Inhalt:
Der Altenpfleger Kuno erhält
einen neuen Bewohner im Pflegeheim: seinen Vater.
Kuno hadert ein wenig mit seinem
Leben: alle anderen, meint er, haben ein Schicksal, ein größeres
Leben – nur er nicht, und auch sein Vater wäre ein Langweiler.
Denkt er – denn als sein Vater
das Zimmer bezieht, stellt sich heraus, daß er im 2. Weltkrieg
den Schweizer Geheimdienst geleitet hat. Daß der Tod seiner
Mutter dadurch verursacht wurde, erfährt er nun – daß Berger,
der Zimmernachbar seines Vaters, der Informant in Deutschland war,
von der Gesapo verhaftet wurde, und ausgerechnet durch Hitlers
Intervention freigelassen wurde – Berger, der die Optik für die
Waffen der Nazis geliefert hatte.
Daß der Brauereibesitzer Anselm
auch mitschuldig ist am Tod der Mutter – und nicht nur dafür
gesorgt hat, daß Willi, Kunos bester Freund, in den Kongo
geschickt wurde.
Willi, der Kunos Freundin und
einzige Liebe Sophie mit in den Urwald nahm. Und nun möchte
Anselm, daß Kuno Willi im Kongo zu suchen beginnt.
So landet Kuno im Kongo, wo er
einen völlig veränderten Willi vorfindet, begleitet ihn zu einem
Stammestreffen der Negerkönige - und erlebt selbst eine gewaltige
Verwandlung.
Meine Meinung:
Ein Buch, das schon beim ersten
Lesen Vergnügen bereitet durch den Sprachwitz, die gehörige
Portion Zynismus, die beispielsweise bei der Beschreibung der
Freundschaft zwischen Willi und Kuno durchschlägt: "Er zündete
die Hecke der Nachbarvilla an, und am Abend stand die Polizei vor unserer
Tür; wir teilten das Pausenbrot, er aß seins und meins...."
– oder in der typischen Antwort Schwester Annes auf Liebeserklärungen
"Da kannst du warten, bis du schwarz wirst" – ein
Versprechen, das sie auch hält.
Der Aufbau der Story mit den
ganzen Parallelen, Verwicklungen, Wiederholungen und Verzerrungen
ist einfach wunderbar.
Andererseits zeigt das Buch den
2. Weltkrieg aus der Schweizer Perspektive: Kriegsgewinne, die
Sympathie, die den Nazis vielerorten ganz offen entgegengebracht
wurde, das Stillschweigen und Vertuschen nach dem Krieg.
Ich war nach den ersten 20 Seiten
noch etwas skeptisch, ob mir das Buch wirklich gefällt, aber
danach konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen! (Daniela)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
Taschenbuch, Diogenes-Verlag, 214 Seiten, ISBN:
3-257-23010-9
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