Inhalt:
In diesem Band hat Volker Michels Schriften, Texte, Gedichte
und einige von Hesses Aquarellen zusammengetragen, die sich mit
der Weihnacht beschäftigen, unter Angabe der jeweiligen
Entstehungsjahres. Auch ein Quellennachweis findet sich, sorgsam
zusammengestellt, am Ende des Buches, sowie ein erläuterndes
Nachwort von Volker Michels zu Hesses Texten.
Meine Meinung:
Hermann Hesse ist für mich immer von großem Interesse, denn
er erzählt vom Leben, von den Menschen und der Gesellschaft, in
der sie leben. Kein Fest ist für die Menschheit so wichtig wie
Weihnachten. Doch wie ehrlich ist dieses Fest eigentlich noch? Ist
die ursprüngliche Botschaft nicht längst verloren gegangen? Wer
sich schon mit Hermann Hesse beschäftigt hat, wird ahnen können,
dass er sich von der Gesellschaft nicht gern vorschreiben ließ,
ein Fest zu feiern, das vom Konsum regiert und seines Sinnes
beraubt ist. Hermann Hesse war aber durchaus auch in der Lage,
sich dennoch an der Weihnacht zu erfreuen. Doch diese Freude
machte er an den Kleinigkeiten aus, die mit Weihnachten verbunden
sind: Am kindlichen Staunen, das sich leider später verliert, an
Düften und an dem Geschmack der Festspeisen, den Auslagen in den
Fenstern - um nur einiges zu nennen.
Wenn Hesse erzählt, wie er für geliebte Menschen etwas
handwerklich herstellt, und sich daran erfreut oder wie ein
verhasster Tag, der mit dem Umtausch von unliebsamen Geschenken
beginnt und in Freude umschwingt, dann steckt er an mit seinen
leisen Tönen, seinen eigenen Betrachtungen über das Fest der
Liebe. Auch regt er den Leser an, sein eigenes Weihnachtsfest zu
gestalten, sich nicht vom Konsumzwang mitreißen zu lassen und das
Fest neu in seiner ursprünglichen Bedeutung erblühen zu lassen,
mit ehrlichen Gefühlen, und es sich nicht vordiktieren zu lassen
oder anstatt dessen zu verteufeln
In Weihnachtszeiten - zu Hesses Zeiten. War es da soviel anders
als heute? Wenn ich mich umschaue, welche Hektik zu Weihnachten
herrscht, welch buntes - nein, leider schon grelles - Treiben in
der ruhigen, stillen, besinnlichen Adventszeit herrscht,
und wieviel konsumiert wird, weil man suggeriert bekommt, dass es
so sein muss, ist es noch um einiges schlimmer geworden!
Ein Grund mehr, zu Hesses „In Weihnachtszeiten“ zu greifen und
eigene Gedanken zum Fest zu entwickeln.
Auch enthält dieses Buch viel wissenswertes über Hermann
Hesse. Einblicke in sein Leben, die u. a. auch verständlich
machen, worin sich sein Unmut gegen das Weihnachtsfest - bzw. der
Art wie es missbraucht wird - begründet und was diese Abneigung
verstärkt hat. Da die Texte mit dem Entstehungsjahr versehen
sind, kann sich der Leser einen Eindruck davon verschaffen, wie
sich seine Einstellung zu dem Fest entwickelt hat und welche
Ereignisse sie beeinträchtigt haben und machen seine Sichtweise
verständlicher.
Für mich war es das erste Jahr, dass ich dieses Buch las -
aber das erste von vielen! Hört es sich vielleicht auch
merkwürdig an, so hat dieses Buch in mir mehr weihnachtliche
Gefühle erweckt - trotz der eher negativen Eindrücke über das,
was aus dem Fest geworden ist oder gemacht wird - als jedes
rührselig verfasste Weihnachtsmärchen, von denen es in den
Buchhandlungen alle Jahre wieder nur so wimmelt. Ein Schritt zur
ehrlichen Weihnacht und eine empfehlenswerte Lektüre an alle, die
von Hesse begeistert sind, aber vor allem auch an die, die
Weihnachten einmal kritisch betrachten wollen und schon länger
ahnen, dass wir Menschen die Weihnacht immer mehr ihre Bedeutung
entziehen - vordirigiert von der Gesellschaft. Vielleicht möchte
man sich von dieser ja mal ein wenig differenzieren und wieder man
selbst werden? Hermann Hesse würde es sicherlich freuen.
(Petra)
|
geht es zu
einem Bericht über ein Hermann-Hesse-Event, zu dem das
Buecher4um eingeladen war! |
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 119
Seiten, Insel-Taschenbuch, ISBN 3-458-34118-8, Preis: 7,- €
|