Inhalt:
Moskau 1876. Im Alexandergarten
nahe des Kreml ereignet sich eines schönen Frühlingsnachmittags
ein höchst wunderlicher und unerhörter Vorfall: Ein scheinbar
verwirrter junger Mann nimmt sich vor den Augen eines vornehmen Fräuleins
das Leben, weil die ihm völlig Unbekannte den begehrten Kuss
verweigert. Was steckt dahinter? Der Lebensüberdruss eines
Vertreters der gelangweilten, zynischen "Jeunesse dorée",
der in St. Petersburg bereits zu einer Art Selbstmordepidemie geführt
hat?
Weitere merkwürdige Begleitumstände
dieses Todesfalls wecken den schlummernden detektivischen Eifer
des jungen Erast Fandorin, der, verarmt und verwaist, seinen
Lebensunterhalt seit wenigen Wochen als Schreiber im Moskauer
Kriminalamt verdienen muss. Obwohl sein Vorgesetzter wenig
Vertrauen in Fandorins polizeiliche Fähigkeiten setzt
("Allzu dünnhäutig, allzu gute Kinderstube..."), erhält
dieser die Erlaubnis, den Freitod des wohlhabenden Studenten, der
offensichtlich eine Art "amerikanisches Roulette"
gespielt hat, genauer zu untersuchen. Die klasssische Frage Cui
bono? führt den wagemutigen Fandorin, der in rasantem Tempo
gleichermaßen an Lebenserfahrung wie Dienstgraden hinzu gewinnt,
geradewegs auf die Spur einer weltweit umtriebigen
Geheimorganisation.
Meine
Meinung:
Boris Akunin setzt die Schauplätze
seiner "durch historische Patina veredelten
Kriminalabenteuer" (Tagesspiegel) im vorrevolutionären
Russland liebevoll in Szene, reichert sie mit verwegenen
Charakteren und historischen Details an, doch letztere auf eine
dezente, unaufdringliche Art. Seine LeserInnen mit
dozierend erhobenem Zeigefinger zu langweilen ist seine Sache
nicht.
Ein gelungener Auftakt zu einer im russischen Original bereits
mehrere Bände umfassenden Krimireihe, man darf gespannt auf mehr
warten. © Fevvers 2001
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Boris
Akunin, Fandorin, historischer Kriminalroman, Aufbau Tb, 2001
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