Inhalt:
Auf einem großen Brachgelände
außerhalb der Stadt hat sich eine kleine Gemeinde Obdachloser
niedergelassen. Zwischen kaputten Waschmaschinen, alten Steinen,
morschen Schuppen und Mauern und sonstigen Wohlstandsmüll, haben
sie sich so gut es geht eingerichtet. Der ebenfalls herren- und
heimatlose Hund King erzählt uns aus ihrem Leben.
Meine Meinung:
Bisher hatte ich von John Berger
lediglich „Geschichte eines Landarztes“, das er zusammen mit
Jean Mohr geschrieben hat, gelesen. Es hat mir zwar ganz gut
gefallen, aber „King“ hat mich weitaus mehr fasziniert. Berger
beschreibt auf eindringlich-traurige Weise den Lebenskampf dieser
Heimatlosen und Entwurzelten. Dabei erzählt er gefühlvoll und
liebenswert ohne dabei ins sentimentale einer falschen Idylle zu
verfallen. Er beschreibt gekonnt den inneren Kampf dieser Menschen
mit ihrer Außenseiterrolle zurechtzukommen. Den ewig witzereißenden
Danny etwa, der ständig versucht mit seinen Albereien alle zum
Lachen zu bringen, bei dem man aber unter der Oberfläche den ihn
ständig begleitenden Schmerz spürt. So etwas in leisen
unspektakulären Tönen zu beschreiben, setzt großes Können und
Sensibilität voraus.
Berger hat im Buch eine ganze
Reihe lebendiger Charaktere geschaffen. Jack, der Baron zum
Beispiel, der Chef der Truppe. Er schneidert sich in sorgfältiger
Maßarbeit seine Jacketts aus alten Gartenkatalogen.
Vico und Vica ein altes Paar und
die Hauptprotagonisten des Buches. Ihnen ist King vor über einem
Jahr zugelaufen. In ihrer selbstgebauten Hütte hat er Aufnahme
gefunden. Beide haben ein ganz anderes Leben hinter sich gelassen.
Vica, eine Bürgerstochter aus Amsterdam und Vico, ein ehemaliger
Fabrikant aus Neapel.
Der riesige Joachim, dessen ein
und alles eine Katze namens Katastrophe ist.
Der alte Liberto, aus Spanien und
die blutjunge Malak die in selbstloser Zuneigung ihr Leben zu
meistern versuchen.
Luc. Der manchmal zusammen mit
King loszieht um einen Braten zu ergaunern und sich redlich
bemüht ein Leben zu ertragen, dessen Anforderungen ihn längst
weit überfordern.
Der schweigsame Saul, der
höchstens einmal in der Woche spricht und meistens in der Bibel
liest.
Diese und noch andere Bewohner
die aus dem Raster des normalen herausfallen bevölkern die
Einöde vor der Stadt.
Der Roman ist auch die Lebens-
und Liebesgeschichte des alten Paares Vica und Vico. Ihr
kompliziertes Zusammenleben und was Liebe bedeutet, in Zeiten der
Not.
Ein faszienierendes Buch, das ich
uneingeschränkt empfehle. (Mariposa)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos:
Originaltitel: King. A Street Story,
Ersterscheinungsjahr: 1999 by Bloomsbury Publishing,London,
Deutsche Erstveröffentlichung: 1999 by Carl Hanser Verlag
München, Deutsche Übersetzung: Hans Jürgen Balmes,
ISBN 3-446-19771-0, Seiten: 182, Preis: HC bei
Hanser Verlag: € 14,80, TB bei Fischer: € 8,90
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