Inhalt:
Die in Japan geborene Autorin
eines belgischen Diplomaten erzählt in "Metaphysik der Röhren"
ihre früheste Kindheit bis zu ihrem Alter von drei Jahren.
Natürlich muss sie sich, was die
ersten beiden Jahre betrifft, auf die Erzählungen ihrer Eltern stützen,
die die Autorin jedoch so herrlich eigenwillig und auf ihre Art
und Weise überzeugend ausbaut, dass man das kleine Mädchen tatsächlich
für die Wiedergeburt Gottes halten mag, als die es uns samt
seinen außergewöhnlichen Eigenheiten geschildert wird. Denn bis
zum Alter von zwei Jahren schreit, weint, bewegt sich das Kind
nicht, ist lediglich Röhre, die Nahrung aufnimmt und wieder
ausscheidet. Bis das eigentümliche Wesen eines Tages zu brüllen
beginnt und nicht wieder aufhört.
Ratlose Eltern, ratlose Ärzte.
Erst die Großmutter aus Belgien, die dem Kind weiße Schokolade
zu essen gibt, schafft es, dem Mädchen Freude und Genuss zu
vermitteln. Von da an entwickelt sich das Kind rasant - bis es mit
drei Jahren bereits zwei Sprachen sprechen, lesen und schwimmen
kann und die Welt besser begreift, als die Erwachsenen um sich
herum.
Meine Meinung:
Geschrieben in einer
temperamentvollen Sprache, erzählt die Autorin ihre Geschichte höchst
intelligent und humorvoll. Zugleich voller Melancholie, die die
Leiden eines kleinen Kindes widerspiegeln, das sich, wenngleich
von belgischer Abstammung, doch vielmehr als Japanerin empfindet
und mit der Ankündigung leben lernen muss, dass es das geliebte
Land in wenigen Jahren wieder verlassen muss. Ein wundersames
kleines Buch über ein höchst wundersames kleines Mädchen.
(Christa Roßmann - in Zusammenarbeit mit www.how2find.de)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 160 Seiten, gebundene
Ausgabe, Diogenes Verlag, ca. 16,90 EUR
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