Inhalt:
Gerade habe ich ELEGIE FÜR IRIS
von JOHN BAYLEY beendet und es hat gehalten was es versprochen
hat. Es beschäftigt sich nicht nur mit der zunehmenden
Altersdemenz oder Alzheimer Erkrankung, sondern lässt noch viel
Raum für andere Betrachtungen (Natur, Literatur und Literaten,
Reisen, bildende Kunst, Beziehungen usw). So habe ich z.B. einiges
mehr über Kafka über Tolkien und Aldous Huxley erfahren, über
Paris und Oxford und über das "bedeutendste Gemälde der
Welt" von Piero della Francescas "Die Auferstehung
Christi´s" in Borgo San Sepolcro in der Toscana!
Dieser JOHN BAYLEY schreibt mit einer Zärtlichkeit, die mich
zutiefst berührt hat, die aber nie sentimental wirkt, über die
Beziehung zu seiner Frau mit der er 43 Jahre verheiratet war, und
die er bis zu ihrem Tod 1999 durch ihre Alzheimer Erkrankung
liebevoll und geduldig gepflegt hat. Das Buch ist aber keine
Krankheitsgeschichte als solche, sondern besticht durch die immer
wiederkehrenden Rückblenden auf die langjährige Beziehung, das
Kennenlernen, ihr beiderseitiger Drang nach Freiheit, ihre Gespräche,
ihre Freundschaften - oft philosophische Betrachtungen die zum
Nachdenken anregen und teilweise an I.M. von CONNIE PALMEN
erinnern, dabei aber geprägt von einer Bescheidenheit und
Unaufdringlichkeit, die seinesgleichen sucht:
"Die Einsamkeit, die ich in der Ehe zu schätzen gewußt habe
(und Iris auch, wie ich glaube), gleicht ein wenig einem
Spaziergang, den man allein und in dem Wissen unternimmt, daß man
am nächsten Tag oder bald wieder in Gesellschaft des anderen
gehen wird. Oder ebensogut auch nicht. Es ist eine Einsamkeit, die
nichts was außerhalb der Ehe ist, ausschließt und die das Gefühl
für eine mögliche Vertrautheit mit Dingen oder Menschen in der
Außenwelt schärft. Diese Sympathie im Auseinandersein braucht
jedoch Zeit zu Wachsen und sie ist in ihrer Art nach etwas völlig
anderes als jene berauschende Einsicht in die Fremdheit eines
andren Wesens, die zu den aufregenden Erlebnissen des
Sichverliebens gehört."
Anrührend, versöhnlich und nachahmenswert fand ich auch, das
Iris z.B. nach einem Streit mit folgender Frage stets für einen
Stimmungsumschwung sorgen konnte: "Wär´s nach all dem nicht
Zeit für ein freundliches Wort?"
Wo in I.M. von Connie Palmen die Empathie und auch die Abhängigkeit
in einer Beziehung im Vordergrund stand, so ist es hier die innere
Freiheit, das immer wieder sich Annähern, nichts als selbstverständlich
zu hinzunehmen, das der Partnerschaft Reife und Tiefe gibt.
Am meisten beeindruckt hat mich allerdings die große Kraft der
Liebe in dem Buch, das gegenseitige Vertrauen, die Achtsamkeit im
Umgang miteinander, mit der John Bayley die Höhen und Tiefen
seiner Ehe mit der englischen Schriftstellerin Iris Murdoch einfühlsam
und doch mit Humor beschreibt. Ein intelligentes und doch
menschlich tief anrührendes Buch! 10 von 10 GP oder *****! (Doris)
"Es fällt schwer, sich in diese Liebe, diese Geliebte und
diesen Liebenden nicht zu verlieben" Die Zeit
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: : DTV,
9.50 EURO, erschienen Febr. 2002 als TB
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