Banner Buecher4um
Button Home Button Rezensionen Button Neuigkeiten Button Diskussionsforum
Rezension

linie1.jpg (1098 Byte)

Inhalt:

Lore und Anneliese, beide über 70, wurden von ihren Männern verlassen. Lores Mann ist freiwillig abgetreten, um an der Seite einer wesentlich jüngeren Frau noch mal von vorne anzufangen, Annelieses Mann ist einem Versehen zum Opfer gefallen – er starb an einer Vergiftung. Die alten Damen sind zusammen gezogen und frönen in ihrer WG den Genüssen des Lebens: gutes Essen, schöne Pflanzen im Garten und Freundschaft im Herzen.

Doch langweilig wird es den beiden nie. Sind sie auch äußerlich alt, so sind sie innerlich immer noch voller neckischer Ideen. So z. B. auf Reisen mit einem jungen Pärchen, das sie zu diesem Zwecke engagiert haben oder mit dem Juwelier Rudi auf Raubzug im Casino von Baden-Baden – ganz ladylike selbstverständlich! Doch so richtig Unruhe stiftet – na wer wohl? – ein Mann. Ewald, beiden aus früheren Zeiten bekannt, taucht urplötzlich im Leben der beiden Damen auf, als dessen Frau in einer nahe gelegenen Klinik behandelt wird. Lore und Anneliese, immer noch nicht immun gegen das männliche Geschlecht, rangeln um Ewalds Gunst. Erst gegeneinander, dann – wenn dritte (Frauen) ins Spiel kommen – mit vereinten Kräften miteinander...

Meine Meinung:

Man mag Ingrid Noll den Vorwurf machen wollen, dass Lore und Annelies mit erstaunlich wenigen Leichen auskommen. Nicht aber, dass diese Geschichte dadurch weniger unterhaltsam und spannend sei. Ratsam fände ich es, an diesen Roman unvoreingenommen heran zu gehen. Mich persönlich hat Ingrid Noll sogar angenehm dadurch überrascht, dass sie es diesmal mit weniger Toten versucht. Der Biss fehlt diesem Roman ganz gewiss nicht. Er ist nur andernorts zu suchen, so z. B. in den Selbstbetrachtungen der Ich-Erzählerin Lore oder den Dingen, die sie an ihren Altersgenossen beobachtet. Das Alter ungeschönt, wie es auf jeden von uns zukommt, der das Glück hat nicht vorher vergiftet zu werden oder anderweitig ums Leben zu kommen.

Nun ist es aber nicht so, dass sich Ingrid Noll hier ausschließlich dem schrumpligen Äußeren zuwendet, in dem immer noch der gleiche Mensch gefangen ist, der einstmals jung war und attraktiv für seine Mitmenschen. Nein – Ingrid Noll schürt auch hier Unfrieden, der sich erst zuspitzt und dann doch immer wieder boshaft entlädt und dem Leser ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Auch die ein oder andere Gaunerei dürfen wir Lore und Anneliese zutrauen. Sie ergeben sich nie in ihr Schicksal, sondern kämpfen für ihr kleines Glück mit allen (auch unfairen) Mitteln – sehr zum Spaß des Lesers.

Für mich einer der besten Romane, die Ingrid Noll geschrieben hat. Erfreulich, dass sie nicht starr in ihrem Genre verharrt, sondern mal ein paar Leichen gegen andere Bosheiten und schmerzlichen Wahrheiten eintauscht, ohne darüber ihren Witz und Humor zu verlieren. Ausgesprochen gelungen!

Dieses Buch gibt es auch als ungekürztes Hörbuch. Eine kongeniale Lesung – eine Rezension dazu gibt es im Hoerbuecher4um (siehe unten). (Petra)

Button geht es zur Rezension des Hörbuchs "Ladylike" im Hoerbuecher4um.

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 324 Seiten, gebundene Ausgabe, Diogenes Verlag, 19,90 €

[Home] [Rezensionen] [Neuigkeiten] [Specials] [Autorenberichte] [Interviews] [Events]
[Tipp des Monats] [Taras Literatur-Film-Tipps] [Dykes Ohrenleser-Tipps] [Diskussionsforum] [Chat]
[Gästebuch] [Links] [Über mich] [Pressespiegel] [AGB] [Impressum/Kontakt] [Disclaimer]
© 1998 Buecher4um, erstellt am 06.06.2006, letzte Änderung am 17.06.2006, Layout by abrakan