Inhalt:
Leonore Dennhöfer ist in
Schlesien geboren und die ersten Kindheitsjahre dort aufgewachsen.
Bis ihr das Schicksal vieler Menschen dieser Zeit widerfuhr: Ihre
Familie wurde aus der Heimat vertrieben. Was es heißt heimatlos
und entwurzelt zu sein, hat die Autorin am eigenen Leibe erfahren.
Das einzige was ihr bleibt, sind Erinnerungen an ihre frühe
Kindheit. Diese hat sie in diesem Zeitzeugenbericht
niedergeschrieben...
Meine Meinung:
Allein schon im Vorwort wird
deutlich, wie wichtig die Wurzeln des Menschen sind und wie
schlimm es ist, wenn der Mensch entwurzelt wird. Wie vielen
Menschen dieses Schicksal allein im Zweiten Weltkrieg beschienen
war, wird schnell vergessen. Doch für die Vertriebenen ist diese
Entwurzelung ein Bestandteil ihres Lebens. Und genau hierfür
macht Leonore Dennhöfer mit ihren Erinnerungen sensibel.
Meine Generation nimmt ihr zu
Hause doch meist für selbstverständlich hin. Dass es das gar
nicht ist und wie wichtig es für unseren Halt im Leben und unsere
Geborgenheit ist, wird hier mit einem Schlag deutlich. Beinahe
schmerzlich deutlich wird hier, was es heißt, dieser Sicherheit
und Geborgenheit beraubt zu werden und dass das einzig
verbleibende, um den Boden unter den Füßen auch ohne die Wurzeln
nicht zu verlieren, die Erinnerung ist.
Und an dieser lässt uns die
Autorin teilhaben: An ihre frühe Kindheit in Schlesien, ihre
Familie und die Vertreibung aus der Heimat. Wie wichtig in dieser
Zeit noch die Familie als Ganzes war, weiß die Zeitzeugin
ebenfalls gut zu vermitteln. Für mich entstand ein neuer Eindruck
über meine eigene Existenz. Leonore Dennhöfer hat klug
beobachtet, dass heute vielmehr jeder stolz auf seinen
Individualismus ist und welche Probleme als solches nicht mehr gelöst
werden können oder einfach Überbewertung erfahren, weil ein
jeder sich selbst zu wichtig nimmt.
Schön, dass solche Erinnerungen,
der Öffentlichkeit zugänglich sind und neue Erkenntnisse und
Einblicke bringen und der Autorin die Wurzeln ihrer Existenz ein
wenig ersetzen können.
Für mich persönlich noch aus
einem anderen Grund sehr interessant: Die Familie meines Vaters
hat ein ähnliches Schicksal erlitten und mir hat dieses Buch ein
besseres Verständnis eingebracht für diese Situation und was es
für meinen Vater hieß, der ähnlich jung war wie Leonore Dennhöfer,
als er sein zu Hause verlassen musste, entwurzelt zu werden. Zumal
sicher nicht jeder Mensch dieses Thema so gut aufarbeiten und die
eigenen Nachkommen somit auch nicht teilhaben lassen kann. Sehr
wertvoll! (Petra)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 141 Seiten,
Taschenbuch-Ausgabe, Fouqué Verlag, 8,90 EUR, ISBN 3-8267-5053-5
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