Inhalt:
Der Journalist
Gordon West und seine Frau Mary entschlossen sich im Frühjahr
1929 spontan, dem unerfreulichen englischen Wetter zu entfliehen
und das damals vom Tourismus noch weitgehend unentdeckte Mallorca
zu besuchen. Ihre reise führt mit dem Zug von London über Paris
nach Barcelona und per Nachtfähre der Sonne entgegen. Nach
einigen Tagen in Palma fahren sie nach Valldemossa und beginnen
dort ihre abenteuerliche Erkundung der Insel zu Fuß, per
Maultier, mit Bus und Eisenbahn. Die Wests sind fasziniert von der
Ursprünglichkeit der Landschaft, dem Cahrme der Bergdörfer wie
Deya und Städtchen wie Sóller und Pollensa. Überall begegnet
man ihnen mit ehrlicher Gastfreundschaft und gekünstelter
Herzlichkeit.
Meine Meinung:
Als ich dieses Buch begonnen habe, hatte
ich einen Reiseführer erwartet, der ein Mallorca beschreibt, das
45 Jahre vor meiner Geburt aufgehört hatte zu existiert. Doch
selten hat ein vermeintlicher Reiseführer es geschafft, den
Charme vergangener Zeiten so detailgetreu und zeitlos aufleben zu
lassen. Wie viele andere Mallorcatouristen kenne auch ich
hauptsächlich die Hochburgen des Massentourimus an den Stränden
bzw. allenfalls noch die Kathedrale in Palma und Chopins
Liebesnest in Valldemossa. Was Gordon und seine Frau Mary aber dem
geneigten Leser hier zeigen ist ein Mallorca, das auch
Mallorquiner schon vergessen glauben. Wenn man aber mit den Wests
durch das Land gereist ist, ihre Pannen miterlebt, die
Freundlichkeit der Menschen zwischen den Zeilen gespürt hat und
Bilder von Gegenden vor dem inneren Auge entstehen, die zum
Träumen einladen, dann weiß man, dass es sie noch geben muss -
das alte Mallorca, die Fleckchen, die einst dafür verantwortlich
waren, dass die Insel im Mittelmeer zum Magnet der Ruhesuchenden
und zum Ziel von Künstlern wurde. Ich jedenfalls hätte am
liebsten meine Koffer gepackt und wollte mich auf den Weg machen,
ob zu sehen, was von Mallorca um 1929 noch zu finden ist. An die
Tür der Finca klopfen, in der die Wests nächtigten, meinen
eigenen Roja finden (und damit ist nicht der Wein gemeint) oder
mich einfach nur bei der Landbevölkerung (leider wohl nicht mehr
zu den gleichen Preisen!) mit Obst, Käse, Brot und Wein
eindecken. Ja, zugegeben, auch ich bin ein Kind meiner Zeit und
würde mancherorts auf bequemere Reisemittel oder Übernachtungen
umsteigen. Als die Wests aber am Ende wieder in ihrer Heimat
London ankommen, habe ich mit ihnen die Kälte gefühlt und die
Sehnsucht nach der Wärme und Herzlichkeit der Insel empfunden.
Viel mag einem Mallorcaurlauber als "Heile-Welt-Malerei"
vorkommen und jemand, der die Insel noch nicht kennt, kann nur
enttäuscht werden, wenn er sich mit den Bildern der Wests auf den
Weg macht. Wer aber bereit ist, sich auf die Suche zu machen nach
dem Herzen des ursprünglichen Mallorcas, entdeckt vielleicht
etwas, was sowohl langjährige Mallorcatouristen, wie auch
genervte Einheimische schon lange vergessen haben. Ich werde bei
meinem nächsten Besuch Gordon Wests Buch im Gepäck haben und
einmal abseits der ausgetrampelten Touristenpfade wandeln.
Fazit: Für Mallorcafans eigentlich eine
Pflichtlektüre! (Tara)
|
geht es zum
Sonderbericht "Literarische Reisen - Mallorca"! |
Bewertung: ***/****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 220
Seiten, Paperback, Reise Know-How Verlag, 10,50 €
|