Inhalt:
Klein-Joe nennt ihn Sandor, der
ihn gerade noch vor dem einfahrenden Zug zurückgerissen hat.
"Ich habe dein Leben gerettet, nun gehört es mir" erklärt
Sandor ihm, und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, und danach mit
auf die Reise. Eine ungewöhnliche Reise, sie leben in
heruntergekommenen Pensionen - und alle sind in der Nähe dieses
einen Hauses, das bewacht wird wie die Kronjuwelen. Die Prinzessin
wohne da, erzählt Sandor ihm so nach und nach. Fragen darf man
Sandor keine stellen, sonst ist er wieder böse, und schneidet Joe
mit seinem Rasiermesser.
Die Prinzessin ist Nina Apsoland
- eine unheimlich reiche, wunderschöne Frau (sie war einst
Model), und die Schutzvorkehrungen ihres Mannes sind nicht unbegründet
- sie wurde schon einmal entführt. Paul Garnet ist zu ihrem
Schutz eingestellt worden - eine Vorschichtsmaßnahme, die dieser
eigentlich für übertrieben hält; bis er von jener Entführung
erfährt, von Nina selbst.
Paul lebt, nachdem ihn seine Frau
verlassen hatte, allein mit seiner Tochter Jessica. Eigentlich ist
er Lehrer, hat diesen Job nur angenommen, weil er einen ruhigen,
gewaltfreien Platz zum Leben für sein Kind gesucht hatte.
Plötzlich erhält er einen
Anruf. 200.000 Pfund werden ihm angeboten als Gegenleistung dafür,
daß er die Prinzessin fünf Minuten allein läßt.
Der Anruf kam von Joe, in Sandors
Auftrag. Dieser erzählt ihm nun etwas mehr von der früheren Entführung
der Prinzessin, doch es dauert lange, bis Joe begreift, daß
Sandor damals einer der Entführer war.
Doch auch diese Tatsache kann ihn
nicht von der Verehrung, der Vergötterung, die er Sandor
entgegenbringt, abhalten.
Und immer noch fürchtet er sich
vor ihm - panische Angst bekommt er daher, als ihn seine
Ziehschwester Tilly plötzlich aufstöbert, und auch hinter das
Geheimnis der geplanten Entführung kommt.
Doch Tilly feilt den Plan weiter
aus - und entdeckt eine neue Möglichkeit, die Prinzessin in ihre
Gewalt zu bringen, nachdem Paul mit Geld nicht in Versuchung zu führen
war. Sie entführen Jessica, und verlangen von Paul den Tausch der
mittlerweile über alles geliebten Frau gegen sein einziges
Kind...
Meine Meinung:
Diesmal hatte ich wirklich den
Eindruck, der Titel des Buches ist absolut passend.
Die gesamte Antriebskraft des
Buches ist die Liebe - in allen möglichen Formen, und ohne als
solche ständig angeführt zu sein.
Da ist einmal Joe, der in Sandor
sein Ein und Alles sieht, den Menschen, der verhindert, daß seine
schweren Depressionen wiederkehren. Diese blinde Hörigkeit ist
wirklich toll beschrieben; man sieht diesen Teil der Geschichte
nur aus Joes Augen, als ICH-Erzähler.
Der zweite Handlungsstrang erzählt
Pauls Geschichte, seine Sorgen und Gefühle für Jessica, die
wachsende Liebe zu Nina, die er erst für völlig aussichtslos hält.
Mich hat es auch sehr beeindruckt, wie toll seine Gefühlswelt ab
dem Zeitpunkt von Jessicas Verschwinden, sein Abwägen der Möglichkeiten
und deren Konsequenzen, das hin- und herschwappen seiner Meinung.
Sandors Besessenheit sieht man
nur durch Joes Brille - und Joe sieht und beschreibt zwar vieles,
doch er braucht sehr lange, um daraus die Schlüsse zu ziehen.
Das Buch hat mir von der
Schreibwise her und vom Aufbau der Handlung unheimlich gut
gefallen.
Weniger überzeugend fand ich
hingegen die Figur von Diana, Sandors Mutter, die wohl den Part
"Mutterliebe" sympbolisieren sollte.
Auch die Art und Weise, wie Paul
aus der Geschichte verschwindet, hat für mich noch viele Fragen
offengelassen.
Sehr lesenswert! (Daniela)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 402 Seiten, Taschenbuch,
Diogenes Verlag, erschienen 1990 / 1991, ISBN: 3-257-22583-0
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