen gefreut: Rochester aus Jane Eyre war wieder da, genauso wie Heathcliff aus Wuthering Heights, Humpty-Dumpty und die Herzkönigin aus Alice im Wunderland oder Jule Vernes Kapitän Nemo, u.v.m..

Was Fforde diesen Figuren antut, ist dann noch schriller. Man lese nur über Thursdays Prozess mit der Herzkönigin als Richterin, ihrer Arbeit in der Salomon GmbH,… - es scheint, als würde ich alles verraten – aber allein die Formulierungen machen es bei Fforde, die Ideen habe ich bestimmt nicht verraten, nur Appetithäppchen ausgelegt. 

Klassische Literatur zu kennen steigert den Genuss beim Lesen, Computerkenntnisse auch. Allerdings kann man diese Geschichten auch zum Anlass nehmen die Klassiker zu studieren um sich danach Ffordes Geschichten nochmals auf der Zunge zergehen zu lassen. 

Auch nach diesem Band wird das Warten auf die Übersetzung des Folgebandes (Something Rotten) fast unerträglich. Mittlerweile ist sogar schon das Buch erschienen, in dem Thursday sich versteckt hielt - The Big Easy...

"Im Brunnen der Manuskripte" ist wiederum eine dtv-Premium-Ausgabe in Signalfarbe, diesmal grün, für 15,00 Euro bei 400 Seiten. Das Buch besticht nicht nur durch seine Story. Diesmal ist auch das ‚Drumherum’ ausgefeilt. Angaben zum Betriebssystem, Danksagungen an alle Helfer und Ausstatter, als da z. B. wären Falstaff, die drei Hexen … von Shakespeare (William) Inc., Mr. Heathcliffs Erscheinen, oder aber auch der Anzeigenteil zum Sponsoring sind einen Extra-Blick wert. 

Genial Mr. Fforde – mehr davon – und bitte auch bald ein ungekürztes geniales Hörbuch auf Deutsch - Thursday, ihr Dodo, die Omi, die ganzen Klassikergestalten und die Textrohlinge, das muss einfach gut werden. (Binchen, Juni 2005)

Bewertung: **** 

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)