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Rezension

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Inhalt:

Als das Telefon klingelt, erfährt Benni in Berlin vom plötzlichen Tod seines Vaters. Nacheinander erreicht die Todesnachricht alle fünf Kinder, die sich daraufhin an ihre Kindheit mit dem Vater erinnern und auch ihr eigenes Leben reflektieren.

Meine Meinung:

Das Gerüst des Romans bilden fünf Kapitel, jedem Kind ist ein Kapitel zugeordnet. Bis auf wenige Berührungspunkte stehen diese Kapitel isoliert für sich und diese Isolation überträgt sich auch auf die Personen des Romans. Obwohl die Konzeption des Buches interessant klingt und sich daraus viele Möglichkeiten der Reflektion über den Tod bieten könnten, bleiben die handelnden Personen und deren Aussagen über den Tod des Vaters und den Standpunkt in ihrem Leben nach diesem Verlust stereotyp und banal. 

Die Personen werden in abgegriffene Schemas eingereiht, die nach einer Weile vorhersehbar und damit auch lächerlich sind. Ein Sohn, Künstler und Galerist, lebt fernab dem heimatlichen Bayern in Berlin, ein weiterer Sohn ist Schauspieler, während die beiden Mädchen, wie es sich für moderne Frauen gehört, Psychologin mit Gründerzeitvilla und unausgefüllte Fremdsprachensekretärin sind; der fünfte Sohn, Liebling des wüstentierliebenden Vaters, Gewinner von Jugend forscht und Einser-Abiturient hat sich Anfang 20 aus dem Staub gemacht und lebt – na klar – in der Wüste Kaliforniens.

Besonders gestört haben mich jedoch die vermeintlich kunstvollen Sätze, die leeren Adjektive und hohlen Anspielungen. „Schwedische Holzlasur“, „blütenweißes Nachthemd“ usw. sollen entsprechende Assoziationen wecken, aber die Spur führt immerfort ins Leere, weil es im Verlauf keinerlei Bedeutung hat, ob die Holzlasur nun schwedisch oder das Nachthemd rot oder weiß ist. So werden in jedem Kapitel schillernde Bilder aufgebaut, die wie Seifenblasen davonschweben. Ebenso kopfschüttelnd hinterließen mich viele Handlungen und Beschreibungen und ich frage mich, ob die Autorin jemals einen Schrank gestrichen (zusammengebaut?), mit einem 11-jährigen Kind gesprochen (wie spricht man Pfeiffersches Drüsenfieber?) und jemals in Bonaire (Überwintern auf einer äußerst teuren Taucherinsel?) gewesen ist. Zumal auch diese Erzählmomente nichts erkennbar mit der Geschichte zu tun haben. 

Über das Leben der Kinder und deren Verhältnis zum Vater erfährt man wenig Interessantes, natürlich gibt es in jedem Kapitel eine Sex-Szene, mehr oder weniger. Das scheint einfach ein Muß in modernen Romanen. Mit dem Tod setzt sich eigentlich niemand auseinander, es geht vielmehr um die Frage, wer nimmt die Mutter auf und wie hat der egoistische Vater mein Leben verpfuscht. Diese Gedanken kommen mir für über 40-jährige Menschen reichlich pubertär vor.

Besonders gespannt war ich auf den letzten Sohn, das „Wüstenkapitel“ sozusagen, da ich schon mehrfach in der Mojave-Wüste war. Leider gibt es keine Beschreibungen der faszinierenden Atmosphäre, des nahezu permanent wechselnden Lichtes, des Duftes sondern es dominieren sog. „Un“-Gegenden z.B. Schrottplätze, Militärgelände usw. Und, wer hätte es nicht schon geahnt, der verlorene Sohn, dessen Nachname Kadereit in Amerika zu „Cartwright“ wird und inzwischen Mitglied einer Sekte, sehnt sich nach Hause zurück.

Ironie, Humor oder gar Stiländerungen zwischen den einzelnen Personen gibt es in diesem Roman nicht, die inneren Monologe geraten zu einer langweiligen Abrechnung mit dem Vater. Durch die nutzlosen, unlogischen Detailschilderungen ohne Sinn fühlte ich mich als Leser nicht ernstgenommen. (Steffi)

Bewertung:

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: Aufbau-Verlag, 211 Seiten, ISBN: 3-351-03068-1, Preis: 18,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 18.09.2006, letzte Änderung am 13.11.2006, Layout by abrakan