Jocelyn, Sylvia, Allegra,
Bernadette, Prudie und Grigg bilden den Jane-Austen-Lesekreis.
Jeder der Protagonisten
sieht seine Jane ein wenig anders. Für Jocelyn ist sie die Frau, die
nie geheiratet hat, und sich um alles kümmert, für Bernadette ist
sie die ironische, scharfblickende Schriftstellerin, die Frau, die
mehrere Heiratsanträge ablehnte, Sylvia sieht in ihr das
Familienwesen, Allegra, Sylvias Tochter interessiert sich für die
finanzielle Abhängigkeit von Jane, und Prudie, sieht sich als einzig
echte Janeite, sie sieht Jane mit jedem Buch wieder neu. Einzig von
Grigg weiß keine so genau, wie er Jane Austen sieht, aber eigentlich
sollte eh kein Mann an der Leserunde teilnehmen.
Diese sechs Menschen
treffen sich, um über Jane Austens Bücher zu reden. Die Treffen
finden mal bei der Einen, mal bei dem Anderen statt. Manche sogar
gar nicht – aber darum geht es nicht. Wir lesen vor allem, von den
Leben der Protagonisten. Die Beziehungen der Protagonisten zu den
einzelnen Romanen werden weniger diskutiert als nebenbei
abgehandelt.
Ein Treffen, drei Monate
nach Ende der Lesrunde, bildet den krönenden Abschluss. ‚Wir hatten
Jane Austen in unser Leben gelassen, und jetzt ...’. So lautet einer der
Abschlusssätze und so erfahren wir als Leser, was sich nach der
Leserunde ereignet hat.
Abgerundet wird das Buch
mit einem kleinen Jane-Austen-Führer, der nicht nur jeweils eine
kurze Einordnung und Zusammenfassung der einzelnen Romane enthält,
sondern auch sehr viele Reaktionen auf ihre Bücher, u.a. auch die,
die Jane Austen selbst gesammelt hat. Quellenangaben sind ebenfalls
aufgeführt.
Meine
Meinung:
Nach den ersten zwei,
drei Seiten, dem Prolog, glaubt ein hoffnungsfroher Jane-Austen-Fan vielleicht,
dass es nun so weiter gehen müsse. Die Mitglieder der Lesegruppe
sind vorgestellt, die Schwerpunkte der einzelnen gesetzt. Und
jetzt – jetzt muss es doch noch viel intensiver um Jane gehen?
Weit gefehlt. Hauptthema
ist das Leben der Lesekreismitglieder, nebenher werden die Bücher
gelesen, es wird nicht allzu ausführlich über die einzelnen Bücher
und Inhalte diskutiert, sondern es werden Anstöße für eigenes Denken
gegeben. Wer also zuviel von Jane Austen, vielleicht sogar
Textanalysen erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden.
Die Bezeichnung
Jane-Austen-Club weckte bei mir die falschen Erwartungen, es ist
aber trotzdem ein Buch, in dem Jane Austen eine große Rolle spielt.
Die rührt daher, dass hier Parallelen zwischen dem Leben
der Protagonisten und Jane Austens Figuren bestehen. Querverweise
zwischen Figuren, Personen und Textstellen werden offenbar und dazu
wurden viele Ideen, in meinem Kopf angestoßen. Das war es, womit die
Beziehung zu Jane Austen und ihrem Werk hergestellt wurde. Weniges wird
konkret angesprochen, vieles findet nur zwischen den
Zeilen statt.
Hauptaspekte des Romans
sind Liebe und Freundschaften, vor allem die Freundschaften zwischen
den Frauen. Dabei werden
lockere Fäden zu den sechs Büchern von Jane Austen gesponnen.
Man muss nicht alle Bücher
vorher kennen, es schadet natürlich nicht und erhöht vermutlich das
Lesevergnügen. Die Kurzangaben und Zusammenfassungen im Buch hinten,
helfen da weiter. Ich kannte drei, und was ich zu diesen mir
bekannten Büchern von den Leserundenteilnehmern las, war teilweise
verblüffend – einzelne Aspekte waren mir selbst bisher nicht
aufgefallen.
Die Hinweise zu den drei
mir unbekannten Werken, waren so interessant, dass ich
die jetzt doch mit Vorfreude lesen werde. Ohne die Runde hätte ich
Emma, Mansfield Park und Kloster Northanger sicher nicht so bald
eine Chance gegeben. Und wenn ich erstmal alle Werke kenne, wird
sicher auch der Jane Austen Club nochmals hervorgekramt, um immer
wieder neue Aspekte an dieser vielseitigen Schriftstellerin zu
entdecken.
Dieses Buch ist für mich
die ideale Basis für einen eigenen Jane-Austen-Lesekreis, der dann
jedoch sicher näher am Text der echten Romane arbeiten würde. Ich
hatte mir ein Leservergnügen über Jane Austen versprochen, wurde
jedoch mit einer Geschichte über Freundschaften und Liebe versorgt,
in der Jane Austen immer wieder eine Rolle spielt. Ich wurde zwar
einerseits enttäuscht – andererseits war ich über die Geschichte
über Liebe und Freundschaft, in der immer wieder Sätze vielen wie
'... ist ja wie bei Jane Austen', angenehm überrascht.