Inhalt:

Nach dem Tode ihres Vaters wird Philippa von Bora durch eine Intrige dazu gezwungen den heimischen Hof zu verlassen. Allerdings gelingt es ihr trotzdem die Flucht nach ihren Wünschen zu beeinflussen und landet bei ihrer Tante Katharina, der Frau von Martin Luther, in Wittenberg.

Dort wird ihr von Melanchton, dem Freund Luthers, die Leitung der Mädchenschule übertragen. Eigentlich könnte sich Philippa glücklich schätzen, sie kann mit Büchern arbeiten, wie gewünscht, hat eine neue Aufgabe im Haushalt ihrer Tante, und sie hat ein neues Auskommen.

Kurze Zeit nach ihrer Ankunft wird Philippa jedoch zur Zeugin bei einem Beinahe-Kindeshandel und auch der Onkel wird bedroht. Irgendjemand ist scheinbar bereit, den vogelfreien Luther zu ermorden und das Todesurteil des Kaisers zu vollstrecken. Hinzu kommen der Mord an ihrer Gehilfin und Verdächtigungen gegen Philippas ehemaligen Begleiter auf der Reise nach Wittenberg, die sie nicht akzeptieren kann. Philippa sieht sich gezwungen eigene Ermittlungen durchzuführen, und sie geht dabei Wege, die nicht immer gefahrlos sind.

Meine Meinung: 

Mein erstes Werk von Guido Diekmann aber bestimmt nicht mein letzes. Ich liebe es, wenn Figuren im Dunstkreis historischer Persönlichkeiten plaziert werden.

Wenn diese dann noch lebendig sind, sich gegen das auflehnen, was ‚frau’ gewöhnlich zu tun hätte und sich gegen die Vorurteile der Umgebung durchsetzten bin ich noch glücklicher.

Wenn ich dazu dann noch das Gefühl habe, dass sich alles so zugetragen haben könnte, sprich die historischen Tatsachen verarbeitet wurden, bin ich zufrieden.

Wenn ich mich in die eine oder andere Hauptperson auch noch hineinversetzen kann, und quasi deren Qualen oder Überlegungen nachvollziehen kann, dann bin ich sehr zufrieden.

Hier ist dies alles der Fall. Stilistisch scheint mir der Roman zweigeteilt. Anfangs entwickelt sich die Handlung langsam, durch Ereignisse am Hof des Vaters lernt man Philippa und ihre Denk- und Handlungsweise kennen.

Auf der Reise nach Wittenberg, am Hofe Luthers und bei der Aufklärung der verschiedenen Fälle, steigert sich das Tempo. Aber vielleicht war es auch nur der Lesesog, der mir das Gefühl vermittelte, gedanklich von Wittenberg über Straßburg nach Münster zu fliegen.

Ein historischer Roman, der uns Luther, einige seiner Gedanken und sein Umfeld plausibel und lebendig nahe bringt. (Binchen, Januar 2005)

Bewertung: ***

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)