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Rezension

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Inhalt:

Mort ist wie jeder andere anständige Junge in Schafrücken auf der Suche nach einer Lehrstelle. Doch erst als alle Stellen vergeben und alle Meister mitsamt ihren neuen Lehrlingen von dannen gezogen sind und nur noch Mort mit seinem Vater auf dem leeren Dorfplatz zurückbleibt, erbarmt sich jemand und nimmt ihn als Lehrling auf. Sein Beruf ist einfach zu umschreiben: Er ist das Ende aller Hoffnung, er ist die extreme Realität, er ist der Mörder, der sich von keiner noch so fest verschlossenen Tür aufhalten lässt und er beherrscht perfekt den Umgang mit einem speziellen landwirtschaftlichen Werkzeug. Mit anderen Worten: Er ist der Tod.

Schnell wird Mort in die Berufsgeheimnisse eingeweiht, Seelen ins Jenseits zu geleiten. Doch gleich sein erster eigener Auftrag scheitert. Er hat einen Fehler begannen, der das Gleichgewicht von Leben und Tod auf der Scheibenwelt aus den Fugen reißt. Er hat einer Prinzessin das Leben gerettet. Einer Prinzessin, die eigentlich einem Attentat hätte zum Opfer fallen müssen. Als Tod dann auch noch in den wohl verdienten Urlaub aufbricht – der erste freie Tag seit tausend Jahren – steht Mort mit allen Problemen allein da. Die einzige, mit Verlaub recht zickige Hoffnung, ist Tods pummelige Adoptivtochter Ysabell. Doch die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen.

Meine Meinung: 

DIES IST EIN GANZ UND GAR AUSSERGEWÖHNLICHES BUCH in vielerlei Hinsicht. Es stellt nämlich genau die Person – wenn man denn so will – in den Mittelpunkt, die schon in vielen Scheibenweltromanen der heimliche Star war. Natürlich ist die Rede von Tod, der wie gewohnt in Großbuchstaben spricht, so wie später auch sein Lehrling. Doch dieses Mal ist alles anderes: Tod hat so viele Auftritte, in diesem ganz speziell auf ihn zugeschnittenen Werk, wie nicht in allen anderen Scheibenwelt-Bänden zusammen. Und er besitzt wie gewohnt seinen ganz eigenen Humor, der aus jeder, natürlich ausschließlich (na ja, fast ausschließlich) groß geschriebenen Zeile, hervorsprudelt. Mit anderen Worten, er ist der liebenswerteste Tod aller Zeiten, der versucht den menschlichen Absichten in seinem Urlaub näher zu kommen. Er versucht sich im Glücksspiel, geht Angeln, sucht einen neuen Job und betrinkt sich bis zum Umfallen, wobei er entscheidet, wann er wieder nüchtern ist. Tod geht den durch und durch menschlichen Begriffen wie „Spaß“ oder „Glück“ auf den Grund und das alles auf eine so menschliche Weise, dass die Geschichte seines Lehrlings Mort, der dem englischen Original seinen Namen gibt, erst einmal in den Hintergrund gedrängt wird. Tod ist halt sehr charismatisch. 

Doch wo die Geschichte in den ersten beiden Dritteln von groteskem Humor durchzogen ist, wird sie im letzten Abschnitt zusehends spannender, wobei sie leider den frischen und spritzigen Humor einbüßt. Aber das gleichen die schrulligen Charaktere im Nu wieder aus. Sei es der junge Zauberer und königliche Wiedererkenner Schneidegut, die eigentlich tote Prinzessin Keli, Tods Tochter Ysabell, sein Butler Albert oder der trottelige Student der unsichtbaren Universität Rincewind, der einen kurzen Auftritt spendiert bekommt, sowie der in einen Affen verwandelte Bibliothekar. All diese liebeswerten Figuren tragen zu der grotesken Stimmung bei, die Tod und Mort durch das ganze Buch begleitet. 

Genauso unvergleichlich wie die Charaktere sind die Orte der Geschichte. Wie in allen Scheibenweltromanen spielt sich das Geschehen auf der Scheibenwelt ab, die, wie der Name schon verrät, eine Scheibe ist, die auf dem Rücken von vier Elefanten getragen wird, die auf dem Rücken der Riesenschildkröte Groß A´Tuin stehen, die langsam durch den Raum des Universums treibt. (Zauberer haben herausgefunden, dass es eine eins zu eine Millionen große Chance gibt, dass so eine absurde Welt entsteht.) Und absurd ist sie, die Scheibenwelt. Allen voran die Hauptstadt Ankh-Morpork, die dreckige und überfüllte Metropole, die niemals schläft und in der der einzige Unterschied zwischen Tag und Nacht in der Helligkeit liegt. Obwohl dies in dem Viertel, das nur Schatten genannt wird, auch hinfällig ist, denn dort ist es immer dunkel, dort wo sich die Räuber rumtreiben und rauben, dort wo sich die Mörder rumtreiben und morden, auch dort gerät Mort hinein. Natürlich ist auch nicht die Burg von Sto Lat zu vergessen, in der Prinzessin Keli zur Königin gekrönt werden soll, was nicht so leicht ist wie gedacht, denn immerhin hält sie die Realität für tot und Tods Landhaus mitten in den Strömen des Multiversums glänzt in allen möglichen schillernden Schwarztönen. 

Terry Pratchetts Fantasie ist so prächtig und verrückt zugleich, dass die Welt die er zum Leben erweckt in sich geschlossen und stimmig wirkt. Er erzählt eine ungewöhnliche Geschichte, die in einer ungewöhnlichen Welt spielt, mit ungewöhnlichen Charakteren und dennoch ist sie ganz alltäglich, woraus sie ihren Humor bezieht. Denn wer kann sich nicht in Tods Lage versetzen, als dieser verzweifelt um eine Anstellung in einem Arbeitsbüro ringt und bei seinen Versuchen bei dem Vorstellungsgespräch zu überzeugen alles falsch macht. Wer über diesen Humor nicht lachen kann, hat keinen und wäre damit aller Wahrscheinlichkeit Tod ähnlicher als einem lieb sein kann. 

Somit bleibt nur ein Fazit: Wer sich einmal mit dem absurden Humor Pratchetts angesteckt hat, wird so schnell nicht mehr von ihm loskommen. Und die vorherrschende Meinung, dass man Tod in aller Regel nur ein mal begegnet, ist seit diesem Buch für immer widerlegt, denn auch bei mehrmaligem Lesen verliert „Gevatter Tod“ nichts von seinem ganz eigenen Charme. Da bleibt nur eins: LESEN! (Benni)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 330 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, Piper Verlag, Preis: 8,95

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 07.11.2006, letzte Änderung am 20.11.2006, Layout by abrakan