Inhalt:
Gille´s Frau wartet abends auf
ihren Mann - daß er endlich vom schweren Tag in der Fabrik zurückkommt.
Ganz schwach ist sie vor Liebe schon beim Gedanken daran, daß er
gleich reinkommen wird.
Doch Gille sieht eines Tages ihre
jüngere Schwester plötzlich nicht mehr mit den brüderlichen
Augen des Schwagers - er entdeckt die Frau in ihr und verfällt
ihr. Erst treffen sie sich heimlich, bei jeder Gelegenheit - Gille´s
Frau kann ja nicht mitkommen, sie ist schwanger.
Natürlich merkt auch sie eines
Tages, daß sie betrogen wird. Aber sie leidet still, versucht,
ihrem Mann ein Freund zu sein, ihn auf diese Art zurückzugewinnen.
Er erzählt ihr von all seinen kleinen Erfolgen und Mißerfolgen,
die er bei der Schwester hat - wie sie mit ihm spielt, seine
Eifersucht. Bis sie einen anderen heiratet.
Nun zerbricht Gille. Nach einiger
Zeit schafft er es, seiner Frau zu sagen, er würde ihre Schwester
nicht mehr lieben - aber er wäre nun unfähig geworden, überhaupt
zu lieben.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie
noch die Kraft und Hoffnung - doch seine Unfähigkeit, wieder zu
lieben, treibt sie in den Tod.
Meine Meinung:
Selten hat mich ein Buch derartig
berührt. Madeleine Bourdouxhe (eine Zeitgenossin von Simone de
Beauvoir und Paul Sartre) verwendet eine sehr einfache Sprache,
man spürt daß ihr die Fabrikarbeiterkreise einer belgischen
Kleinstadt nicht fremd sind. Gille´s Frau hat keine eigene
Identität - sie ist eben Gille´s Frau, und als sie das nicht
mehr sein kann, stirbt sie. Unglaublich auch, daß dieses Buch
bereits vor mehr als 50 Jahren entstanden ist! Auch die Beziehung
zwischen den beiden Schwestern, Neid, Mißgunst - aber trotzdem
auch Fürsorge, Mitleid, Liebe - alles ist in wenigen Worten spürbar.
(Daniela)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Taschenbuch, Piper-Verlag,
166 Seiten, ISBN: 3492226051
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