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Rezension

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Inhalt:

Der Roman spielt nach dem ersten Weltkrieg, also etwa um das Jahr 1919. Inspektor Rutledge von Scotland Yard wird in eine kleine südenglische Stadt geschickt, um nach zwei Kindern zu suchen.
Die Mutter der Kinder wurde ermordet auf einem Feld gefunden und der Täter gefaßt.
Jedenfalls ist das die einhellige Meinung der örtlichen Polizei.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen auf Arbeitsuche über Land ziehenden Exsoldaten. Er leidet unter schweren Bewußtseinsstörungen und Neurosen, wie sie für einen im Krieg gewesenen nicht untypisch sind. 
Da er allerdings emotional gestört ist und sich schlichtweg weigert, etwas über den Tathergang zu sagen, noch über seine Kinder zu reden, gestaltet sich die Suche nach den beiden mehr als schwierig. 
Die Zeit drängt, denn wenn die Kinder in irgendeinem Versteck sind und nicht versorgt werden, muß man sie so schnell wie möglich finden, solange sie noch am Leben sind.

Meine Meinung:

"Dunkle Spuren" ist nicht mein erster Roman von Charles Todd. 
Die Beschreibung des Hauptprotagonisten, der Offizier im 1.Weltkrieg war, ist von einer sensiblen Eindringlichkeit, wie ich sie in dieser eingängigen Form noch in keinem anderen Buch gefunden habe. Er beschreibt das Leid der überlebenden Soldaten sachlich und ohne überflüssigen sentimentalen Ergüsse.
Der Hauptprotagonist ist von einer Artilleriegranate in einem winzigen Schützengrabenloch unter den Leichen seiner Soldaten begraben worden. Seine Uniform mit dem Blut seiner Kameraden durchtränkt,so hatten ihn Suchhunde schließlich nach langen Stunden doch noch gefunden.
Von klaustrophobischen Anfällen geschüttelt, körperlich am Ende und seelisch verwirrt hatte ein barmherziger Stabsarzt ihm ein paar Stunden Ruhe gegönnt. 
Dann hatte man ihn mit seiner ausgewachsenen Schützengrabenneurose zurück ins Kampfgebiet geschickt.
Dort mußte er hilflos zusehen, wie täglich unzählige seiner Kameraden durch Befehle, die seiner Verantwortung unterlagen, einen ebenso unsinnigen wie überflüssigen Tod starben.
Den Rest gibt ihm dann die Erschießung eines Befehlsverweigerers, den er selbst ausführt. 
Hervorgerufen durch seine zerrüttete, von Schuld geplagten Persönlichkeit, hat sich dieser tote Soldat dann in seinem Kopf eingenistet. Seit dieser Zeit steht er in einem fortwährenden stillen geistigen Dialog mit dem Geist des Schotten Hamish.
Am Ende des Krieges landet er schwer verwundet und dem Wahnsinn so nahe, wie man es nur sein kann, in einem Lazarett.
Nach Hause zurückgekehrt und wieder in seinem alten Beruf als Scotland Yard Beamter arbeitend, kämpft er jedem Tag aufs Neue darum, nicht den schwankenden Boden unter den Füßen zu verlieren. Gemartert durch schwere Neurosen und in einem unablässigen Dialog mit dem Toten Hamish stehend, versucht er den Anschein von Normalität zu erwecken.
Die Zivilbevölkerung zu Hause weiß nichts von den Grauen des Krieges, noch hat sie den Wunsch etwas davon zu hören.
Seelische Wunden hat ein Mann eben zu ertragen. Zu Klagen galt als in hohem Maße unmännlich und abstoßend. Darüber sprach ein tapferer Mann nicht, sondern er riß sich gefälligst zusammen.
So trugen die Männer ihr Leid allein und stumm. Sie trugen es solange sie es eben aushielten, bis Wahnsinn oder Freitod der Qual ein Ende machten.
Die Übrigen hatten oft bis zum Lebensende unter den Folgen zu leiden.
Während der Leser voller Mitgefühl den täglichen Kampf von Ruthledge mit seinen ureignen Dämonen verfolgt, entwickelt sich die Handlung zu einem hochspannenden Finale.
Todd hat ein wunderbar illustriertes Porträt dieser Zeit geschaffen, mit einem sympathischen Ermittler, der einen schauernden Einblick in menschliche Abgründe zeigt.

Fazit: Unbedingt lesen. (Mariposa)

Bewertung: ***/****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Originaltitel: search the dark, Erscheinungsdatum:1999 by St.Martins Press, Deutsche Veröffentlichung:2005 by Wilh. Heine Verlag, München, Deutscher Übersetzer: : Uschi gnade, ISBN Nr. 3-453-43136-7, Seitenzahl:415, Preis: € 8,95 

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 21.07.2005, letzte Änderung am 31.08.2005, Layout by abrakan