In diesem Büchlein werden 42 Opern auf
den Punkt gebracht. Nein, ganz ehrlich - ein bisschen was steht
schon vor dem Punkt. Ein paar Zeilen, die den Kern der Sache
treffen. Bei der Wiedergabe der Inhalte der jeweiligen Opern
gehorcht Loriot natürlich ganz seinen eigenen Gesetzen der Logik,
in denen ernüchternde Sachlichkeit ganz oben steht - so weit
oben, dass es nicht nur absurd wirkt, sondern einfach lachhaft
ist...
Meine Meinung:
... und genau hier liegt Loriots Absicht.
Oder, um ihm nichts unterstellen zu müssen, kann ich mindestens
behaupten, dass hierin die einmalige Wirkung dieses Buches liegt!
Sie weckt Freude und Spaß an der Oper! Wenn er beispielsweise vom
Barbier von Sevilla erzählt oder etwa von Othello,
dann möchte man sofort die Ticket-Hotline anrufen um Karten für
die Oper zu bestellen.
Viele dürften sich jetzt fragen, ob man
so respektlos von der Oper sprechen darf?
Darf man! Besonders wenn man Loriot
heißt. So kennen und lieben wir ihn doch! Ihm muss man das
einfach nachsehen, denn er ist nun mal so! Scheinbar auch nie
anders gewesen. Wieso sollte man ihm den Mund verbieten, wenn es
um die Oper geht? Viel zu lange schon kursiert das Gerücht, die
Oper wäre etwas für die Intellektuellen. Dabei wurde sie zwar
einst für die Oberschicht aufgeführt, aber lediglich zu deren
Unterhaltung und Amüsement. Aber auch beispielsweise heiße
Schokolade war das Getränk der Reichen. Würden wir uns die heute
deshalb entgehen lassen? Nein! Mit der Oper sollten wir es genauso
halten, denn sie macht Spaß. Nicht nur bei Loriot.
Im Übrigen liebt Loriot die Oper und ist
allein deswegen schon qualifiziert, sich diese Respektlosigkeit zu
erlauben. Er liebt sie sogar so sehr - für die, die es noch nicht
wissen -, dass er selbst einige inszeniert hat, Texte für einige
Opern geschrieben hat (z. B. Ring des Nibelungen und Candide),
sowie die Berliner Philharmoniker dirigiert hat, was Zeugnis
seiner Liebe zur Oper und zur Musik ist. Diese Liebe merkt man dem Büchlein an. So sehr er die
Menschen beobachtet, so genau scheint er auch Opern anzuschauen.
Wie sonst sollte es ihm gelingen so treffsicher die Quintessenz
aus diesen unfassenden Stücken herauszufiltern? Man darf dieses
Büchlein somit als eine ganz persönliche Liebeserklärung
verstehen.
Gern kann man es jedoch auch dazu
verwenden sich einen kleinen Überblick über die einzelnen
Stücke zu verschaffen, die seit so langer Zeit wieder und wieder
aufgeführt werden. Diese Einblicke sind wirklich so kurz und so
lustig, dass sie auch tatsächlich haften bleiben! Sie können
sowohl bei der Auswahl einer Opernaufführung helfen, die man
besuchen möchte, als auch der Belustigung im Anschluss dienen,
wenn man die ganze Geschichte mal weniger tragisch und dramatisch
sondern mit Loriots Augen sieht.
Selbst wenn man keinen Begleiter für die
Oper hat, wird man sich in der Pause nicht langweilen. Dieses
Büchlein, so schmucke es ist, passt in jede Tasche. In der Pause
kann man es herausholen und beispielsweise die kleine Geschichte
lesen, die den Pausen in der Oper gewidmet ist. Aber Vorsicht: Wer
Loriot kennt, weiß, dass er seine absurd anmutenden Geschichten
aus dem Leben gegriffen hat. Sieht man sich nach der Lektüre noch
ein wenig um, wird man sich das Lachen sicher verkneifen müssen!
Erwähnen muss ich unbedingt auch noch das
Cover dieser schönen Ausgabe von Loriots eigenwilligem „Opernführer“.
Es ziert ein Bild von Richard Wagner. Gemalt von Loriot
höchstpersönlich. Sein Stil beim Zeichnen und Malen ist genauso
unverkennbar, wie der beim Schreiben. Und ebenso köstlich!
Fazit: Ob für den Eigengebrauch oder als
Geschenk an Loriot-Fans oder Opern-Freunde, beispielsweise
gekoppelt mit Eintrittskarten für die Oper, bestens geeignet! (Petra)
Bewertung: ****