Inhalt
und Meinung:
Ein Frau fährt mit ihrer
Schwester und ihrem Schwager in die Berge, ein ganz normaler
Wochenendausflug auf die Jagdhütte. Am Abend der Ankunft gehen
Schwester und Schwager zu Fuß noch ins Dorf, „sich unters Volk
mischen“. Als die Frau am nächsten Morgen erwacht ist sie immer
noch alleine. Der Wagen steht auch da. Sie macht sich Gedanken und
will jetzt ebenfalls mit dem Hund ins Dorf.
Plötzlich benimmt der Hund sich
merkwürdig. Es ist als stoße er an ein unsichtbares Hindernis.
Sie untersucht die Stelle... und tatsächlich, sie fühlt eine
unsichtbare, undurchdringliche Wand. Sie reagiert geschockt, geht
die Wand entlang, kein durchkommen. Hat der Atomkrieg
stattgefunden? Hat der Feind alles vernichtet und nur sie lebt
durch einen Zufall? Auf der anderen Seite der Wand scheinen
sichtbare Menschen und Lebewesen wie zu Stein erstarrt, leblos.
Sie hat Angst, vor allem vor
denen, die das angerichtet haben. Sie lässt Wand Wand sein und
verschanzt sich in der Hütte. Dank ihres übervorsorglichen
Schwagers sind eine Menge Lebensmittelkonserven gelagert. Nur ob
das reicht, bis sie von anderen Menschen, und wenn es der Feind
ist, gefunden wird.
Das war vor drei Jahren. Sie ist
immer noch alleine, mehr allein als am Anfang. Die Verantwortung für
das Überleben ihrer Tiere Hund, Katze, Kuh hat sie bisher davor
bewahrt, selbst zu einem dahin vegetierendem Wesen zu werden. Sie
beginnt ihre Erlebnisse. die Gedanken der vergangenen drei Jahre
aufzuschreiben. Dazu nutzt sie jedes Stückchen Papier, dass sie
findet.
Es ist ein
unspektakulärer Bericht, es gibt keine ausgeprägten Hochs und
Tiefs, keinen Spannungsbogen. Es geht ganz einfach nur um das Überleben,
Nahrung beschaffen für sich und die Tiere, die unwirtlichen
Jahreszeiten zu überstehen. Namen sind nicht mehr wichtig, wie so
viele Dinge, die in ihrem Leben vor der Wand ihr Tun dominiert
haben.
Gerade diese
Reduzierung auf ein menschenwürdiges Leben ohne die
„Annehmlichkeiten“ der Zivilisation, dieses in Frage stellen
so vieler Dinge, die ihr (und uns heute genauso) einmal wichtig
waren, macht für mich den eigentümlichen Reiz dieses Buches aus.
Dieses Buch
brennt sich ein in die eigenen Gedanken und Erfahrungen. Könnte
ich in einer ähnlichen Situation überleben? Was weiß ich vom
Pflanzen, von Tieren? Nützt mir mein Wissen, um Kartoffeln
anzupflanzen, eine Kuh zu melken, ein Kalb zur Welt zu bringen?
Oder bin ich ohne „Zivilisationskrücken“ lebensunfähig? Sind
die "Dinge", die mir heute wichtig sind, wirklich die
wichtigen "Dinge" meines Lebens? Und dieses manchmal
bohrende, selten ausgesprochene Gefühl „da muß doch noch mehr
sein“, gehe ich ihm nach oder verdränge ich es auch?
Man kann
dieses Buch als Frauen-Emanzipations-Literatur bezeichnen, als Zurück-zur-Natur-Reader;
als Aussteigertraum einer Nachkriegs-Frau, als weibliches Robinson
Crusoe-Abenteuer; alle das und mehr kann der Leser darin sehen,
aber über eines bin ich mir sicher, es ist ein
Bewertung: zutiefst
MENSCHLICHES Buch (dyke)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
dtv, ISBN 3-423-12597-7, 260 Seiten, TB 1999
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