Alle Toten lebten einsam und
zurückgezogen mitten in der Großstadt, alle Toten hatten
psychische Probleme - und alle waren sie in einer beliebten
Nachmittags-Talkshow zu Gast. Der aalglatte Talkmaster ist nicht
recht zu fassen, seine verschrobene Assistentin stellt Kommissarin
Ina Henkel vor immer neue Rätsel. Die dünnhäutige Ermittlerin
versucht sich gegen die Zumutungen ihres Berufs abzuschirmen, doch
die brutalen Morde lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Bald stößt
sie an ihre Grenzen und gerät, ohne es zu ahnen, ins Visier des
Täters …
Meine Meinung:
Der Roman liest sich über weite Teile wie
ein Drehbuch: geradlinig, sehr direkt, mit viel Dialog und in oft
stark verkürzter Alltagssprache. Zudem wechselt der Leser häufig
die Perspektive. Mit jedem neuen Kapitel sieht man das Geschehen
aus einem anderen Blickwinkel durch die Augen einer der
Hauptfiguren. Soweit zu den etwas gewöhnungsbedürftigen
Lese-Anfängen. Hat man sich erst einmal in die etwas
eigenwillige, doch sehr präzise und realistische Erzählweise
eingefunden, lässt einen das Buch nicht mehr los.
Zwar kommen Kriminaloberkommissarin Ina
Henkel und ihr Kollege Stocker mit dem Mordfall an einer jungen,
zurückgezogen lebenden Frau nicht so recht weiter. Doch der Mord,
der im Verlauf des Buches nicht der einzige bleiben wird, dient
vor allem als Kulisse. Die Beziehungen der Hauptpersonen und deren
Veränderungen sind das eigentlich Spannende. Und da ist noch die
allgegenwärtige Frage, ob jeder auch tatsächlich das ist, was er
vorgibt zu sein. So stellt sich beispielsweise im Verlauf der
Geschichte heraus, dass die im Job so zielstrebige, autoritäre
und unnahbare Kommissarin eigentlich eine sehr verletzbare Frau
ist, der ihre Arbeit mehr zusetzt, als sie sich selbst eingesteht
und die sich oft nichts weiter wünscht als ein wenig
Geborgenheit. Doch gerade diese Schwächen, die vermeintlich
niemand außer ihr kennt, bringen sie in höchste Gefahr. Denn der
Mörder der anderen drei Opfer hat unbemerkt schon längst ein
Auge auf sie gerichtet.
Einziger Kritikpunkt ist das Ende des
Buches. Auch wenn man erfährt, wer der Mörder ist und was für
Motive er hatte, hinterlässt das Ende für mich einen etwas
unabgeschlossenen Nachgeschmack. Ideal allerdings für eine
Fortsetzung, auch wenn „Sterntaucher“, Paprottas zweiter Roman
mit Kommissarin Ina Henkel, anscheinend nicht direkt dort ansetzt.
(Bisher kenne ich nur den Klappentext von „Sterntaucher“.) (blacklibra)