Inhalt:
Die Schüsse hallten zwischen den
Wohnblöcken wieder. Fenster wurden geöffnet. Die Jungs
unterbrachen ihr Spiel, und der Ball rollte auf die Straße. Für
einen Moment stand die Zeit still. Dann kamen sie von allen Seiten
angerannt. Ich lief zu Serge. "Macht Platz", schrie ich
alle an, die sich um die Leiche scharten. Als ob Serge noch Platz
und Luft brauchte. Ich ging neben ihm in die Hocke. Eine Bewegung,
die mir vertraut geworden war. Zu vertraut. Wie der Tod. Die Jahre
vergingen, und alles, was ich machte, war ein Knie auf die Erde zu
setzen, um mich über eine Leiche zu beugen.
Meine Meinung:
Nach fast 200 Jahren
Kriminalliteratur (biblische o.a. Ausflüge in die Abgründe der
Menschheit ausgenommen) verzichte ich (Polly) zum ersten Mal auf
eine klassische Rezension und stelle stattdessen einen Textauszug
ins hauptsächlich von Menschen genutzte Internet. (Für Hunde und
Hündinnen, die vor allem ihrer Nase vertrauen, ist das Internet -
olfaktorisch "betrachtet" - fragwürdig.) In Fortsetzung
seines ersten Teils der Trilogie um den Marseiller Polizisten
Fabio Montale dringt Izzo weiter in den bedauernswerten Zustand
der heutigen menschlichen Gesellschaft vor. Ich als Hund verstehe
Euch Menschen ja oft nicht. Aber merke: Marseille ist auch Berlin,
London, Rom, Paris und großstädtisches Überall (bestätigen mir
wenigstens meine dort lebenden Freunde). Leider ist Izzo im Januar
2000 gestorben, und uns Hunden wie Menschen bleibt nur das Warten
auf das Ende in "Solea". Gerne mitgeben möchte ich
Ihnen schließlich ein Zitat meines Chefs (offiziell der Inhaber
des "Hammett"): "Izzo beschreibt keine Figuren oder
Personen, sondern Menschen." (Polly Chandler)
Ach ja, noch ein weiters
Bonmot am Abgrund: Anstatt die Berliner Hunde an die Leine zu
legen, solltet Ihr Menschen lieber dem Unionsverlag und dem
Herausgeber Thomas Wörtche für die Bücher von Izzo danken.
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Jean-Claude Izzo: Chourmo.
Aus dem Französischem von Katarina Grän und Ronald Vouillé.
Unionsverlag: Zürich 2000. 255 Seiten. ISBN: 3-293-20187-3.
Preis: DM 16,90. Bereits erhältlich: "Total Cheops",
Unionsverlag 2000 "Solea", 5/2001
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