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Rezension

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Inhalt:

Auf der Grundlage vieler Vermutungen und weniger Fakten schreibt Vermeulen einen Roman über Leben und Werk Hieronymus Boschs.

Er schreibt über das Familienleben, seine Liebe zu seiner älteren Schwester Herberta und das schwierige Verhältnis zu seiner Stiefmutter. Sein Zusammentreffen mit dem Hexenjäger Jakob Sprenger, der die Familie Boschs mit seinem fanatischen Hass verfolgt. Seine schwierige Ehe mit der reichen Aleyt und sein eigner Aufstieg zum berühmtesten Maler seiner Zeit. 

Meine Meinung:

„Der Garten der Lüste" ist ein Buch, das mich ohne Einschränkung begeistert hat. Von der klaren schnörkellosen Sprache bis zum einfühlsamen Erklärungsversuch über die Bedeutung der Bosch - Bilder stimmt einfach alles. Beim Versuch muss es ja leider deswegen bleiben, weil um die Entschlüsselung seiner außergewöhnlichen Werke zwar seit mindestens vier Jahrhunderten ganze Stapel von Expertenbüchern geschrieben worden sind, von Einigkeit jedoch nicht einmal annähernd die Rede sein kann. Leider ist uns das Wissen um die Allegorien und Symbole der Bilder verlorengegangen. Gerade die Werke Boschs, ohne Zweifel der geheimnisvollste und faszienierenste malerische Nachlass seiner Zeit, steckt vollerMysterien. Vor 500 Jahren als sein Werk entstand und Malkunst praktisch gleichbedeutend mit Kirchenkunst bzw. biblischer Kunst war, hatte diese Symbolik durchaus ihre Berechtigung. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung war völlig ungebildet und Alltag, Verhalten und Gesetze wurden von der allmächtigen Kirche bestimmt. Lesen und Schreiben konnte nur ein geringer Bruchteil der Bevölkerung und so war es unumgänglich zur frommen Ermahnung und Erbauung mit Symbolen zu arbeiten. So stand denn eben ein Schwan für die Sünde der Völlerei und ein Seeigel für die der Unkeuschheit. Eine Lilie stand für jungfräuliche Reinheit und ein Pelikan für das Cristentum, um einige Symbole deren Bedeutung uns überliefert ist anzuführen.

Beeindruckt hat mich auch die glaubwürdige Beschreibung der Zeitgeschichte. Uns mag das 16. Jahrhundert aus der großen Entfernung gemächlich, einfach ja fast gemütlich erscheinen. In Wahrheit war es jedoch eine rundum schwere Zeit. Die Allmacht der Kirche, die Jahrhunderte lang Zeit gehabt hatte ihre Macht zu festigen war allgegenwärtig. Eine abweichende Meinung oder gar Verhalten, ein Freund der

allzu offen seine Meinung kundtat oder ein unerwünschtes Interesse an Naturwissenschaft führte auf direkten Weg zum Scheiterhaufen oder Galgen. Für uns ist es schier unfassbar, zu welchen Mitteln die Kirche griff, um ihre Macht zu festigen. Ein Fluch in der Öffentlichkeit oder eine kritische Bemerkung über den Klerus unter Freunden reichte aus, um als Ketzer verurteilt zu werden und am Galgen zu enden. Vermeulen hat ein unterhaltsames lebendiges Buch über Hieronymus Bosch und seine Zeit geschrieben. Es ist ein Buch, bei dem der am Thema Interessierte schon beim ersten Lesen weiß, dass es nicht im Regal verstauben wird. Es ist so voller Details und guter Darstellungen des Alltagslebens, das es geradezu danach ruft ein weiteres Mal gelesen zu werden. (Mariposa)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Originaltitel: De tuin der lusten, Erstausgabe: 2000 by Uitgeferij het Spektrum B.V. Utrecht, Deutsche Erstausgabe: 2002 By Diogenes Verlag, Zürich, Deutscher Übersetzer: Hanni Ehlers, ISBN Nr.: 3 257 06330 x, 590 Seiten

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 31.08.2002, letzte Änderung am 28.10.2003, Layout by abrakan