Die neunjährige Lavinia
Berganson, die einen einsamen Aufenthalt in einem Internat am
Bodensee verbringt, lernt beim Spielen am Seeufer einen recht
ungewöhnlichen Jungen kennen: Niccus, der ihr von der
phantastischen Welt der Nixen und anderen Wasserwesen erzählt.
Doch als er eines Tages im See verschwindet, will Lavinia es ihm
gleichtun - sie wird in letzter Minute gerettet. Zwanzig Jahre
später, die Ereignisse ihrer Kindheit sind fast vergessen, ist
Lavinia als erfolgreiche Programmiererin in Frankfurt tätig; als
sie eine Einladung zum Klassentreffen am Bodensee erhält, nimmt
sie nach einigem Zögern dann doch daran teil.
Von einem ehemaligen
Klassenkameraden lässt sie sich zu einer Segeltour überreden;
sie geraten jedoch in ein Unwetter, das Boot kentert, und Lavinia
erwacht in einer völlig fremden Welt. Ein attraktiver Mann bringt
sie in sein überaus prächtiges Schloss; es ist Prinz Niccus von
Schwanenvlies, in dem Lavinia nur langsam ihren Gefährten aus
Kindertagen wieder erkennt. Es scheint, dass Niccus ganz allein
mit den beiden älteren Bediensteten Arno und Adelheid in dem
großen Schloss lebt; Lavinia, die sich wie in einem Märchen
vorkommt, und mit Niccus einige abenteuerliche Tage verlebt,
verliebt sich in ihn, und auch er scheint ihr gegenüber nicht
gleichgültig zu sein. Doch warum benehmen sich Arno und Adelheid
derart abweisend und feindselig gegenüber Lavinia? Warum schickt
Niccus sie auf einmal wieder fort in ihre Welt? Was ist sein
Geheimnis, das er vor ihr unbedingt verbergen will?
Zurück in ihrer Welt, hadert
Lavinia mit ihrem Schicksal, bis ihr bewußt wird, daß sie Niccus
finden muß. Doch wo beginnen mit der Suche?
Meine Meinung:
Wie war ich zu Beginn enttäuscht
von diesem Buch, da ich einen “paranormalem Liebesroman”
erwartet hatte. Darunter hatte ich mir Geister, Vampire und
ähnliches vorgestellt. Doch dieses Buch ist so ganz anders. Es
ist ein Märchen, verwoben mit den Elementen klassischer Sagen.
”Der kalte Prinz” ist eine
Geschichte über Schicksal, Mystik, Fantasie, Zeit und Liebe. Der
Roman hat mich total in seinen Bann gezogen und nicht nur mit
vielen Fragen, sondern auch seltsam leer zurück gelassen.
Happy-End – ja! Aber anders als
vermutet. Liebesroman – ja, aber anders als je erwartet.
Der Autor hat einen
einschmeichelnden, bisweilen auch melancholischen Stil und ich
fand, daß man ihm die Erfahrung aus der Filmbranche stellenweise
schon anmerkt. Ich hatte den Eindruck, daß sich der Stil des
Buches Lavinias Gemütszuständen und ihrer Entwicklung anpaßt.
Sehr fantasievoll und abwechslungreich!
Die Geschichte selbst ist
manchmal leicht wie eine Feder, dann Düster, wie die alte
deutsche Sagenwelt und dann auch wieder bunt und feenhaft, als ob
man Disneys Dornröschen schaut. Christoph von Zastrow läßt
Bilder im Kopf lebendig werden, wie es vielleicht auch nur jemand
kann, der auch für Film und Fernsehen schreibt.
Das Zusammenspiel aus Märchen,
Liebesroman und Sagen geht auf und zeigt neue Wege. Ich
habe diesen Roman mit völlig anderen Vorstellungen gelesen und
als ich fertig war, war ich unbefriedigt mit dem Ende und der
ganzen Story. Doch der Roman wirkt nach, er beschäftigt und nach
einigen Tagen spukte er mir immer noch im Kopf herum.
Im Nachhinein halte ich ihn für
eines der erstaunlichsten, überraschendsten und märchenhaftesten
Bücher, die ich je gelesen habe.
Mein
Tipp: Völlig neutral an die Geschichte von Lavinia und Niccus
heran gehen und sich gefangen nehmen lassen!
An dieser Stelle sein auch die
äußerst liebevolle Aufmachung des Moments Verlages noch einmal
besonders erwähnt. Die gebundenen Bücher sind richtige
Handschmeichler. Stimmungsvoll in einer Grundfarbe gehalten mit
ansprechenden Foto, sowie einem Lesebändchen. Das Bild des
Schutzumschlages wird auf dem eigentlichen Cover des Buches
wiederholt und die einzelnen Kapitel und Absätze sind mit
stilvollen Rankendesign begrenzt. Meiner Meinung nach nicht nur
U-Bahn tauglich, sondern auch Straßenbahn- und Bustauglich! (Tara)
Bewertung: ***