Nicht nur heiß und
leidenschaftlich brannten die Küsse, die die Mätressen ihren Königen
schenkten. Sie waren auch wohlüberlegt und berechnend, selbst
wenn Liebe und Leidenschaft öfter ins Spiel kamen als zwischen Königin
und König, die schließlich nur zur Sicherung von Macht und
Reichtum heirateten. Ludwig XIII. mochte keine Frauen. Erst Ludwig
der XIV. (1638-1715) suchte sofort nach seiner Vermählung sein
Vergnügen anderswo. Die Institutionalisierung der Mätresse
begann und nie sollte es lange bei ein und derselben bleiben.
Ludwig der XV. z.B. wechselte seine Gespielinnen wie die Hemden
und liebte sich durch ganze Schwesternschaften und deren
Freundinnen. In Madame Pompadour fanden Macht und Einfluß der Mätressen
ihren Höhepunkt. Sie erlangte eine Schlüsselposition, die mit
einem Kultusminister vergleichbar war und wurde zur Schutzherrin
der großen Künste und der Literatur. Sie führte das Porzellan
am Hofe ein und übte großen Einfluß auf die Architektur des 18.
Jahrhunderts aus. Als größter Feind der Mätressen stellte sich
natürlich der Klerus heraus, konnte aber gegen diese "Versündigung"
keine Erfolge verbuchen. Eher ging später das Ansehen der Mätressen
mit dem Ansehen der Könige zur Zeit der französischen Revolution
nieder, denn die Macht der Mätresse wurde von der Liebe des Königs
geschaffen und hing damit ganz und gar vom König ab. Zweihundert
Jahre später hat sich das Bild der Mätresse völlig gewandelt.
Mitterand gelang es lange, seine Mätresse Anne Piageot geheim zu
halten. Prinz Charles große Liebe Camilla ist inzwischen sogar
gesellschaftsfähig.
Meine Meinung:
Obwohl das Buch verhältnismäßig
dünn ist, bietet es einen umfangreichen Überblick, über die
Geschichte einzelner Mätressen, der Entwicklung ihrer Stellung
und ihres wandelnden Einflusses. Amüsant und auf den Punkt
gebracht schafft es die niederländische Autorin Caroline Hanken,
350 Jahre Geschichte, kompakt und unterhaltsam darzustellen. Ich
finde dieses Buch eignet sich durch seine kurzen Kapitel und der
klaren Strukturierung sowohl als Lektüre für zwischendurch, wenn
die Zeit fehlt, sich in komplexeren Zusammenhängen eines Romans
einzulesen, als auch als Nachschlagewerk. All dies ohne den
erhobenen Zeigefinger der üblichen Geschichtsbücher. (Tara)